Der sgv spricht sich vehement gegen die Erhöhung der Lohnprozente aus
Jura – Wandern und Genuss pur
WANDERN – Der Jura wird als kleine Schwester der Alpen manchmal etwas belächelt. Völlig zu Unrecht, denn er ist ein Paradies für Wanderer, Skilangläufer, Naturliebhaber und Genussmenschen. Autor Ruedi Horber hat schon einige hohe Gipfel bestiegen.
Zwar ist der höchste Punkt des Juras nur 1720 m hoch. Dank seiner Längenausdehnung von etwa 300 km kann man hier wandern ohne Ende. Es locken aber nicht nur spektakuläre Felsenarenen wie der berĂĽhmte Creux du Van, endlose Wälder und menschenleere Hochweiden, der Etang de Gruyère und der malerische Lac de Joux, sondern auch kulinarische GenĂĽsse: Eine feine authentische KĂĽche zu vernĂĽnftigen Preisen, erlesene Weine im französischen Jura – und Hochprozentiges. Mit einem Anteil von 70 Prozent (9903 km2) liegt der Jura ĂĽberwiegend in ÂFrankreich.
Die Höchsten
Ambitionierte Alpinisten nehmen sich alle Viertausender der Alpen vor. Meine Ziele sind bescheide-ner: Besteigung der zehn höchsten, über 1600 m hohen Juragipfel. Neun davon habe ich schon geschafft, es fehlt noch der etwas abgelegene Crêt de la Goutte in Frankreich. Der höchste Schweizer ist der 1679 m hohe Mont Tendre, eine sanfte Erhebung zwischen dem Col de Marchairuz und dem Col du Mollendruz, eine einfache Gratwanderung mit wenig Höhendifferenz. Jene, die es gemütlicher mögen, fahren bis zur Buvette du Mont Tendre hoch und erreichen dann den Gipfel in nur 15 Minuten.
Der höchste Jurassier, der CrĂŞt de la Neige, liegt in Frankreich. Dieser Rekord war allerdings lange umstritten: Bis zu einer Neuvermessung im Jahre 2003 ging man davon aus, dass der benachbarte Reculet mit 1717,4 m praktisch gleich hoch war. Nun ist alles klar: Der CrĂŞt de la ÂNeige wurde um 2,4 m auf 1720 m erhöht, der Reculet hat das Nachsehen. Wir bestiegen das Dach des Juras an einem schönen, aber kalten Herbsttag, allerdings auf die anstrengendere Art: Der Sessellift auf der Nordseite bei LĂ©lex hatte seinen Betrieb schon eingestellt, sodass wir unseren Gipfel von der Talsohle aus auf abwechslungsreicher Route bewältigen mussten. Der Lohn: eine Aussicht vom Feinsten mit Blick auf den Genfersee hinunter und hinĂĽber zum Montblanc.
Hochprozentiges
Das bekannteste Getränk aus dem Schweizer Jura mit Schwerpunkt Val de Travers ist zweifellos der Absinth. Er wird traditionell aus Wermut, Anis, Fenchel sowie je nach Rezeptur einer Reihe weiterer Kräuter und Alkohol hergestellt. Da die meisten Absinth-Marken grĂĽn sind, hat sich die Bezeichnung «La fĂ©e verte» eingebĂĽrgert. Der Alkoholgehalt liegt ĂĽblicherweise zwischen 45 und 89 Volumenprozent, sodass das Getränk mit Wasser verdĂĽnnt genossen wird. Zeitweise war der Absinth in vielen europäischen Staaten verboten, da er aufgrund seines Thujon-Gehalts abhängig mache und schwerwiegende gesundheitliche Schäden hervorrufe. In der Schweiz sind die Herstellung und der Verkauf von Absinth erst seit 2005 wieder erlaubt. Weine aus dem Jura? Ja, die gibt es. Allerdings ist das knapp 2000 Hektaren grosse Anbaugebiet im französischen Jura mit seinem eher rauen Klima bei uns wenig bekannt. Die Winzer pflegen einen natĂĽrlichen, eigenwilligen Wein-Stil. Neben dem Chardonnay gibt es Âeinige Spezialitäten: Bei den Rotweinen der leichte Poulsard und der schwergewichtigere Trousseau. Am bekanntesten ist jedoch der Vin jaune, der ausschliesslich im Jura mit einer ganz speziellen Methode aus der Savagnin-Traube gekeltert wird, ein eigenwilliges Gewächs. Ein guter Vin jaune kann im Idealfall ĂĽber 100 Jahre alt werden, ohne Âseine Frische zu verlieren. Mein Favorit ist aber eine andere jurassische Spezialität: Der sĂĽssliche Vin de paille, dessen Trauben vor der Gärung auf Strohmatten oder Holzgestellen getrocknet werden.
Ruedi Horber
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