Publiziert am: 21.02.2020

Negativwerbung auf der Strasse

BESCHRIFTETE FIRMENAUTOS – Wer für das Geschäft unterwegs ist, repräsentiert dieses gegen aussen. Auch im Strassenverkehr. Fehlverhalten kann der Reputation nachhaltig schaden – Fahrzeugbeschriftung sei Dank.

«Hol schnell die Zahnräder ab, du kannst das Firmenauto nehmen.» Eine kurze Unachtsamkeit, ein zu optimistisches Einfahren in den Kreisel – der Puls rast, die Hupe ertönt! Dabei war es doch gar keine Absicht. Mit meinem Privatauto hätte ich viel zügiger beschleunigen können… Aber die Meinung im hinteren Auto ist wegen des Firmenschriftzugs schon lange gemacht: Natürlich wieder einer der Firma Meier, die fahren ja immer wie die Henker…

Wer im Geschäftsauto unterwegs ist, macht Werbung für die Firma. Je nach Verhalten auch schlechte. Im schlimmsten Fall klingelt schon bald das Telefon beim Chef: «Ihre Mitarbeiter fahren wie die Räuber.» Ebendieser Chef hat durchaus ­Möglichkeiten, solchen Szenen und ­damit einem Reputationsschaden vorzubeugen.

Mit dem Auto vertraut machen

Wo Menschen sind, passieren Fehler. Viele davon lassen sich aber verhindern. Dass der vollbeladene Van nicht so viel Power hat wie der sportliche Privatwagen, das müsste man sich beim Einsteigen bewusst sein. Und ich wäre nicht so abgelenkt gewesen, hätte ich vor dem Losfahren nachgeschaut, wie die Scheibenwischer betätigt werden.

«Zwar sind die Bedienungselemente bei den meisten Fahrzeugen identisch, doch sind es Kleinigkeiten, die stören oder ungewohnt sind», sagt unser Autoexperte Roland Hofer. Der Fahrer sei immer verantwortlich. «Wer beispielsweise privat einen Kleinwagen fährt, muss sich auch zuerst an grössere ­Dimensionen eines fremden Autos gewöhnen.»

«Es sind Kleinigkeiten, die stören oder ungewohnt sind.»

Was alles logisch tönt, geht in der Hektik des Alltags schnell vergessen. Gerade im Strassenverkehr ist klar im Vorteil, wer sich unterwegs sicher fühlt. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Dass die Mitarbeitenden gar nicht erst in brenzlige Situationen geraten, dafür kann der Chef sorgen. Roland Hofer betont, dass die Fahrzeugflotte eines Betriebes möglichst homogen sein sollte. «Das heisst, ähnliche Fahrzeuggrösse und gleiche Marke. Alle mit Automatikgetriebe.» Verschiedene Modelle derselben Marke sind sich stets ähnlich, das sorgt für kürzere Angewöhnungsphasen. Hofer rät: «Durch eine Einführung – etwa anlässlich der Übergabe der Flotte – können sich die Mitarbeitenden mit den wichtigsten Bedienungen vertraut machen und Fragen stellen.» Besonders wichtig sei eine fachmännische Beratung bei Elektrofahrzeugen oder Plug-in-Hybriden, also Hybrid-Autos mit Ladeanschluss.

Knackpunkt bei fremden Fahrzeugen: Getriebeart

Eine Umstellung kann auch die ­Getriebeart darstellen. Seit Februar 2019 dürfen auch Junglenker, welche die Führerprüfung auf einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe absolviert haben, Autos mit manuellem Schaltgetriebe führen. Dürfen und können sind zwei unterschiedliche Dinge. «Wer von Automatik auf Manuell umsteigt, muss sich so positionieren, dass die Kupplung mit dem linken Fuss voll durchgedrückt werden kann. Beim Fahren auf ebener Strecke können in modernen Autos die Gänge zwei und vier häufig übersprungen werden», erklärt Hofer. Erste Fahrversuche mit manueller Schaltung sollten aber nicht mit dem Geschäftswagen unternommen werden, es sei denn, es passiert zu Testzwecken auf dem abgesperrten Firmengelände.

Auch beim umgekehrten Wechsel ist Vorsicht geboten. Wer mit Automat fährt, muss den linken Fuss zwingend ganz aussen positionieren. Wer aus Versehen die Kupplung betätigen will, tritt dadurch ins Leere. Das ist deutlich weniger schlimm als ein versehentliches Durchtreten des Bremspedals.

Wie fahre ich?

Roland Hofer fasst zusammen: «Gut instruierte Fahrzeugführer fühlen sich unterwegs sicher, machen weniger Bedienfehler und können ihre Aufmerksamkeit der Strasse und den übrigen Verkehrsteilnehmern widmen.»

Übrigens: Wer sich «Wie fahre ich?»-Kleber inklusive Telefonnummer ans Heck klebt, der sollte sich wirklich an die Verkehrsregeln halten und mit Beschwerden umgehen können.

Adrian Uhlmann

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