Der sgv spricht sich vehement gegen die Erhöhung der Lohnprozente aus
Nichts als reinste Planwirtschaft
BARGELDVERBOT – Sollte das System erst einmal greifen, müssten Bürger wohl in der Zukunft immer wieder mit periodischen Zwangsenteignungen rechnen.
Akademischtätige Ökonomen sind erfinderisch. Die Zunft, die einst den Markt verteidigte, engagiert sich mehr und mehr für Planung. Der neueste Gag im Zurückdrängen der persönlichen Freiheit: Bargeldverbot. Dabei ist die Diskussion gar nicht so neu – und alles andere als erfreulich.
Es gibt zwei Gründe für den neugestarteten Feldzug gegen das Bargeld. Der erste Grund vermag sogar, edel zu erscheinen, nämlich die Bekämpfung illegaler Geschäfte, Schwarzarbeit oder Schwarzgeld. Der zweite Grund ist schon viel dubioser.
«SPAREN WÜRDE NOCH STÄRKER BESTRAFT ALS HEUTE SCHON.»
Es geht darum, dauerhafte Konsumanreize zu schaffen. Mit anderen Worten: Der Staat oder die Zentralbanken oder eine zentrale Planungsinstanz wollen den Menschen letztlich vorgeben, was sie zu konsumieren haben. Gerechtfertigt wird dies mit Wirtschaftswachstum: Wenn Menschen viel konsumieren, wachse die Wirtschaft. Wenn eine zentrale Stelle vorgibt, wie viel zu konsumieren ist, dann wächst die Wirtschaft planmässig. Das ist nicht ein versteckter Gruss der zentralen Planwirtschaft – das ist die Planwirtschaft höchstpersönlich.
Ein alter Zopf…
Dabei ist die Idee eines Bargeldverbots nichts Neues. Einer der Titanen zeitgenössischer Ökonomie, Gregory Mankiw, begann vor Jahren schon den Kampf gegen das Bargeld. Seine Idee: In einem Umfeld mit negativen Leitzinsen könnten die Währungshüter ankündigen, jährlich eine Zahl zwischen 0 und 9 aus dem Hut zu ziehen – alle Banknoten, deren Registrierungsnummern auf dieser Zahl enden, wären dann ungültig.
Jeder Mensch, der im Besitz von viel Bargeld ist, müsste dadurch fürchten, in einem Jahr einen Zehntel seines Vermögens zu verlieren. Mit einem Mal würden negative Renditen attraktiv, schreibt Mankiw: «Die Menschen wären entzückt, Geld zu minus drei Prozent zu verleihen, denn drei Prozent zu verlieren, ist besser, als zehn Prozent zu verlieren.»
…wird neu belebt
Auftrieb erhielt die Idee im aktuellen Negativzins-Umfeld. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellt sich die Frage: Ab welchem Negativzins werden die Leute anfangen, Geld zu Hause zu horten? Schlimmstenfalls könnte dies zu einem Bank-Run führen. Würde man Bargeld abschaffen, bliebe dieser Fluchtweg verwehrt, und Zentralbanken könnten ihr Negativzins-Regime hemmungslos ausweiten.
Ökonomisch ist die Idee aber unsinnig und widersprüchlich. Sie geht nämlich davon aus, dass der reale Zins einer Wirtschaft negativ ist. Das ist schlicht falsch. Der reale Zins bildet die Risiken einer Wirtschaft ab. Negativer Zins heisst ja, die Wirtschaft sei «supersicher». Doch angesichts von Schuldenquote, Geldspritzen und anderen Instrumenten sind die meisten Wirtschaften heute alles andere als «supersicher». Zudem: Niemand, der bei Sinnen ist, würde bei Negativzinsen und Bargeldunterdrückung noch sparen – was die Wirtschaft noch unsicherer macht.
Planungswahn der Technokraten
Die Beseitigung der Zinsuntergrenze durch die Abschaffung von Bargeld mag aus der technokratischen Sichtweise einer Zentralbank durchaus verlockend sein. Für die Bürger bedeutet dies jedoch eine Besteuerung ihrer Spareinlagen, der sie nicht mehr ausweichen können. Sparen wird also noch stärker bestraft als ohnehin schon. Dabei gehört doch die Vernunft, heute zulasten der gegenwärtigen Bedürfnisse für die Wünsche von morgen zu sparen, zu den bedeutenden Errungenschaften der Menschheit. Kommt dazu: Sollte das System erst einmal greifen, müssten Bürger wohl in der Zukunft immer wieder mit periodischen Zwangsenteignungen rechnen.
Darüber hinaus würde die Abschaffung von Bargeld endgültig den gläsernen Konsumenten und eine totale finanzielle Überwachung durch den Staat schaffen. Dazu kämen natürlich noch generelle Fragen der Datensicherheit. Nicht vergessen: Bargeld ist geprägte Freiheit.
Henrique Schneider, Ressortleiter sgv
DIE DISKUSSION
Nach Angaben der Schweizerischen Nationalbank (SNB) steht die Abschaffung von Bargeld nicht zur Überprüfung. Hingegen werden bei verschiedenen Zentralbanken Ideen wie die Einführung eines Wechselkurses zwischen Bar- und Buchgeld oder eine periodische Belastung von Bargeld mit einer Steuer in Höhe der Negativzinsen diskutiert.
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