Publiziert am: 04.11.2016

NEIN zur Strompreisexplosion

ATOMAUSSTIEG – Die radikale Initiative provoziert eine Stromlücke, welche die Preise massiv ansteigen lässt. Das kommt der
KMU- Wirtschaft teuer zu stehen, schadet ihrer Wettbewerbsfähigkeit massiv und gefährdet Arbeitsplätze.

Wenn 40 Prozent des Schweizer Stroms jäh und überstützt abgeschnitten wird, wie dies die links-grünen Initianten fordern, dann werden die Karten auf dem Strommarkt neu gemischt – sehr zum Nachteil des Werkplatzes Schweiz. Vier Unternehmer richteten daher ihren Fokus an der gestrigen Pressekonferenz der Wirtschaft in Bern auf das bis jetzt eher vernachlässigte Thema der drohenden Strompreisexplosion, die von den radikalen «Stromchaoten» am liebsten ignoriert und totgeschwiegen wird.

Anhand ihrer Betriebe zeigten sie 
eindrücklich auf, was der überstürzte Atom­aus­stieg die Wirtschaft kosten würde. «Nur, weil der Strompreis heute tief ist, bedeutet es noch lange nicht, dass er immer tief bleiben wird. Die Preise können sehr schnell wieder steigen, und sie werden es auch», sagt sgv-Präsident Jean-François Rime. Der Freiburger SVP-Nationalrat und Unternehmer warnt: «Der überstürzte Ausstieg aus der Atomenergie lässt die Strompreise explodieren.» Dabei verweist er auf das Preisgefüge, das sowohl von den Stromproduktionskosten, als auch von den Stromtransportkosten sowie der Stromknappheit abhängig ist: «Dies sind alles Kostentreiber, die den Strom verteuern und sich nicht wegdiskutieren lassen. Ich schliesse daher eine Verdoppelung der Strompreise nicht aus», so Rime.

«Eine ERhöhung der STrompreise führt in energieintensiven BrancheN zu einem weiteren margendruck.»

Der unüberlegte Atomausstieg würde auch die Bäckereien und Confiserien massiv belasten. Für Silvan Hotz, Präsident des Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verbandes SBC, liegt es auf der Hand, dass der überhastete Ausstieg und der drohende Energieimport zu einer Explosion der Strompreise führen würde. «Die Marktpreise sind heute tief, weil es eine Überproduktion von Strom gibt. Wird dieser knapper, gibt es automatisch einen Anstieg der Preise», sagt Hotz. Es sei anzu­nehmen, dass mit dem sofortigen Wegfall der Kernenergie und der überhasteten Umstellung des Strommixes auf Importe und teure Zufallseinspeisung sich die Strompreise verdoppeln würden. «In unserer energieintensiven Branche würde dies zu einem weiteren Margendruck führen und weitere Betriebe existenziell gefährden.»

Für einen privaten Haushalt bedeutet eine Strompreiserhöhung von 1 Rp./kWh Mehrkosten von lediglich ca. 45 Franken pro Jahr. Aber für die einzelnen energieintensiven Unternehmen würde dies Mehrkosten von mehreren Millionen Franken verursachen. Dies könnte in diesem wirtschaftlichen Umfeld nicht kompensiert oder im Markt weitergegeben werden, gibt Frank R. Ruepp, Vorsitzender der Gruppenleitung vonRoll infratec und Präsident IG Energieintensive Branche (IGEB), zu bedenken. Die Annahme der Atomausstiegsinitiative würde darum für die energieintensiven Branchen besonders massive Auswirkungen haben und zu Verlagerungen und Stellenabbau führen. «Bereits heute müssen sich insbesondere die export-orientierten Branchen aufgrund der Frankenstärke enorme Kostensparmassnahmen verschreiben, um international konkurrenzfähig zu bleiben. «Wenn wir ‹hausgemacht› diesen Branchen einen weiteren Kostenschub mit explodierenden Energiepreisen zumuten, werden hier zahlreiche Firmen in ihrer Existenz bedroht.»

