Publiziert am: 06.11.2020

Neue Lobby im Bundeshaus

SCHWEIZER BERGFÜHRERVERBAND – Outdoorerlebnisse stehen hoch im Kurs. Die Bergführer bewegen sich in einer dynamischen Branche, wobei qualifizierte Ausbildung und Nach­wuchsförderung im Zentrum stehen. Zudem hat der SBV sein politisches Engagement verstärkt.

Unsere Freizeitgesellschaft hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und bietet eine breit gefächerte Palette von Möglichkeiten an. Dabei ist das Bedürfnis nach Erlebnissen in der Natur, nach Abenteuer und dem «ultimativen Kick» gross. Der Berg- und Wandersport ist Teil dieser Entwicklung, nicht zuletzt deshalb, weil die alpinen Regionen die letzten zusammenhängenden Landschaften sind, in denen Kraft, Ursprünglichkeit und Schönheit der Natur erlebt werden können. Doch da stellt sich auch unmittelbar die Frage: Die Bergwelt sportlich nutzen und gleichzeitig schützen – geht das? «Wir setzen uns zusammen mit dem Schweizer Alpin-Club SAC für eine intakte Bergwelt ein, die Bergsportler hautnah erleben können», erklärt Pierre Mathey, Geschäftsführer des Schweizerischen Bergführerverbandes (SBV-ASGM). Dieser freie Zugang sei allerdings nicht immer einfach. «Wir fordern naturverträglichen Bergsport, wobei unerschlossene Landschaften geschützt werden und wir unsere Aktivitäten klimaschonend gestalten. Dies bedingt aber keine unnötigen Beschränkungen. Hier müssen wir oftmals mit Behörden und Umweltschutzorga­nisationen einen Kompromiss suchen.»

«Bergführer ist ein Risikoberuf – eine solide Ausbildung ist zentral.»

Durch die Verstädterung und das veränderte Freizeitverhalten sind neue, attraktive Outdoorberufe entstanden wie Wanderleiter, Kletterlehrer, Mountainbike- oder Canyoning-Guide. Dazu Mathey: «Eine gute fundiert Aus- und Weiterbildung ist für unsere Mitglieder zentral. Denn Bergführer ist ein Risikoberuf und auch die zusätzlichen Adven­ture-Angebote dürfen nur durch gut ausgebildete Profis angeboten werden.» Risikomanagement ist ein zentrales Thema in allen SBV-Aus- und Weiterbildungen. «Wir setzen uns dafür ein, dass neue alpentechnische Entwicklungen schnell Eingang in die Praxis finden, und dass sich verlässliche Standards weiterentwickeln», betont Mathey, der selbst ausgebildeter Bergführer ist. Der SBV geht bezüglich Arbeitssicherheit proaktiv vor und bietet zusammen mit Partnerorganisationen diverse Arbeitssicherheit-Kurse an und organisiert Präventionskampagnen. «Dabei ist es wichtig, vor allem auch die ausländischen Gäste zu erreichen», so Mathey. «Hier hat es noch Potenzial nach oben.» Das Swiss-Mountain-Training mit mehr als 50 Jahren Erfahrung ist zudem eine zertifizierte und mehrstufige Ausbildung für alle Bergwanderer, Tourengänger und Bergsteiger. Dieses Jahr hat es aufgrund des grossen Andrangs in den Bergen etwas mehr Berg- und Wanderunfälle gegeben als in anderen Jahren – aber ohne signifikante Erhöhung.

Bergführerinnen sind gefragt

Ein grosses Anliegen ist dem Verband die Nachwuchsförderung. «Der durchschnittliche Bergführer ist 52 Jahre alt. Es ist uns wichtig, junge Leute zu motivieren», so Mathey. Und er ergänzt: «Dabei wollen wir nicht einen Extremalpinismus fördern, sondern das Bewegen mit mehr Sicherheit und richtiges Verhalten im klassischen Felsen und Tourengelände sowohl im Sommer als auch im Winter.» Mitte September durfte der SBV 28 neue Mitglieder, darunter drei Frauen in seine Reihen aufnehmen. Sie haben alle die dreijährige berufsbegleitende Ausbildung «Bergführer/in eidg. FA» erfolgreich absolviert. Momentan liegt der Frauenanteil aus historischen Gründen noch bei drei Prozent. Mathey würde es jedoch begrüssen, wenn sich mehr Frauen zur Bergführerin ausbilden lassen würden.

