Publiziert am: 22.05.2015

Innovative Ideen in Form bringen

CIMFORM AG – Der Formenbau-Betrieb hat dank seinem breiten Tätigkeitsfeld die Nase vorne. Das international tätige Hightech-KMU fertigt von Giessereimodellen über Laminierformen für die Formel 1 bis hin zu Strukturteilen für die Raumfahrtindustrie.

Der Modell- und Formenbau-Betrieb Cimform AG in St. Pelagiberg im Kanton Thurgau liegt mitten zwischen grünen Feldern und Hainen von Apfelbäumen – umgeben von einer landwirtschaftlichen Idylle, wie man sie aus dem Bilderbuch kennt. In einer umgenutzten Liegenschaft, wo einst die Milch der Bauern zu Käse verarbeitet wurde und die Schweine sich an der übrig gebliebenen Molke labten, werden jetzt mit modernsten CAD/CAM- und CNC-Techniken Hightech-Produkte – vorwiegend aus Aluminium, Kunststoff und Holz – für die ganze Welt hergestellt. Die Kundenliste des Familienunternehmens liest sich wie jene eines international tätigen Grosskonzernes: Die Cimform AG arbeitet für Automobilzulieferer, die kunststoffverarbeitende Industrie, Giessereien, den Schienenfahrzeugbau, die Luft- und Raumfahrt, aber auch für die Rennsportbranche. «Wir generieren 50 Prozent des Umsatzes mit der Automobil­industrie», erklärt Adrian Studerus.

«Flexibilität und 
Termintreue sind unabdingbar in unserer Branche.»

Zusammen mit seinem Bruder Urs hat der Ingenieur ETH und Wirtschaftsingenieur FH vor zehn Jahren das 1971 als Modellschreinerei gegründete Unternehmen gekauft und zu einem Hightech-KMU umgewandelt. Auf einer Produktionsfläche von 750 m2 werden Tradition und Innovation sorgfältig miteinander verknüpft und gewachsenes Know-how und neueste Technologien in hochkomplexen Arbeitsabläufen miteinander verbunden.

«Wir sind in der Entwicklung tätig und produzieren Formen, Modelle und Prototypen», erklärt Urs Studerus, technischer Leiter bei Cimform. «Wir stellen dabei vorwiegend Werkzeuge oder Hilfsmittel her, mit welchen unsere Kunden dann Prototypteile fabrizieren. Solche Vorserien-Teile können beispielsweise Unterböden für Testfahrzeuge sein, die nur in geringer Zahl produziert werden», konkretisiert sein Bruder. Bevor solche Produkte schliesslich in Serie hergestellt werden, haben sie einen langwierigen Entwicklungsprozess mit Optimierungen und Verbesserungen zu durchlaufen. Mit diversen Dienstleistungen, wie biespielsweise der Entwicklung und Herstellung von speziellen Giess- und Presswerkzeugen, unterstützt die Cimform AG seine Automobil-Kunden bei diesen Entwicklungen.

High-End-Produkte für 
höchste Ansprüche

Zu den weiteren Dienstleistungen gehören auch die Reparaturen und Umbauten von bestehenden Formeneinrichtungen sowie das Produzieren und Entwerfen von Schäumwerkzeugen. Ebenso bietet die Cimform AG Hand beim Realisieren von Designvorschlägen mittels Anschauungsmodellen. Hier können die Spezialisten von Cimform mit einem fundierten Wissen und modernen Produktionsverfahren aus dem Vollen schöpfen. Dass der Maschinenpark immer auf dem neusten Stand ist, ist Voraussetzung für das Hightech-Unternehmen. Die hochwertigen und kostengünstigen Werkzeuglösungen werden anhand der Bauteildaten und der Bedürfnisse der Kunden entwickelt. Dazu Urs Studerus: «Wir konstruieren nach Kundenwunsch und Zeichnungsvorgaben mittels CAD komplette Formeinrichtungen. Mit unseren 5-achsigen CNC-Fräsen fertigen wir komplexe Formen mit hoher Präzi­sion.» Dies bedinge allerdings möglichst wenige Schnittstellen, um die Fehler auf ein Minimum zu reduzieren. «Deshalb sind unsere Fachleute alles Generalisten. Sie arbeiten sehr selbstständig und betreuen ein Projekt vom Anfang bis zum Schluss. Dies beinhaltet den gesamten Arbeitsprozess vom Zeichnen am Computer bis zur Produktion in der Werkstatt», betont der gelernte technische Modellbauer. Dank diesen flachen Hierarchien identifizierten sich die Mitarbeitenden mit ihrer Arbeit und setzten sich so auf einem hohen Niveau dafür ein.

