Publiziert am: 08.11.2019

In die Berufswelt eintauchen

PILOTPROJEKT – Der grösste Berner Wirtschaftsverband hat Ende Oktober «Rendez-vous Job» erfolgreich durchgeführt. Dabei haben rund tausend Jugendliche direkt in elf verschiedenen ÜK-Zentren im Kanton Bern Berufsluft geschnuppert. Berner KMU hat mit diesem Projekt eine wichtige Massnahme gegen den Fachkräftemangel gestartet.

«Wir hatten am Freitag und am Samstagnachmittag ein gut besuchtes Haus. Für uns war der 1. Berner Erlebnistag ein Erfolg», freut sich Andreas Reinhard, ÜK-Instruktor des ÜK-Zentrums Bäcker-Konditor-Confiserie BKC im Bildungszentrum Langenthal. Fünft- bis Neuntklässler aus dem ganzen Kanton erlebten hautnah, was es heisst, in der Backstube zu stehen und knusprige Brote und Backwaren zu backen und feine Patisserie zu kreieren. Dabei gab es nicht nur wertvolle Informationen zur Lehre als Bäcker-Konditor/-in EFZ und EBA sowie Konditor-Confiseur/-in EFZ und EBA, sondern sie konnten gleich selbst Hand anlegen und unter kompetenter Anleitung der beiden Ausbildner Andreas Reinhard und Rolf Gutmann feine Grittibänze backen und Schokoladenkühe aus Biskuit verzieren. «Die Schüler waren interessiert an unseren Berufen. Der Umgang mit Lebensmitteln, verbunden mit viel Kreativität, begeisterte sie. Wenn wir auf diese Art mehrere neue Lernende rekrutieren konnten – und es sieht ganz danach aus –, dann sind wir zufrieden», sagt Reinhard.

Die Branche kämpf zurzeit um jeden Lernenden. «Wir haben alle Jahre tendenziell etwas weniger Lehrverhältnisse.» Pro Jahr werden im ÜK-Zentrum BKC in Langenthal während dreier Tage pro Woche rund 330 Lernende aus den Kantonen Bern und Solothurn ausgebildet. Die Branche, aber auch der Beruf habe sich gewandelt. «Den reinen Bäcker gibt es nicht mehr, er wird immer mehr zum Verpflegungsspezialisten. Die Zwischenverpflegung ist ein ganz wichtiges Standbein für die Bäckereien geworden», weiss Reinhard. Die Branche tritt mit der Teilnahme an Berufsmessen sowie dem Registrieren der offenen Lehrstellen beim kantonalen Lehrstellennachweis LENA gegen den Fachkräftemangel an. «Redenz-vous Job» sei eine weitere sinnvolle Massnahme. «Wir sind nächstes Jahr wieder dabei. Wir müssen das Projekt von KMU Bern etwas reifen lassen, aber in zwei bis drei Jahren ist dies ein nicht mehr wegzudenkender Event zur Unterstützung des Berufswahlprozesses», ist Reinhard überzeugt.

Beste Werbung für Berufslehre

Ein ebenso positives Feedback zieht auch Nina Zosso, Leiterin Kommunikation Berner KMU. «Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und die Eltern waren alle restlos begeistert. Es ist uns in den überbetrieblichen Kurszentren gelungen, die verschiedenen Berufe und Karrieremöglichkeiten mit viel Herzblut zu präsentieren und so beste Werbung für eine Berufslehre zu machen.» Und sie ergänzt: «Jetzt gilt es, die Marke Rendez-vous Job noch breiter bekannt zu machen, damit wir nächstes Jahr noch mehr Jugendliche begeistern können. Wir werden in den nächsten Tagen gemeinsam mit den teilnehmenden ÜK zusätzlich noch eine vertiefte Bilanz ziehen und dann den Termin für ‹Rendez-vous Job› 2020 bekannt geben.»

Corinne Remund

www.rendez-vous-job.ch

RENDeZ-VOUS JOB

Über 30 Berufeausprobieren

Am Freitag konnten Schulklassen der 5. bis 7. Klasse in zehn gewerblichen Bildungszentren in den Job-Shops über dreissig verschiedene Berufe ausprobieren: Über 700 Schülerinnen und Schüler fuhren zum Beispiel einmal mit einem Bagger oder Traktor, produzierten selber einen Metallwürfel oder ein Spielbrett oder sammelten erste Eindrücke im Gastro- oder Bäckereigewerbe. Am Tag der offenen Tür am Samstag konnten Schülerinnen und Schüler – zusammen mit ihren Eltern – live vor Ort in die Berufswelt eintauchen. Die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich zu informieren, wurde vor allem auch von den anwesenden Eltern sehr geschätzt.

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