Publiziert am: 06.07.2018

Karriere mit der Berufslehre – aber sicher!

BILDUNGSBERICHT SCHWEIZ 2018 – Fast die Hälfte der Bevölkerung ist der Meinung, dass berufsbildende Abschlüsse einen tieferen sozialen Status haben als allgemeinbildende. Der sgv ruft daher die Berufsverbände auf, nicht nur die Berufslehren zu propagieren, sondern auch deren Karrieremöglichkeiten.

Auf über 300 Seiten hat die Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung SKBF unter der Leitung von Professor Stefan Wolter im Auftrag von Bund und Kantonen den neuen Bildungsbericht erstellt. Es ist der dritte nach 2010 und 2014. Er vermittelt Daten und Informationen aus Statistik, Forschung und Verwaltung und deckt sämtliche Bereiche des schweizerischen Bildungswesens von der obligatorischen Schule bis zur Weiterbildung ab.

Für die Berufsbildung wichtig sind einerseits die Feststellungen zur Digitalisierung und damit auch zur Automatisierung im Arbeitsmarkt, die je nach Branche unterschiedlich Einzug hält. Hier liegen noch wenige Zahlen vor, die aufzeigen können, welche Kompetenzen aus Bildungssicht dazu benötigt und auch erfolgreich umgesetzt werden. «Aktuell scheint es schwierig, Prognosen zu machen hinsichtlich des Umfangs und vor allem der Geschwindigkeit, mit der sich diese Prozesse in Zukunft auswirken werden», sagt Christine Davatz, Vizedirektorin des sgv und Bildungsverantwortliche.

Andererseits stellt der Bericht fest, dass sich der Prozess der Weiterbildung im Bereich höhere Berufsbildung und Hochschulen (Tertiarisierung) auch in der Schweiz fortsetzen wird, wenn auch in einer etwas abgeschwächten Dynamik. Gemäss Prognosen des Bundesamtes für Statistik BFS werden bis ins Jahr 2045 ca. 69 Prozent der Bevölkerung einen tertiären Ausbildungsabschluss aufweisen. 2015 lag dieser Anteil noch bei rund 40 Prozent. Dabei zeigen die Zahlen, dass es ­keine markanten Unterschiede zwischen dem Einkommen von Personen mit einer höheren Berufsbildung und solchen mit einem Hochschulabschluss gibt. Dazu Davatz: «Das heisst konkret, dass der Arbeitsmarkt beide Bildungswege offenbar gleich nachfragt.»

 

Berufsbildende AbschlĂĽsse gleich gut wie allgemeinbildende

Eine interessante Feststellung im Bildungsbericht wird bei der Frage des sozialen Status von beruflicher und akademischer Bildung gemacht. Bekanntlich sollten gemäss Bundesverfassung beide Bildungswege gleichwertig sein, und auch beim arbeitsmarktlichen Erfolg schneiden berufsbildende Abschlüsse gleich gut ab wie allgemeinbildende Ausbildungen. Betrachtet man aber die relativen Einschätzungen des sozialen Status der Abschlüsse, sind rund 40 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass berufsbildende Abschlüsse einen tieferen sozialen Status haben als allgemeinbildende, während nur gerade zehn Prozent der gegenteiligen Meinung sind. «Diese negative Einschätzung des sozialen Status findet sich nicht nur bei frisch zugewanderten Ausländerinnen und Ausländern, die mit dem Wert der Berufsbildung in der Schweiz noch nicht genügend vertraut sind», stellt Davatz fest. Und sie ergänzt: «Das Phänomen lässt sich auch bei Schweizerinnen und Schweizern beobachten.» Gemäss Bildungsbericht sei die negative Einschätzung bei Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss und bei Personen mit einer Ausbildung zur Lehrperson besonders ausgeprägt. Dabei könne ein Teil dieser Einschätzung damit erklärt werden, dass die Karriereaussichten in der Berufsbildung falsch beurteilt werden. Für den Schweizerischen Gewerbeverband sgv ein Aufruf an die Berufsverbände, nicht nur die Berufslehren zu propagieren, sondern auch deren Karrieremöglichkeiten.CR

www.bildungsbericht.ch

PILOTSTUDIE DER Konjunkturforschungsstelle der ETH

Schweiz und Ă–sterreich haben die Nase vorn

Gemäss einer Pilotstudie der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich erreicht die Schweiz zusammen mit Österreich bezüglich des Gleichgewichts von Bildungswesen und Wirtschaft den Spitzenplatz, während asiatische Staaten relativ schlecht abschneiden. Die schweizerische Verbundpartnerschaft scheint demnach eine besonders enge und gleichgewichtige Verzahnung zwischen den Akteuren des Bildungswesens und der Arbeitswelt zu garantieren. Ein Faktum, das der Schweizerische Gewerbeverband sgv immer wieder hervorhebt, das aber auch sehr sorgsam gepflegt werden muss. «Die Gefahr besteht nämlich, dass die Betriebe – werden die Anforderungen seitens des Bildungswesens zu hoch und vor allem zu theoretisch – aufhören, Lehrstellen anzubieten und Jugendliche auszubilden», sagt Christine Davatz.

www.kof.ethz.ch

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