Publiziert am: 19.05.2017

Im Regulierungssturm gefangen

FINANZKRISEN – Die Regulierungswellen überschwemmen den Finanzplatz. Kaum zieht eine vorbei, kündigt sich schon die nächste an.

Der nicht enden wollende Sturm um den Finanzplatz begann mit der Krise im Jahr 2008. Die erste Welle rollte an: Die Regulierung der systemrelevanten Banken. Darauf reagierte man noch sportlich und bekräftigte: «Wenn wir das schaffen, sind die Probleme gelöst». Doch die Welle kam nicht alleine, sondern begleitet von Orkanböen, welche jene Regulierung nicht nur auf Grossbanken, sondern gleich auf alle Banken ausdehnte. Gelöst wurden die Probleme nicht.

Denn als sich der Sturm zu legen schien, kamen schon die nächsten Monsterwellen: Verschärfte Geldwäschereiregulierungen, mikroprudentielle Aufsicht und Hypothekenkontrolle durch Finanzmarktaufsicht und durch die Nationalbank.

«Es wird weniger,
aber dafür teurere 
Finanzprodukte 
gerade für die 
Kleinsparer geben.»

Auch hier war man überzeugt: «Nur noch dies. Dann ist es überstanden.» Aber auch da täuschte man sich. Als diese Wellen überstanden schienen, baute sich ein Doppeltsunami auf: Das Finanzdienstleistungsgesetz Fidleg und das Finanzinstitutsgesetz 
Finig.

Mit den Kollateralschäden dieser Tsunamis haben nicht nur Banken, sondern vor allem Vermögensverwalter und Treuhänderinnen zu kämpfen; mal abgesehen von den Kundinnen und Kunden. Verschiedene Firmen werden von Bord fallen und für die Kunden wird es nicht genügend Rettungsringe geben. Im Klartext: Es wird weniger, aber dafür teurere Finanzprodukte gerade für die Kleinsparer geben.

Fidleg und Finig

Die Doppelwelle Fidleg und Finig betrifft vor allem die Kunden. Und auch hier verkündete man noch stolz: «Damit werden wir fertig. Dann ist alles überstanden.» Doch weit getäuscht. Fidleg und Finig sind nur der Anfang eines Sturmes, der vor allem auf Kundinnen und Kunden lospeitscht. Denn darauf folgten sofort die Einschränkung im Bargeldverkehr und die faktische Abschaffung der Inhaberaktiengesellschaften.

«ein Ende ist nicht 
in Sicht.»

Kurz nach Fidleg und Finig folgt noch der automatische Austausch von steuerrelevanten Informationen mit allen – auch unstabilen – Ländern auf der Welt. Wer auch immer heute behauptet, das Ende des Sturms sei nahe, ist entweder naiv oder lügt. Wer durchs Periskop schaut, sieht schon die nächsten pechschwarzen Wolken aufziehen. Wegen des automatischen Informationsaustauschs wird bald Druck auf das Aktienrecht ausgeübt. Sicher werden die Finanzvergehen – ob mutmassliche oder tatsächliche – weiteren Sanktionen unterstellt und die finanzielle Privatsphäre wird eingeschränkt.

«Bald wird Druck auf das Aktienrecht 
ausgeübt.»

Zehn Jahre dauert schon dieser Sturm und ein Ende ist nicht in Sicht. Mehr noch: Statt mit Kompass und Karte einen Ausweg zu suchen, bauen Besatzung und Passagiere auf dem Prinzip Hoffnung. Die Hoffnung, dass früher oder später der Sturm aufhört. Die Hoffnung, dass wenn man nur jede Welle voll auftreffen lässt, der Meeresgott endlich Ruhe findet. Wer aber Neptun kennt, weiss: Sein Zorn hört nur auf, wenn er obsiegt.

Henrique Schneider,
Stv. Direktor sgv

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