Publiziert am: 08.04.2022

Nachwuchsförderung à l’ASTAG

FACHKRÄFTE – Viele Unternehmen haben Mühe, genügend Lernende zu finden. Auch die Transportbranche buhlt um die Jugendlichen. Beim Schweizerischen Nutzfahrzeugverband ASTAG ist die Nachwuchsförderung eines der strategischen Hauptziele für die nächsten Jahre. Wie will die ASTAG mehr Junge in die Transportbranche bringen?

Ob in der EU oder hierzulande: Überall fehlen junge Berufsleute. Der Fachkräftemangel spitzt sich Jahr für Jahr zu. Die Zahlen aus dem Strassentransport untermalen dieses düstere Bild: Um die 5500 Fahrer scheiden jährlich aus der Branche aus. Nur 240 Lernende haben 2021 ihre Ausbildung zur Strassentransportfachkraft abgeschlossen. Ein krasses Ungleichgewicht. Und obwohl jährlich ca. 2500 Quereinsteiger dazukommen, ist klar: Es braucht dringend junge Berufseinsteiger.

Jugendliche auf emotionaler Ebene abholen

Die ASTAG hat den Notstand erkannt und ihren Auftrag gefasst: Sie muss dafür sorgen, dass mehr Junge eine Berufslehre in der Strassentransportbranche antreten. Aber wie? Unternehmen und Verbände aus der ganzen Schweiz stellen sich in diesem Moment vermutlich die gleiche Frage.

Gallus Bürgisser, Leiter Nachwuchs bei der ASTAG, ist überzeugt: Man muss bei den Jugendlichen die Begeisterung für den Beruf wecken. «Wir legen viel Wert auf das Erleben. Damit können wir Vorurteile abbauen und den Spass am Beruf vermitteln.» Viele Junge – und auch ihre Eltern – hätten ein nicht nur positives Bild der Strassentransportbranche. Sobald sie aber selbst in einem LKW sitzen oder den Ladekran bedienen, werde ihnen bewusst, wie aufregend der Beruf ist. Dies lässt sich auch an anderer Stelle beobachten: Spricht man mit jungen Fachkräften, ist die Begeisterung jeweils gross.

Solche Erlebnisse will die ASTAG an Events wie «Rendez-vous Job!», an Berufsmessen oder mit ihrem Engagement im Verkehrshaus vermitteln. In Luzern können während den «Logistics Days» vom 21. bis 24. April Kinder und Jugendliche die Tätigkeiten aus dem Berufsalltag eines Chauffeurs spielerisch ausprobieren. Auch Firmen aus der Branche setzen auf diese Strategie: So macht zum Beispiel die Camion Transport AG beim Ferienpass mit und konnte damit auch schon Junge für eine Lehre begeistern. Die Firma und ihr Engagement für die Nachwuchsförderung wurden kürzlich auch in der Sendung «FOKUS KMU – Alle sind Wirtschaft», dem vom Schweizerischen Gewerbeverband sgv produzierten Privat-TV-Format, vorgestellt (www.fokus-kmu.tv).

Digitalisierung – aber wie?

Freude am Beruf lässt sich auch online gut vermitteln. Die ASTAG ist im Web mit dem Portal profis-on-tour.ch präsent. Die Webseite führt die Vorteile und Weiterbildungsmöglichkeiten der Branche auf, hat ein Stellenportal und lässt junge Berufsleute zu Wort kommen. Von 6000 Seitenaufrufen im 2018 konnte die Reichweite inzwischen auf 36000 Besuche (2021) erhöht werden. Zudem versucht die ASTAG vermehrt, die Begeisterung der jungen Strassentransportfachkräfte ihren Altersgenossen über die sozialen Medien zu vermitteln: Im Sommer 2022 startet ein Pilotprojekt mit einer angehenden Strassentransportfachfrau, die auf Instagram ihre Erfahrungen aus der Lehre teilt.

Die ASTAG versucht also, die Eltern und Jugendlichen proaktiv zu informieren und Begeisterung aus dem Berufsalltag zu vermitteln. Und dies sowohl online als auch im direkten Austausch. Ob und wie schnell dieser Weg ans Ziel fĂĽhren wird, ist offen. Der Horizont im 2022 zeigt sich aber schon nicht mehr ganz so dĂĽster: Um die 315 Jugendliche haben dieses Jahr ihre Lehre im Strassentransport begonnen.

Alain Willi, ASTAG

www.profis-on-tour.ch

www.astag.ch

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