Publiziert am: 05.05.2017

Mit geballter Kraft Kosten optimieren

GASTROSUISSE – Ein immenser Kostendruck, die anhaltende Frankenstärke und Wettbewerbsverzerrungen prägen das schwierige Umfeld des Gastgewerbes in der Schweiz. Technologische Fortschritte öffnen der Branche aber auch Chancen.

«Getrieben durch wirtschaftliche Faktoren, gesellschaftliche Veränderungen und eine hohe Mobilität unserer Kunden, ist der gastgewerbliche Markt stark in Bewegung», erklärte GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer in Bern. Die Hotels und Restaurants in der Schweiz stehen in einem harten Wettbewerb mit den Betrieben im grenznahen Ausland und im internationalen Vergleich. Die Folgen sind in der ganzen Tourismuswirtschaft spürbar.

Destinationsweites Denken nötig

«Das aktuelle Umfeld hat zur Folge, dass viele Destinationen mit kleingewerblichen Betriebsstrukturen, die alle einen Vollservice und gleichgelagerte Dienstleistungen anbieten, immer stärker unter Druck geraten», stellte Casimir Platzer fest. «Wir müssen alles daransetzen, dass die Wirtschaftsräume des alpinen Raums überlebensfähig sind.» Geeignete Kooperationen etwa im Bereich von Einkauf, Personal oder Marketing würden helfen, Synergien zu nutzen. «Doch es braucht mehr», so der GastroSuisse-Präsident. «Nur mit geballter Kraft kann man die Kosten optimieren.» Entscheidende Veränderungen in der Tourismuslandschaft Schweiz seien unausweichlich. «Die vielen kleinstrukturierten Mikro-Unternehmen müssen sich unbedingt zu grösseren Einheiten zusammenschliessen», davon ist er überzeugt. Ein ganzheitliches, destinationsweites Denken sei nötiger denn je. Eine Firma je Destination, quasi nach amerikanischem Modell, könnte ein griffiger Ansatz sein.

Standort Schweiz muss 
gestärkt werden

Ein manifester Einkaufs- und Gastronomietourismus sei mit ein Grund für den kontinuierlichen Umsatzrückgang in der Branche. Hochgerechnet entgingen dem Schweizer Gastgewerbe dadurch jährlich rund vier Milliarden Franken. «Den starken Franken können wir als Gastgeber nicht beeinflussen; uns bleibt der Kampf für die Stärkung des Standortes Schweiz und gegen den Kaufkraftabfluss ins Ausland», so Casimir Platzer. Zusammen mit starken Allianzpartnern ist GastroSuisse entschlossen, mit der Initiative «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise» missbräuchliche Schweiz-Zuschläge marktmächtiger Unternehmen zu unterbinden.

«Die hohen Kosten am Wirtschaftsstandort Schweiz schmälern die Wirtschaftlichkeit der KMU des Gastgewerbes», führte Sascha Schwarzkopf, Leiter Wirtschaftspolitik von Gastro Suisse, aus. Die Restaurants und Hotels müssten ihre Waren für Küche und Betrieb in der Schweiz zu den hiesigen Preisen beschaffen. Jeder zweite Umsatzfranken werde für die Entlöhnung der Mitarbeitenden aufgewendet. Angesichts des harten Wettbewerbs um preissensible Restaurant- und Übernachtungsgäste aus dem In- und Ausland könnten diese hohen Gestehungskosten allerdings nicht problemlos über entsprechende Preise an die Gäste weitergegeben werden.

Digitalisierung als Chance

Die Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gastgewerbe beleuchtete GastroSuisse-Direktor Daniel Borner, der in Bern die Vision des «Gastgewerbe 4.0» präsentierte. Die weitere Verschmelzung von realer und digitaler Welt werde auch im Gastgewerbe dazu führen, dass die Angebote künftig noch individueller auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet werden könnten. Vieles sei technisch bereits heute machbar, anderes sei noch Zukunftsmusik.

GastroSuisse-Direktor Daniel Borner ist überzeugt davon, dass es in weiten Teilen der Gastronomie künftig zu einem Paradigma-Wechsel kommen wird. «Der Angebotsmarkt wird sich zu einem Nachfragemarkt entwickeln.» Noch mehr als heute würde zunehmend der Gast bestimmen, was er gerne essen möchte. «Der Gast wird noch stärker Einfluss nehmen auf das gastronomische Angebot.» Verbunden mit dem Bedürfnis nach mehr Individualisierung, würde der Gast noch intensiver auf der Suche sein nach Atmosphäre und Behaglichkeit, und das nicht im Widerspruch zur Digitalisierung, sondern als notwendige Ergänzung und als Kontrast zur Schnellverpflegung während des Arbeitsalltags. «Unsere Gastgeber sind bereits heute flexible Unternehmer», betonte Daniel Borner, «doch sie werden in Zukunft vermutlich noch anpassungsfähiger und gewandter sein müssen.»

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