Publiziert am: 15.06.2018

Mitarbeiter sind die wahren Helden

UNTERNEHMENSFÜHRUNG – Die Mitarbeitenden sind das Rückgrat eines erfolgreichen KMU. 
Die Geschäftsleitungen sind sich dessen bewusst und investieren viel in ihre Teams. Allerdings 
müssen die Chefs noch mehr für das betriebliche Gesundheitsmanagement sensibilisiert werden.

Es sind die Mitarbeiter an der Basis, die zielgerichtet ihre Arbeitsleistungen erbringen – Tag für Tag, Stunde für Stunde und Minute für Minute. Sie prägen und gestalten Kundenbeziehungen, bringen Leistung und Produktivität und erwirtschaften die Ergebnisse des Unternehmens. Ohne sie wäre ein Unternehmen eine Hülse aus Stein und Stahl mit einem Panzerschrank voller Patente und einem Lager voller Produkte. Die KMU sind das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die treibende Kraft dahinter.

Eine Umfrage bei zehn KMU aus den verschiedensten Sparten und Bereichen zeigt, dass sich die Geschäftsleitungen bewusst sind, wie wertvoll ihre Mitarbeitenden für das Unternehmen sind.

«Ein Unternehmen kann nur expandieren, wenn auch die Mitarbeiter am selben Strick ziehen.»

«Unsere Mitarbeiter sind das Wichtigste für einen erfolgreichen Geschäftsverlauf. Zufriedene und gesunde Mitarbeiter können Dinge umsetzen, die man manchmal nicht für realistisch hält», sagt Patrick Meier, Geschäftsführer der Texpress Textilpflege AG in Büron (LU). Auch für Ivan Tschopp, Inhaber und Geschäftsführer der Tschopp Holzbau AG in Hochdorf (LU), sind gute Handwerker das Kapital: «Das Wissen, die Erfahrung und das handwerkliche Geschick unserer Zimmerleute kann durch keinen Computer oder keine Maschine ersetzt werden.» Die Mitarbeiter hätten grosse Kompetenzen, aber auch die entsprechende Verantwortung.

Die Lehner Versand AG in Schenkon bei Sursee (LU) hat ihr Wachstum unter anderem den Mitarbeitenden zu verdanken. Dazu Geschäftsführer Thomas Meier: «Ohne zuverlässige und loyale Mitarbeiter hätten wir in den letzten Jahren nicht über hundert neue Arbeitsplätze schaffen können. Ein Unternehmen ist nur stark und kann expandieren, wenn auch die Mitarbeiter am selben Strick ziehen.» Für Michael Baur, Inhaber und Geschäftsführer des Dachdeckerbetriebes Baur AG in Säriswil (BE), ist der Mitarbeiter auch ein wichtiges Bindeglied zum Kunden. «Wir sind sehr nahe am Kunden, daher ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter als Ansprechperson dem Kunden ein gutes Gefühl vermitteln.» Auch Samuel Wyssen, Mitinhaber der Wyssen Ava­lanche Control AG in Reichenbach im Kandertal (BE), ist sich bewusst, dass Kundenbetreuung, Innovationskraft, Profitabilität und Qualität direkt von den Mitarbeitern abhängen. Als «vertraute Schicksalsgemeinschaft» bezeichnet die Thurgauer Nationalrätin Diana Gutjahr (SVP) das Verhältnis von Unternehmer und Mitarbeiter. «Ohne Mitarbeitende kein Unternehmen und ohne Unternehmen keine Mitarbeitende – jeder kann ohne den anderen nicht existieren», so Gutjahr. Sie führt zusammen mit ihrem Ehemann den Metallbaubetrieb Ernst Fischer AG in Romanshorn (TG).

Die Mitarbeiter fördern

und weiterbilden

Die KMU hegen und pflegen ihre Mitarbeiter und investieren viel in sie. Dazu gehören Aus- und Weiterbildungen, Mitarbeiterausflüge, gute Entlöhnung, hohe Flexibilität bei der Planung von Ferien und Feiertagen. «Wir führen regelmässig 
interne Schulungen über neue ­Materialien oder neue Arbeitstechniken durch. Wir stellen den ­Mitarbeitenden der Witterung angepasste Arbeitskleider und eine taugliche Schutzausrüstung zur Verfügung», sagt Ueli Haldemann, Geschäftsführer der RSAG Reparatur- und Sanierungstechnik AG in Langnau (BE).

Auch für Patrick Berhalter, CEO der Berhalter AG in Widnau (SG), steht die Investition in die Mitarbeiter im Fokus: «Einerseits versuchen wir, die Arbeitsplätze möglichst ideal zu gestalten, andererseits verwenden wir viel Zeit für Mitarbeitergespräche, Workshops und Mitarbeiterinformationen.»

Ein grosses Thema in Bezug auf das Wohl der Mitarbeiter ist das Arbeitsklima. Für Patrick Balmer, Inhaber der Carrossserie Spiez AG in Spiez (BE), bedingt dies, dass die Chemie im Team stimmt: «Es muss allen bewusst sein, dass man aufeinander angewiesen ist». Auch Dominic Roppel von der Tankrevisionen Roppel AG in Obergösgen (SO) setzt für ein gutes Arbeitsklima voraus, dass die zwischenmenschlichen Austauschmöglichkeiten unter allen Mitarbeitenden und der Geschäftsleitung gegeben sind. Gemäss dem Luzerner Holzbauunternehmer Iva Tschopp müssen die Mitarbeiter in Geschäftsprozesse miteinbezogen werden. «So können sie sich mit dem Unternehmen identifizieren, denken mit, sind motiviert und schauen aufeinander.» Samuel Wyssen hält sich an den Grundsatz des österreichischen Wirtschaftswissenschaftlers Fredmund Malik, der besagt, dass man gute Mitarbeiter nicht speziell motivieren muss, sondern sehr bedacht darauf sein muss, sie nicht zu demotivieren. «Es ist wichtig, dass man die Anliegen der Mitarbeiter ernst nimmt, verantwortungsvolle und interessante Arbeit bietet und Respekt und Dankbarkeit für die täglichen Leistungen bietet.»

Verantwortungsvolle KMU 
brauchen gesunde Mitarbeiter

Dass die Mitarbeitenden der wichtigste Erfolgsfaktor einer Unternehmung sind, ist bei den Arbeitgebern bekannt. Die Sensibilität, dass betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) wesentlich zum Erfolg beiträgt, ist noch zu wenig ausgeprägt. «Oft wird BGM nur im Kontext der sozialen Verantwortung und weniger im Zusammenhang mit ökonomischen Fragestellungen identifiziert», stellt Hans Rupli fest. Gemäss dem Präsident des Vereins Artisana ist das betriebliche Gesundheitsmanagement Chefsache und muss in den Unternehmungen respektive in der Unternehmenskultur thematisiert werden. Auch sollten Arbeitnehmende die betrieblichen Massnahmen mitgestalten können.

«Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist Chefsache.»

Aktuelle Studien zeigen, dass sich ca. 60 Prozent der Mitarbeitenden am Arbeitsplatz gestresst fühlen. In der Unfallprävention haben KMU grosse Fortschritte erreicht. Im Vergleich zu grossen Unternehmen verfügen KMU allerdings oft nicht über die erforderlichen Ressourcen und Kompetenzen in der Personalabteilung. «Angelehnt an bestehende Branchenlösungen in der Unfallprävention sollten KMU stärker durch Branchenorganisationen und Krankenversicherer im Aufbau des betrieblichen Gesundheitsmanagements unterstützt werden», sagt Rupli.

Corinne Remund

www.artisana.ch

www.helpy.ch

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