Publiziert am: 22.04.2016

KMU bleiben digitale Dinosaurier KMU nutzen digitale Entwicklungen

«DIGITAL SWITZERLAND 2016» – Gemäss einer Studie der HWZ Zürich und SUISSEDIGITAL hinkt noch immer der Grossteil der KMU der Digitalisierung hinterher. Die Anzahl Unternehmen, welchen es an digitalem Know-how mangelt, hat sich sogar vergrössert.

Vor einem Jahr führte Sven Ruoss vom Center for Digital Business der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich die Studie «Digital Switzerland 2015» durch mit dem Ziel, den Stand der Digitalisierung in Schweizer Unternehmen und Organisationen zu messen. Das Ergebnis war ernüchternd: Obwohl 74 Prozent der Befragten glaubten, dass die digitale Transformation grosse Auswirkungen auf ihre Branche haben wird, gehörten 56 Prozent der Unternehmen bezüglich ihres digitalen Reifegrads noch immer zu den sogenannten digitalen Dinosauriern. «Das heisst konkret, dass das digitale Kundenerlebnis und die digitale operationelle Exzellenz nur schwach ausgeprägt sind», erklärt Manuel P. Nappo, Leiter des Center of Digital Business an der HWZ.

Digitale Profis haben um
ein Prozent zugelegt

Ein Warnschuss für Schweizer Unternehmen, welcher Konsequenzen zur Folge haben sollte – könnte man meinen. Doch die Realität sieht anders aus. Ein Jahr später führte das Center for Digital Business eine Neuauflage der Studie durch. Das überraschende Ergebnis von «Digital Switzerland 2016»: Die Zahl der digitalen Dinos hat sogar noch zugenommen. Neu gehören gemäss Studie 59 Prozent der Unternehmen zu der Gruppe, die digital am schwächsten aufgestellt ist. Immerhin, ein bisschen Hoffnung bleibt: Die Prozentzahl der digitalen Master, also der digitalen Profis, ist von 26 Prozent auf 27 Prozent angestiegen. Allerdings ist die Vergleichbarkeit der Studien nicht komplett gegeben, da unterschiedliche Samples verwendet wurden. Sicher ist aber: Noch immer hinkt der Grossteil der Schweizer Unternehmen der Digitalisierung hinterher, und dies in einer Zeit, in der das Smartphone und das Internet nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken sind.

«Viele Mitglieder der Chefetage setzen sich nicht gerne mit 
neuen Techniken 
auseinander.»

Wo liegen die Gründe hierfür? «Zum einen herrscht ein grosses Unverständnis über die Fragestellung der Problematik. Digitalisierung – was ist das überhaupt? Was bedeutet das für mein eigenes Unternehmen? Und besteht überhaupt eine Bereitschaft dazu, das eigene Unternehmen zu digitalisieren?», sagt Nappo. Viele Mitglieder der Chefetage setzten sich nicht gerne mit neuen, gar disruptiven Techniken auseinander. «Sie fürchten, durch die Adaptierung digitaler Geschäftsmodelle ihr eigenes, (noch) funktionierendes Geschäftsmodell zu sabotieren», so Nappo. Dabei sei das Gegenteil der Fall. «Die Digitalisierung ist längst in Wirtschaft und Gesellschaft angekommen. Wer sich ihr längerfristig widersetzt, wird früher oder ­später von ihr aufgefressen», hält Nappo fest.

Bietende Chance ergreifen und zum digitalen Leader werden

Doch auch wenn eine grundsätzliche Bereitschaft zur Veränderung bestehe, fehle es oft an einer anderen Ressource: dem (digitalen) Wissen. Denn zur Implementierung neuer digitaler Elemente in ein Unternehmen brauche es digitales Know-how, von Digital Risk Management bis hin zur professionellen Bewirtschaftung einer geschäftlichen Facebook-Page, sagt Nappo und stellt fest: «Auch hier herrscht in der Schweiz noch ein ­hohes Aufholpotential.» Die HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich sei mit ihren sechs CAS zu Themen wie Digital Leadership, Multichannel Management oder Disruptive Technologies leider eher die Ausnahme als die Regel. Es fehlten professionelle Aus- und Weiterbildungsangebote für Entscheidungsträger und Mitarbeitende in Führungspositionen, die sich vertieft mit der digitalen Transformation auseinandersetzen wollen.

«Wer sich der Digitalisierung widersetzt, wird von ihr aufgefressen.»

«Auch hier ist ein Mentalitätswandel unabdingbar, um die Digitalisierung in der Schweiz von ihrem Schattendasein zu befreien», betont Nappo. Die Zukunft sei so oder so digital. Die Frage sei einzig, ob man schon jetzt die sich bietenden Chancen ergreifen und zum Digital Leader ­werden wolle oder ob man lieber ein digitaler Dinosaurier bleibe. «Wir wissen ja alle: Die Dinosaurier sind schlussendlich ausgestorben», hält Nappo fest.

HWZ/CR

SYNERGY 2016

Die diesjährige synergy des sgv vom Mittwoch, 
2. November, ab 16.45 Uhr im Kursaal Bern steht unter dem Motto «KMU nutzen digitale Entwicklungen». Dabei wird aufgezeigt, wie KMU neue digitale Marketing­­instrumente nutzen und mit ihnen Kunden gewinnen und pflegen können.

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