Publiziert am: 19.11.2021

Die Meinung

Klima und Klimakonferenz

Im November trafen sich die Vertragsparteien des Übereinkommens von Paris in Glasgow. Wie bei solchen Treffen üblich, diskutierten die Länder Technikalitäten. Das Ergebnis war gut – gerade, weil es unspektakulär war.

Um es schon am Anfang klarzustellen: Klimakonferenzen haben mit dem Klima nichts zu tun. Sie heissen nicht einmal Klimakonferenz, sondern Vertragsparteienkonferenz. Es geht lediglich darum, verschiedene Verträge, Abkommen und Übereinkommen weiterzuentwickeln. Mehr wollen diese Treffen nicht.

Der ganze Hype drum herum ist deshalb nur als scheinheiliges Getue erklärbar. Zugegeben, einige verstehen nicht, was Klimakonferenzen sind. Doch die Mehrheit der Privaten, die da­ran teilnehmen, wollen sich nur zeigen. Wenn sie dort auffallen, wächst ihr Prestige, oder sie erhalten Spenden. Dass Private an solchen Treffen keine Rolle spielen, spielt ihnen und ihren Geldgebern keine Rolle. Dass sie für ihre eigennützige Teilnahme das Klima schädigen, ist für sie genauso unbedeutend.

Was bedeuten die Ergebnisse der Konferenz in Glasgow nun aber für die Schweiz? Zwei Punkte sind besonders relevant. Erstens haben sich Länder darauf einigen können, wie sie transparent über ihre Massnahmen und Resultate kommunizieren. Damit wird es einfacher, die Anstrengungen zu vergleichen. Aus der Sicht der Schweiz, eines der in Sachen Klimaschutz ambitioniertesten Länder, stärkt die Vergleichbarkeit die eigene Position.

Zweitens – und viel wichtiger – sind die Marktmechanismen zu Ende verhandelt worden. Seit dem Übereinkommen von Paris von 2015 wurde dieses Kapitel sehr kontrovers diskutiert. Öfters versagten die Vertragsparteien, einen Konsens zu finden. Das ist nun gelungen. Die Marktmechanismen machen internationale ­Kooperationen zwischen Ländern möglich und als Klimaschutzmassnahmen anrechenbar.

Die Schweiz ist eine Vorreiterin in Fragen der Marktmechanismen. Dazu gehören die Kompensationsprogramme im In- und Ausland, die Energieeffizienzprogramme und das Emissionshandelssystem. Für die internationalen Mechanismen braucht die Schweiz heute verschiedene bilaterale Verträge mit den Partnerländern. Globale Rahmenbedingungen vereinfachen das Verfahren und skalieren die Projekte.

Die Schweiz braucht die internationalen Mechanismen, wenn sie ihre Klimaziele erreichen will. Mehr noch: Sie hat sich gegenüber dem Übereinkommen von Paris verpflichtet, die internationalen Marktinstrumente einzusetzen. Natürlich tun sie auch dem Klima gut: Denn mit den gleichen Kosten lassen sich international viel mehr Treibhausgasemissionen reduzieren als in der Schweiz.

Der Beitrag der Konferenz von Glasgow ist die Schaffung von Rahmenbedingungen für diese internationalen Mechanismen. Dazu gehören Qualitätskontrollen, Regeln für die Deklaration und Buchhaltung der Emissionsreduktionen sowie ihrer Übertragungen. Dem Klima wird erst geholfen, wenn Länder diese Rahmenbedingungen einsetzen, um Treibhausgasemissionen tatsächlich zu reduzieren. Gerade dies macht die Schweiz seit Jahrzehnten erfolgreich.

Die Ergebnisse von Glasgow erlauben der Schweiz, mehr zu machen und effizienter zu wirken. Wer aber diese Wirkung in der Schweiz hinbekommt, sind die Bewohnerinnen und Bewohner unseres Landes – und die Wirtschaft. Seit Jahren. Und mit Erfolg.

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