Publiziert am: 16.06.2017

«Künftig Mobilität statt Autos kaufen» (1)

PHILIPP WETZEL – Der Mobilitätsmarkt und der Fahrzeugmarkt im Speziellen verändern sich rasant. Der Leiter Marketing & Digital Business Development und CDO AMAG Import über die digitale Transformation und neue Mobilität bei der AMAG.

Schweizerische Gewerbezeitung: Die AMAG besteht seit über 70 Jahren und befindet sich zurzeit im Wandel. Hat das klassische Autogeschäft bald ausgedient?

■ Philipp Wetzel: Nein, das hat es nicht, es wird sich noch lange weiter halten. Aber die Kundenbedürfnisse ändern sich. Digitale Lösungen, welche in anderen Branchen bereits gut funktionieren, werden auch von der Automobilindustrie verlangt.

Aus welchem Grund wandelt sich die AMAG, wenn das klassische Autogeschäft dennoch lange weiterläuft?

■ Die Mobilität im Allgemeinen und das Automobil selbst entwickeln sich. Einerseits mit den neuen Antriebstechnologien, wie zum Beispiel Elektroantrieb mit Strom aus einem Akku oder der Brennstoffzelle. Andererseits mit der Digitalisierung generell: via Sensoren in den Fahrzeugen, Datenspeicherung und -analyse, Cloud-Technologie, dem Internet of Things. Diese Technologien ermöglichen es erst, in unserer Branche neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. In Zukunft möchte man vielleicht kein Auto mehr besitzen, sondern Mobilität kaufen. Dafür braucht es Systeme, welche die verschiedenen Verkehrsmittel, die ineinandergreifen müssen, auf einer Plattform zusammenfassen und abstimmen, um diese auswählen und bezahlen zu können.

Welches Ziel verfolgt die AMAG mit der neuen Strategie?

■ Die AMAG will diese Marktführerschaft auch in der neuen Mobilität halten. Dazu müssen wir uns verändern und unser Geschäftsmodell anpassen. Unser bestehendes, etabliertes und erfolgreiches Kerngeschäft werden wir weiterhin gut führen. Der Ertrag daraus wird in die neuen Technologien und Dienstleistungen investiert.

Sind Innovationen in einer AMAG – einem etablierten Unternehmen mit festen Strukturen – überhaupt möglich?

■ Die neuen Initiativen stehen dem klassischen und gut funktionierenden Geschäft zum Teil diametral entgegen, was herausfordernd ist. Aber wir müssen an der Zukunft arbeiten. Darum haben wir diesen Bereich – unsere Innovationswerkstatt – organisatorisch separiert, damit das Team unabhängig arbeiten, entwickeln und ausprobieren kann.

Wie wird diese Innovationswerkstatt arbeiten?

■ Das Team ist noch im Aufbau. Wir arbeiten jetzt an der Zukunft und das heisst, es gibt immer wieder einen «Trial and Error».

Wie sieht die Arbeit konkret aus?

■ Wir unterscheiden drei Phasen: Innovation, Entwicklung und Betrieb. Momentan haben wir eine Person, die in der Innovation tätig ist. Hier geht es darum, sämtliche Trends zu erfassen, Studien zu lesen, relevante Schlüsse daraus zu ziehen und die Gesamtorganisation über die wichtigsten Trends zu informieren. Teilweise laufen Innovationsworkshops und wird Lösungsentwicklung betrieben. In der Phase der Entwicklung geht es darum, konkrete Vorhaben zu projektieren und in Richtung Realisierung zu bringen.

Gibt es bereits spruchreife Projekte?

■ Ja, die gibt es, aber darüber möchte ich noch nicht sprechen. Vielmehr kann ich die Stossrichtungen und Initiativen verraten. Die AMAG ist aber bereits im Bereich «Mobility on demand» aktiv. Wir sind ein Partner von Mobility und Aktionär beim Start-up «Catch a Car», dem stationsunabhängigen Car-Sharing. Weiter haben wir eine Beteiligung an Sharoo, dem Peer-to-Peer Car Sharing, wo Endkunden die Fahrzeuge anderer Endkunden mieten können. Wir überlegen uns zudem, welche Mobilitätslösungen für den Endkunden am einfachsten nutzbar wären.

Wo wird die AMAG 2030 stehen?

■ Die AMAG wird eine Reihe von Services für ihre Kunden über ein Smartphone oder ein anderes Device anbieten. Einblick in die Bewegungen,

Verschleiss, Nutzungsmöglichkeiten,

Fahrverhalten sollen unseren Kunden helfen, Kosten einzusparen und von Zusatzdienstleistungen zu profitieren.

Welche Innovation würden Sie sich persönlich wünschen?

■ Wenn ich unbegrenzte Mittel hätte, dann würde ich für die AMAG ein Ökosystem realisieren, in welchem über eine Schnittstelle sämtliche Bewegungen meiner Mobilität geplant, organisiert und abgerechnet werden könnten. Egal ob mit ÖV oder Individualverkehr, ob alleine oder in einer Gruppe unterwegs. Ein einfaches Programm, welches dann noch weitere Services anbietet, denn der Kunde hat wenig Zeit.

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