Publiziert am: 20.03.2020

In Varianten planen

CORONA: DREI SZENARIEN – Dass Corona und die damit ergriffenen Massnahmen grosse Auswirkungen auf die Wirtschaft hat, ist keine Frage. Dass es schwer ist, derzeit eine Prognose zu treffen, ist auch klar. Was nun?

Im Umgang mit der Corona-Epidemie gilt der Erhaltung der Gesundheit die oberste Priorität. Wenn die Epidemie einmal nachgelassen haben wird – Szenarien gehen von Mai bis Juli aus – wird es an der Wirtschaft sein, den Geschäftsalltag wieder hinaufzufahren. Die Frage stellt sich: Kann sie das – und wie lange wird sie dafür brauchen?

Für direkte Antworten auf diese Fragen ist es noch viel zu früh. Noch unklar sind die Wirkungen der drastischen Massnahmen, ihre effektive Dauer und die ganze weltwirtschaftliche Verwobenheit, in der sich die Corona-Krise abspielt.

Trotzdem kann man in Szenarien denken. Hier folgen drei unter den vielen, welche derzeit in den Köpfen der Expertinnen und Experten kursieren.

Optimistisches Szenario

Die Option «rasche Erholung» geht von einer Abnahme der Neuinfektionen im April aus. In diesem Szenario stabilisiert sich die Lage kontinuierlich ab Mai. Im September nimmt die Wirtschaft wieder Fahrt auf, weil ab dann die nicht erledigten Arbeiten nachgeholt werden müssen. Das gilt für die Schweiz und weltweit.

In diesem optimistischen Szenario wird das Bruttoinlandprodukt der Schweiz im Jahr 2020 um knapp 0,3 Prozent wachsen. Die Arbeitslosenquote erhöht sich von heute 3,5 auf 4,5 Prozent. Gemäss diesem optimistischen Szenario würden sich die Finanzmärkte bis Ende Jahr erholen, sodass sie «nur» um 5 bis 8 Prozent Werteinbusse über das Jahr verzeichnen.

Pessimistisches Szenario

In der «Langen Krise» koppelt sich die Wirtschaft von der Epidemie im negativen Sinne ab. Selbst wenn die Aktivitäten des Virus zurückgehen und die Massnahmen zu seiner Eindämmung zurückgenommen werden, bleibt die Wirtschaft in diesem Szenario in der Krise stecken.

Der Grund: In der vergangenen Dekade haben sich massive Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft aufgebaut. Eine Politik des billigen Geldes und zentralplanerischer Lenkung der Wirtschaft hat zu einer der längsten je verzeichneten Wachstumsperioden geführt. Doch dieses Wachstum war künstlich, es schlug sich nicht in der Produktivität des Kapitals und der Arbeit nieder. Es war eine von Staaten und Zentralbanken produzierte Chimäre. Ein kleines Virus namens Corona führt die Wirtschaft auf den Boden der Realität zurück. In diesem Szenario kommt es zu massiven strukturellen Korrekturen in Form einer deutlichen und weltweiten Rezession, die bis 2021 andauern sollte.

Mittleres Szenario

Ein mittleres Szenario lautet, dass die Epidemie und die sie begleitenden Massnahmen bis Anfang Herbst in verschiedenen Formen bleiben. Das löst für das Jahr 2020 eine Rezession aus. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz nähme hier um etwa ein Prozent ab. Doch schon im Herbst stabilisiert sich die Lage, und die Schweiz kommt im Jahr 2021 wieder in Fahrt. Dieses Szenario sieht eine erhöhte Anzahl von Betriebsschliessungen in der Schweiz voraus. Das ist einerseits konjunkturell bedingt. Andererseits kommt es auch zu einer Strukturbereinigung. Damit kommt es zu erhöhten konjunkturellen und strukturellen Arbeitslosigkeit. Die Quote von Arbeitslosen könnte sich in diesem Szenario auf etwa 7 Prozent erhöhen.

Und die KMU?

Was bedeuten diese Szenarien für KMU? Einerseits legen sie nahe, in Varianten zu planen. Andererseits verheisst auch das optimistische Szenario nichts Gutes. Die aktuelle Situation ist ein harter Test, insbesondere für die KMU in der Schweiz. Sie sind systemrelevant. Auf sie wird es ankommen, wenn nach der Eindämmung der Epidemie die Schweiz wieder in die Gänge zu bringen sein wird. Sc

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