Image der Schweiz bezüglich 
Datensicherheit gefährdet

Der Luzerner SVP-Nationalrat Franz Grüter hat als IT-Unternehmer und Betreiber von zahlreichen Hochsicherheits-Rechenzentren in der Schweiz direkten Einblick in diese Thematik. Die Schweiz sei international zu einem der bedeutendsten Standorte für die Beherbergung von IT-Systemen und Daten geworden. Gemäss einer Credit-Suisse-Studie würden rund 20 Prozent des europäischen Datenvolumens heute in der Schweiz in modernen Rechencentren gespeichert. «Unternehmen aus der ganzen Welt bringen heute ihre IT-Systeme in die Schweiz», weiss Grüter. Die Green Gruppe, die er seit vielen Jahren leitet, hat am Standort Schweiz in den letzten Jahren mehr als 170 Millionen Franken investiert. «Die Zukunft vieler Unternehmen hängt von einem funktionierenden Datenfluss ab», stellt Grüter fest. Der Strom mache den Datenfluss erst möglich. Er sei das Herzstück eines jeden Rechenzentrums. «Jeder digitale Dienst wird nur durch Strom möglich», konkretisiert Grüter. Zudem spiele auch das gute Image der Schweiz bezüglich der Datensicherheit eine wichtige Rolle. Dieses ist nämlich bekannt für seine sichere, hoch zuverlässige, stabile und bezahlbare Stromversorgung. «Wer die Stromversorgung ideologisiert, wie dies die Initianten tun, spielt mit dem Feuer. Denn damit riskieren wir sehr viel – und ohne, dass es überhaupt notwendig wäre», bringt es Grüter auf den Punkt.

«Wer die Stromversorgung ideologisiert, spielt mit dem Feuer.»

Auch er setze in seinem Data Center auf erneuerbare Energien wie Photovoltaik. «Doch diese Solarpanels produzieren bei weitem nicht alles, was wir brauchen.» Die Atomausstiegsinitiative wolle einen grossen Teil des Mix jäh abschneiden. «Die Initiative verlangt von mir damit, entweder 
auf den ‹Rohstoff› Strom zu ver-
zichten – was einer Aufgabe meines Geschäfts gleichkäme – oder sie will meinen Strom ungebührlich ver
teuern, was meine Marktsituation auch erheblich erschwert», ärgert 
sich Grüter. «Gerade in einer Zeit, in der wir aufgrund der Euro-Schwäche mit Konkurrenten aus Irland und 
Holland mithalten müssen, ist dies besonders schädlich. Statt meinen Einsatz für Stromeffizienz und für neue erneuerbare Stromproduk
tion zu würdigen, wirft mir die linke Ausstiegsinitiative Knüppel zwi-schen die Beine. Das kann ich nicht akzeptieren.»

Corinne Remund

VBS-RISIKOBERICHT

Ohne Strom geht nichts mehr!

In seinem jüngsten Risikobericht stuft das Bundesamt für Bevölkerungsschutz 
eine anhaltende Strommangellage im Winter 
als grösstes Risiko für die Schweiz ein. Es 
rechnet dabei mit einem Schaden von 
über 100 Milliarden Franken. Die Eidgenössische Elektrizitätskommission Elcom definiert in ihrem aktuellen Bericht zudem 
die Versorgungssicherheit wie folgt: «Die 
Versorgungssicherheit ist dann gewährleistet, wenn jederzeit die gewünschte Menge an Energie mit der erforderlichen Qualität und 
zu angemessenen Tarifen im gesamten Stromnetz erhältlich ist.» Bereits 2013, 
anlässlich einer Armee-Veranstaltung für 
die KMU-Frauen Schweiz, wurde der Einsatz 
der Armee im Falle eines «Worstcase», 
sprich bei einem Blackout, aufgezeigt. Dazu der ehemalige Chef der Armee, Ex-
Korpskommandant André Blattmann: «Unsere Gesellschaft würde eine Woche 
ohne Strom nicht überstehen.» CR

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