Publiziert am: 07.11.2014

Mit Umsicht in der Branche bestehen

PAPETERIE WERTLI – Der Detailhandelsbetrieb in Kloten behauptet sich seit über 50 Jahren erfolgreich dank Kundenbindung, ­Innovation und Weitsicht. Mit der neuen Billag-Mediensteuer zeichnen sich dunkle Wolken am Horizont des engagierten KMU ab.

Die Papeterielandschaft hat sich in den letzten 50 Jahren arg gewandelt. Rund zwei Drittel aller Fachgeschäfte für Bürobedarf mussten inzwischen ihre Türen schliessen und überlebt haben nur wenige, besonders innovative Betriebe. Dazu gehört die Papeterie Wertli im zürcherischen Kloten. «Ich habe das Geschäft 1973 von meinen Eltern übernommen», so Urs Wertli. In den letzten 40 Jahren hat er das KMU geschickt den Bedürfnissen des wirtschaftlichen Wandels, des Marktes und der Kundschaft angepasst: Neueinrichtung, Standortwechsel, Zuwachs durch eine Filiale in Embrach, Verdreifachung der Verkaufsfläche und ein Umsatzsprung gehören ebenso zu den stetigen Veränderungen wie das Mithalten mit den technischen Neuerungen. Hier hat sich die Papeterie Wertli immer sehr fortschrittlich und innovativ gezeigt, was nebst einem ausgesprochenen Gespür für die Kundschaft, Qualität und Kompetenz zum Erfolgsrezept des Unternehmens zählt. Bereits 1986 wurde der erste Computer in Betrieb genommen und wenige Jahre später die Warenwirtschaft eingeführt. Mittlerweile sei die Software zu einem modernen umfangreichen System gewachsen. «Wir waren eines der Detailhandelsgeschäfte, die sehr früh in die EDV eingestiegen sind. Wir haben auch mitgeholfen, die Software für die Branche zu entwickeln», betont Wertli.

«Im Streckengeschäft und Online-Bereich ist das Business am Härtesten.»

Der Slogan des Geschäftes « …no e richtigi Papeterie!» trifft voll ins Schwarze, was ein erster Blick in den Laden bestätigt. «Diese Aussage stammt von einer Kundin. Unsere Fachkompetenz und Beratung, aber auch das umfassende Sortiment von über 50 000 Papeterie-, Büro-, Künstler- und Fantasieartikeln wird von unserer Kundschaft sehr geschätzt und macht unser Geschäft zu einem beliebten Dienstleister», so Wertli. Edle Schreibgeräte, gediegene Geschenkartikel und viele tolle Ideen und Gags für jedes Alter und jeden Anlass gehören weiter zum vielseitigen Angebot. «Viele Kunden wollen ein Problem lösen und wir unterstützen sie dabei. Sie kommen oft zu uns, wenn sie ein bestimmtes Produkt suchen und nirgends fündig geworden sind», erklärt der engagierte Inhaber.

Flexibel, schnell und zuverlässig

Die Dienstleistungen des kleinen, aber feinen Fachgeschäftes gehen weit über Beratung, Kompetenz und ein umfassendes Sortiment hinaus. Neben dem Ladengeschäft, wo auch das Binden, Ausdrucken, Laminieren, Gravieren, das Anfertigen von Stempeln sowie diverse originelle Geschenkverpackungen dazugehören, ist das Streckengeschäft ein weiteres wichtiges Standbein. «Wir decken den täglichen Bürobedarf von Firmen ab. Dabei gehen wir auch direkt zum Kunden und betreuen sein Büromateriallager. Mit diesem sogenannten Outsourcing heben wir uns von den grossen Bürofachhändlern ab», betont der Patron. Ein ganz wichtiger Geschäftsbereich ist der Online-Shop. Hier können sowohl Firmen und Profis als auch Privatpersonen Büromaterial per Knopfdruck einkaufen. Ein zweiter Online-Shop ist auf Druckerzubehör spezialisiert. Hier arbeitet das KMU mit dem Grosshändler ­Easy Supplies zusammen und ermöglicht so seiner Kundschaft den Zugang zum grössten Tinten- und Toner-Sortiment in der Schweiz. «Dieser Onlineanbieter ist ein starker Partner für uns und ermöglicht es uns, dass wir dank Online-Shop schweizweit gut abgedeckt sind und über die gleichen Möglichkeiten wie die grossen Anbieter verfügen», sagt Wertli.

