56 Laboratorien aus 14 Ländern machten am diesjährigen Sequenzier-Ringversuch des Refenzinstituts in Deutschland mit. Die diagene laboratories aus dem basellandschaftlichen Reinach erzielte mit Abstand die besten Ergebnisse. Chef der diagene GmbH ist André R. Miserez, Genetik-Mediziner und Professor für Innere Medizin an der Universität Basel. Seine Firma führt unter anderem genetische Analysen durch.
Miserez – er hat sich mehrere Jahre in den USA bei den Nobelpreisträgern Mike Brown und Joe Goldstein weitergebildet – widmet sich im Besonderen der familiären Hypercholesterinämie. Die Stoffwechselkrankheit kann schon in jungen Jahren zu Herzinfarkten fĂĽhren. Eine frĂĽhe DiaÂgnose der Krankheit, von der in der Schweiz rund 55 000 ansonsten gesunde Patienten betroffen sind, kann lebensrettend wirken.
Nach der UnterstĂĽtzung...
Bis ins Jahr 2007 wurde in der Schweiz die Gendiagnostik durch den Nationalfonds mit Geldern in zweistelliger Millionenhöhe unterstĂĽtzt, erinnert sich Miserez. Mit der EinfĂĽhrung des neuen Gengesetzes machte die Politik dann aber «einen RĂĽckÂwärtsÂsalto, der weder im Sinn der Patienten noch der Steuerzahler» gewesen sei.
Schlimmer noch: In der Umsetzung der Verordnung zum Gengesetz habe die Verwaltung – konkret: das Bundesamt für Gesundheit (BAG) – das Gesetz pervertiert und sich von Experten instrumentalisieren lassen. Das Resultat: «eine Umsetzung, die statt Innovation die Strukturerhaltung zum Ziel hat.»
....die grosse Kehrtwende
Für Miserez’ eigene Arbeit bedeutete diese Entwicklung nichts Gutes. Das BAG erkannte seine Weiterbildung nicht an – und bekam damit vor Bundesgericht recht. Will der Professor seine Arbeit in der heutigen Form weiterführen, so muss er dafür eine Fachperson mit entsprechendem Titel engagieren. Dieser Titel müsste dann vom BAG anerkannt werden. Für Miserez eine absurde Situation. «Tests, die ich vor über 20 Jahren als Erster in der Schweiz eingeführt und über 10 000 Mal durchgeführt habe und die später von zahlreichen anderen Laboratorien kopiert wurden, darf ich nun plötzlich nicht mehr selbst beurteilen – auch solche, für die ich ein weltweites Patent besitze.» Fachkräfte mit der nötigen Kompetenz seien zudem in der Schweiz kaum zu finden.
«Ich hätte nie gedacht», sagt Miserez, «dass das, was ich vor mehr als 
25 Jahren aufgebaut habe, mir 15 Jahre später faktisch verboten würde.» Aufgrund der Rückwärtsentwicklung in der Gendiagnostik fürchtet Miserez denn auch mittelfristig um den Forschungsstandort Schweiz. In vielen Bereichen der innovativeren Medizin sei die Schweiz bereits zurückgefallen, während andere Staaten das entsprechende Know-how «im grossen Stil» einkauften. Die hiesigen hohen Löhne könnten diesen Braindrain nicht auf alle Zeiten bremsen, ist Miserez überzeugt und sagt: «Wird zu viel reguliert, dann stirbt am Ende auch die Motivation zur Innovation.»
Innovation, selbst wenn sie durch Patente geschützt sei, könne in der Schweiz durch Neider mittels politischer Schachzüge selbst dem Erfinder verboten werden. «Dies ist die eigentliche Ungeheuerlichkeit und schädigt den Standort Schweiz nachhaltig.» En
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