Ausländischer Gästeausfall bereitet Sorgen

Die Branche ist auch von Corona tangiert. Nach dem Lockdown – währenddem auch die Bergführer ihren Beruf nicht ausüben konnten – haben sie in den Sommermonaten von der Situation profitiert: «Wir hatten mehr Schweizer in den Bergen, die unsere Dienste in Anspruch genommen haben.» Während die Branche mit dem Sommer zufrieden ist, bereitet der Winter grosse Sorgen: «Momentan sieht es nicht rosig aus. Die ausländischen Gäste wer-den wegbleiben und wir können diesen Ausfall nicht mit Schweizer Gästen kompensieren, das reicht nicht.»

Auch auf politischer Ebene ist der SBV aktiv und kämpft zusammen mit dem SAC für einen freien Zugang der Bergprofis in den Bergen. Im März hat der Verband seine politischen Aktivitäten intensiviert und eine überparteiliche Gruppe Bergberufe gegründet. «Die Idee ist, dass wir unsere Anliegen und Forderungen via 25 bergaffine Parlamentarier direkt im Parlament deponieren können», so Mathey. «Unsere dynamische Branche hat grosses Potenzial. Doch um die ständig neuen Bedürfnisse und Erwartungen unserer Gäste zu erfüllen, müssen wir flexibel bleiben und uns dem Markt anpassen. Nur so können wir unsere Bergberufe fördern und weiterent­wickeln.» Corinne Remund

www.sbv-asgm.ch

www.swissmountaintraining.ch

DAS MACHT DER SBV

Für einen hohen Ausbildungsstandard

Der Schweizerische Bergführerverband (SBV-ASGM) wurde 1906 gegründet und ist die gesamtschweizerische Organisation der Bergführer wie auch Wanderleiter, Kletterlehrer und Seilzugangsspezialisten. Zu seinen Dienstleistungen gehört, die Mitglieder schnell und flexibel in den drei Schwerpunkten «Mobilität & Anerkennung», «Nachwuchsförderung» sowie «Freier Zugang» zu unterstützen. Dabei hat sich der engagierte Verband das Ziel gesetzt, über nationale und internationale Kompetenzen zu verfügen, um so qualitativ hochwertige Führungsarbeit und ein professionelles Risikomanagement leisten zu können.

Freier Zugang zu den Bergen

Ebenso ist er bestrebt, seinen Mitgliedern einen einfachen Zugang zu guten Versicherungs- und Vorsorgelösungen zu ermöglichen. Er setzt sich ferner dafür ein, dass seine Mitglieder weitgehend freien Zugang zu den Bergen haben und überall im Ausland arbeiten können mit möglichst kleinem administrativen Aufwand. Ebenso setzt der SBV viel daran, von der Öffentlichkeit positiv und als wichtigster touristischer Dienstleister wahrgenommen zu werden. Einen hohen Stellenwert hat die Nachwuchsförderung respektive die Aus- und Weiterbildung. Dabei engagiert sich der Verband für eine fundierte Berufsausbildung, die den menschlichen, technischen und fachlichen Ansprüchen seiner Mitglieder gerecht wird. In diesem Zusammenhang hat die Unfallverhütung hohe Priorität.

Jährlich 60 Millionen Franken Umsatz

Der SBV ist auch auf politischer Ebene aktiv, gut mit Behörden, anderen Organisationen, Verbänden und Institutionen vernetzt und arbeitet eng mit dem Schweizer Alpen-Club SAC zusammen. Der SBV zählt rund 1800 Mitglieder, dazu gehören Bergführer, Wanderleiter, Kletterlehrer und Aspiranten wie auch Firmen wie Bergsteigerschulen und Bergführerbüros. Die Bergführer selber generieren einen jährlichen Umsatz von rund 60 Millionen Franken.

CR

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