Gerade das Streckengeschäft stehe mit den zahlreichen Großhändlern und Online-Anbietern unter einem grossen und aggressiven Preisdruck. «Hier ist das Business am härtesten.» Als flexibles Kleinunternehmen und mit einem schnellen, zuverlässigen und zeitgemässen Lieferdienst von sämtlichen Artikeln des Büroalltags könne die Papeterie diesem harten Wind in der Branche trotzen. «Wir bieten alles aus erster Hand zu fairen Konditionen und haben eine grosse Vertrauensbasis zu unseren (Stamm-)Kunden geschaffen», skizziert Wertli die Vorteile des Fachgeschäftes. Das werde sehr geschätzt. In das Kapitel «Spezielle Dienstleistungen» gehören auch die flexiblen Öffnungszeiten sowie mit dem DPD-Shop der Postversanddienst: «Wir haben schon seit längerer Zeit über Mittag geöffnet, was sich sehr bewährt hat.» Nebst Privaten und KMU zählt der Spezialist für Büromaterial auch die öffentliche Hand zu seinen Kunden.

Langjährige Mitabeiterinnen

Eine tägliche Herausforderung in dem Betrieb ist es, die Präsenzzeit mit dem wenigen Personal abzudecken. Das Ehepaar beschäftigt zwei Verkäuferinnen und eine Hilfskraft. «Unsere Mitarbeiterinnen arbeiten schon lange bei uns und verfügen über ein grosses Wissen, was eine wichtige Voraussetzung für eine kompetente Beratung ist», betont Urs Wertli, der sich in den nächsten Jahren mit seiner Nachfolge auseinandersetzen muss. Corinne Remund

NEUE BILLAG-MEDIENSTEUER

«Wir zahlen neu das Doppelte – das kann es doch nicht sein!»

Schlechter Branchenmix vor Ort, Strukturwandel, unnötige Bürokratie und Regulierungen sowie ein harter Wind in der Branche sind Mehrbelastungen, welche die Papeterie Wertli tagtäglich zu bewältigen hat. Nun kommt mit der neuen Billag-Mediensteuer noch eine weitere ­finanzielle Bürde dazu. Mit einem Jahresumsatz von rund einer ­Million Franken müsste das Detailfachgeschäft künftig über das Doppelte bezahlen. Der Unmut gegenüber den neu festgelegten Billag-Gebühren ist bei Ruth und Urs Wertli gross: «Wir bezahlen schon seit ­Jahren neben der Billag-Gebühr auch noch an die Suisa, weil in unserem Geschäft Lautsprecher installiert sind und das Radio somit «öffentlich» ist. Zusammen sind dies jährlich 423.30 Franken», betont Wertli.

Berechnung auf 
Umsatzbasis fragwürdig

«Nach der neuen Reglung würde sich der jährliche Betrag auch für uns auf 1000 Franken mehr als verdoppeln». Zudem zahlen er und seine Mitarbeiterinnen auch privat Billag-Gebühren. Die Berechnung auf Umsatzbasis sei ohnehin mehr als fragwürdig, weil damit faktisch die SRG an seinem Geschäftserfolg beteiligt gewesen wäre, ohne ­etwas dafür zu leisten. «Dies ist nichts anderes als eine neue Steuer, welche die KMU schröpft. Das brauchen und wollen wir nicht», empört sich Wertli. Er sei froh, dass der Schweizerische Gewerbeverband sgv das Referendum dagegen ergriffen habe. Er hätte bereits unterschrieben. «Es ist absolut wichtig, dass die nötigen 50 000 Unterschriften ganz zum Wohle der KMU zusammenkommen werden.» CR

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