«Unsere Fachleute betreuen das gesamte Projekt, DAMIT wir wenig Schnittstellen haben.»

Das kleine schlagkräftige Team besteht aus 12 Berufsleuten – Formenbauern und Polymechanikern. Ebenso gehören zwei Lernende dazu. Um in der Hightech-Branche immer vorne an der Spitze zu sein – eine Voraussetzung für den Erfolg des Unternehmens – braucht es nebst qualifizierten Leuten laufend Investitionen in die neusten Technologien (Soft- und Hardware).

Logistik als Herausforderung

Wirtschaftlichkeit und Schnelligkeit ist bei Cimform im Projektgeschäft sehr wichtig. «Flexibilität und Termintreue sind unabdingbar in unserer Branche. Oft liegen zwischen dem Empfang des Auftrags und der Auslieferung des fertigen Produktes nicht mehr als zwei Wochen. Ebenso sind unsere Produkte meistens fest in einem Terminplan des Kunden eingebunden», sagt Adrian Studerus und ergänzt: «Wir dürfen aufgrund solch enger Terminpläne auch beim Transport kein Risiko eingehen. Es wäre eine Katastrophe, wenn ein Lastwagen an der Grenze festhängen oder die Fracht mangels schlechter Sicherung kaputt gehen würde. Deshalb werden unsere Produkte meistens via Direktfahrten geliefert. Dabei muss alles von A bis O fein säuberlich geplant sein.»

Für die Zukunft haben sich die beiden Geschäftsinhaber, die dennoch bescheidene «Vollbluttechniker» geblieben sind, mit einer grossen Leidenschaft für anspruchsvolle Aufgaben, organisches Wachstum auf die Fahne geschrieben. «Wir hoffen, dass wir weiterhin so erfolgreich am Ball bleiben, keinen Trend verschlafen und in Sachen neuste Technologien immer die Ersten sind.»

Corinne Remund

INTERNATIONALER MARKT

Der starke Franken macht zu schaffen

Die Cimform AG hat sich auch international einen Namen gemacht und arbeitet mit namhaften Firmen auf der ganzen Welt zusammen. Die internationale Konkurrenz ist gross, und das KMU bekommt als Dienstleister der Maschinen- und Automobilindustrie den hohen wirtschaftlichen Druck des starken Frankes auch zu spüren. «Wir messen uns an internationalen Preisen und rechnen mit den meisten Kunden, auch solchen aus der Schweiz, in Euro ab. Dennoch müssen wir schauen, dass wir noch preisgünstiger sind, um Aufträge aus dem Ausland zu bekommen», betont Urs Studerus.

Keine neuen Investitionen

Die beiden cleveren Geschäftsinhaber versuchen diesen momentanen Einschnitt mit Prozessoptimierungen und Leistungssteigerungen auszugleichen. Die grosse Gefahr sehen sie allerdings erst mittel- und langfristig. «Die Margen sind zum Teil so tief, dass Investi­tionen aufgeschoben werden müssen. Stän­dige neue Investitionen zu tätigen, ist jedoch eine Voraussetzung, um in der High-Tech-Branche längerfristig bestehen zu können», so Adrian Studerus. Die Währung sei das eine, so sein Bruder Urs, das Marktpotenzial das andere: «Deutschland boomt, es ist viel Arbeit da und somit viele Aufträge für uns, was uns momentan am Leben hält.» Die beiden Unternehmer erwarten in dieser schwierigen Situation von der Politik, dass diese die KMU-Wirtschaft unterstützt, beispielsweise mit weniger administrativen Belastungen und Regulierungen. «Am wichtigsten für uns ist, dass der Aussenhandel nicht unnötig erschwert wird und wir weiterhin unkompliziert mit der EU zusammenarbeiten können – dies ist nämlich die Lebensader unseres Betriebes.» CR

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