Publiziert am: 19.02.2021

Kreativ und lokal gut verankert

VERBAND SCHWEIZER PAPETERISTEN – Die Branche ist innovativ und nachhaltig – so hat sie vor Jahren als erster Detailhandelsverband das zukunftsweisende «Blended Learning» eingesetzt. Auch in der Pandemie passtsich der Bürofachhandel mit viel Agilität und Kreativität den neuen Anforderungen an.

Die Papeterielandschaft ist bunt und vielfältig wie ihre rund 40 000 Produkte. Der grösste Teil der Papeterien und Spielwarengeschäfte sind inhabergeführte Betriebe. «Unsere Mitglieder sind stark in der Region verankert und können sich somit schnell auf die lokalen Bedürfnisse und Trends einstellen. So bleiben sie wettbewerbsfähig und behaupten sich im hart umkämpften Markt», stellt Thomas Köhler, Zentralpräsident des VSP fest. Eine Stärke der Branche sind topausgebildete Mitarbeitende sowie angepasst Sortimente. So finden Papeterien und Spielwarenläden immer wieder Wege, um zu überleben. Waren früher eher klassische Büromaterialien die Umsatztreiber, hat sich dies in den Fachgeschäften hin zu Papier-Boutiquen mit grosser Auswahl an speziellen Glückwunschkarten, Farben, Lifestyle-Artikeln verändert. Dazu Köhler: «Unter unseren Mitgliedern findet man heute auch Mischbetriebe mit Bücher-, Spielwaren- oder auch Haushaltabteilungen wie auch Fachgeschäfte mit einem Servicesortiment im Bereich Kopieren, Binden, Laminieren, Stempel und vielem mehr. Der Kreativität der Inhaber sind hier wenige Grenzen gesetzt.»

Die Digitalisierung tangiert auch die Papeterien und Spielwarendetaillisten. Viele KMU bieten hier aber in Zusammenarbeit mit Grossisten und anderen Partnern konkurrenzfähige Lösungen an. «Der Onlinehandel spielt heute mehrheitlich im Geschäft mit Firmenkunden eine Rolle», so Köhler. «Private Konsumenten lassen sich bis jetzt immer noch lieber beraten und von einer grossen Auswahl im Geschäft überzeugen.»

Unklare Regelung im Lockdown

Die Branche leidet momentan stark unter der aktuellen Situation der Pandemie. Schwer zu schaffen macht den Mitgliedern einerseits die Verschiebung zu Onlinekanälen durch den Lockdown im letzten Frühling, andererseits durch unfaire Sortimentseinschränkungen. «Grossverteiler verkauften weiter Artikel aus unseren Sortimenten, während wir unsere Geschäfte nicht öffnen durften», ärgert sich Köhler und ergänzt. «Momentan sind die Bestimmungen für Papeterien zwar breiter abgefasst, aber leider ohne genau Erläuterungen. Hier wünschen wir uns klare Regeln vom Bundesrat und gleiche Rechte für alle.» Für viele Mitglieder stellt sich zurzeit die Frage, was genau verkauft werden darf, und ob es sich lohnt bei eingeschränktem Sortiment den Laden offen zu halten oder nicht. Zudem sind im Homeoffice klassische Bürobedarfsartikel weniger gefragt, da vermehrt elektronisch abgelegt wird. «Wir hoffen, die verlorenen Umsätze mit anderen Sortimenten und persönlichen Dienstleistungen wieder wettzumachen oder gar zu steigern. Ich bin sicher, dass unsere Mitglieder auch diese Chancen meistern werden», zeigt sich Köhler optimistisch.

Auf politischer Ebene ist der Verband engagiert und greift dabei auf sein bewährtes Netzwerk zurück, unter anderem agiert er erfolgreich mit dem Schweizerischen Gewerbeverband sgv zusammen. Zuoberst auf der politischen Agenda steht die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Wettbewerbsverzerrungen für die KMU. «Hier wurden wir bis jetzt sehr gut vom sgv unterstützt», sagt Köhler. Ebenso gilt es, den gesamten Detailhandel mit über 100 000 Beschäftigten zu stärken und der Verödung einzelner Sortimente Einhalt zu bieten. «Grossverteiler werden immer nur einen kleinen, beratungsarmen Teil der Sortimente anbieten. Dies führt längerfristig zu weniger Auswahl für die Konsumenten.» Ebenso fordert Köhler gleich lange Spiesse für Onlinekanäle und stationären Handel – dies bezüglich behördlicher Auflagen und Kosten.

Berufe werden mit «Detailhandel 2022+» noch attraktiver

Zur Kernaufgabe des Verbandes gehört die Aus- und Weiterbildung. «Wir legen grössten Wert auf eine qualitativ hochstehende Aus- und Weiterbildung auf allen Stufen, da in unserer Branche eine fachgerechte Beratung zentrale Stärke und Profilierungsmarke eines jeden Fachgeschäftes ist, um sich von den Grossverteilern abzuheben», streicht Köhler hervor. So bietet der VSP neben einer umfassenden Fachausbildung in der Grundbildung mit ÜK auch Wieder- und Quereinsteiger/-innen-Kurse sowie Weiterbildungsabende zu aktuellen Sortimenten/Themen an. In beiden Branchen beginnen jährlich rund 100 junge Leute die Ausbildung zur/zum Detailhandelsfachfrau/-mann EFZ sowie Detailhandelsassistentin EFZ in der Papeterie und im Spielwarenfachhandel. Dabei kann der Verband seit vielen Jahren auf einen äusserst treuen Stamm von Ausbildungsbetrieben mit engagierten Ausbildnern/-innen zählen.

«Unser langjähriges E-Learning erlaubt uns, innert Kürze auf einen effizienten Fernunterricht umzustellen.»

Die Berufe sind beim Nachwuchs gefragt: «Unsere beiden Branchen strahlen mit ihren bunten, kreativen und haptischen Sortimenten nach wie vor eine besondere Faszination aus. Und da wir viele grossartige Produkte anbieten, welche helfen, das Leben zu organisieren, zu gestalten oder spielerisch zu erleben, werden auch in Zukunft junge Menschen in unsere Branchen einsteigen wollen», so Köhler zuversichtlich. Zudem erfahren die Berufe Detailhandelsfachfrau/-mann und Detailhandelsassistentin per 2022 eine ­umfassende und sehr innovative ­Reform, was deren Bedeutung und Attraktivität zusätzlichen Schub verleihen wird.

Die Arbeitswelt wird digitaler, der Arbeitsmarkt flexibler, der Trend zur Dienstleistungsgesellschaft hält an. Diese Zeiterscheinung nimmt das Projekt «Detailhandel 2022+» (vgl. Seite 11) auf und gestaltet die beiden Berufe Detailhandelsfachfrau/-mann und Detailhandelsassistent/in mit ­einer innovativen Reform noch attraktiver.

Der VSP hat mit der Einführung des «Blended Learnings» vor rund 15 Jahren in der Detailhandelsbranche eine Vorreiterrolle übernommen. Inzwischen wurde diese zukunftsgerichtete Lernmethode ständig weiterentwickelt. Das «Blended-Learning» verknüpft auf optimalste Weise die beiden Ausbildungselemente «E-Learning» und «Präsenzunterricht». So ergänzen sich die jeweiligen Vorteile dieser zwei Methoden zu einer sehr effizienten und zielführenden Unterrichtsform: Das orts- und zeitunabhängige E-Learning, welche individuelle Lernwege in einer klaren Struktur ermöglicht und der interaktive Präsenzunterricht, welcher von der persönlichen Beziehung, der direkten Kommunikation sowie der Einbezug aller Sinne lebt. «Anlässlich Corona haben wir verschiedenste Distance-Learning-Tools eingesetzt und ­weiterentwickelt. Diese erlauben uns – bei Bedarf – innert Kürze auf einen effizienten Fernunterricht umzustellen», sagt Köhler.

Nebst Corona ist für die innovative Branche die Nachfolgeregelung eine Herausforderung, der sie sich stellen muss: «Wie auch andere Branchenverbände kämpfen wir mit einer Überalterung, da viele junge Berufsleute nicht den Mut oder finanzielle Mittel aufbringen, um sich selbstständig zu machen. Erfreulicherweise gab es hier allerdings in den letzten Monaten positive Zeichen und Übernahmen von inhabergeführten Geschäften», stellt Köhler fest. Ein grosses Anliegen ist ihm auch, künftig noch mehr junge Leute für die Branchen zu begeistern. Allerdings würde es den Zentralpräsidenten freuen, wenn sich künftig mehr Männer für die beiden Berufe begeistern könnten. «Wir führen auch sehr viele technische Produkte, welche oft unterschätzt werden.»

«Private Konsumenten lassen sich bis jetzt immer noch lieber beraten und von einer grossen Auswahl im Geschäft überzeugen.»

Köhler glaubt trotz zunehmender Digitalisierung an die Branche und ihr breites Sortiment: «Trotz E-Mails werden selbstgeschriebene Karten, etwas persönlich Gemaltes oder Gebasteltes nie aus der Mode kommen. Das gleiche gilt auch für die Spielwarenhändler. Sie bieten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die einmalige Chance, Spiele zu erleben, Rollenverhalten zu erlernen und sich in der Welt zurechtzufinden und sich zu entfalten.»

Corinne Remund

www.papeterie.ch

DAS MACHT DER VSPSynergie mit dem VSSD

Gut vernetzt im Dienst der Mitglieder

Der Verband Schweizer Papeterien VSP entstand in der stürmischen Zeit nach dem ersten Weltkrieg, als sich ein neues soziales Zeitalter abzuzeichnen begann. Damals gründeten initiative Papeteristen unter dem Lead von Emil Kollbrunner aus Bern am 6. Mai 1919 im Café Spitz in Basel den VSP. Vor rund zehn Jahren wurde der Verband Schweizer Spielwaren Detaillisten VSSD als Fachsektion im VSP integriert. Somit vertritt der Verband heute neben Papeterien, Büromaterial-Händlern auch die meisten Spielwarendetaillisten der Schweiz. Nebst der Interessensvertretung auf beruflicher, wirtschaftlicher und politischer Ebene, allgemeinen Branchenaufgaben und Öffentlichkeitsarbeit bietet der engagierte Verband eine breit gefächerte Palette von Mitgliedervorteilen. Zur Kernaufgabe des Verbandes gehört die berufliche Aus- und Weiterbildung.

Synergie mit dem VSSD

Der VSP pflegt mit dem Verband Schweizer Spielwarendetaillisten VSSD eine enge Zusammenarbeit. Die grosse Nähe der beiden Branchen äussert sich durch einen intensiven Austausch sowie bei der Ausbildung. Dort ist die Papeterie- und Spielwarenbranche in ­einer sogenannten Branchengruppe zusammengefasst.

Der Verband zählt rund 300 Mitglieder (250 Papeterien und 50 Spielwarendetaillisten) – mehrheitlich KMU-Betriebe. Die Branche beschäftigt mehrere tausend Mitglieder.

CR

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