Publiziert am: 09.11.2018

Nutzfahrzeuge unter Strom

NUTZFAHRZEUGE – Bis Ende September wurden 23 739 leichte Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen immatrikuliert. Die meisten mit herkömmlichem Antriebssystem. Das wird sich bald ändern, denn viele Modelle mit alternativem Antrieb sind in der Entwicklung gut unterwegs.

Die Nutzfahrzeugmessen in diesem Herbst haben es deutlich gezeigt: Alternative Antriebe sind in aller Munde. Weil Stückgut durch Lastwagen und Transporter oft in Innenstädte geliefert werden muss, macht dies Sinn. Solange jedoch das Ladestellennetz nicht entsprechend ausgebaut ist, muss die notwendige Reichweite durch den Einsatz von grossen und schweren Batterie­paketen erzielt werden.

Daneben werden die folgenden Punkte gezielt vorangetrieben: ­Effizienz, Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Verlässlichkeit. Denn auch batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge werden im Betriebsalltag eines Fuhrparks an den ­gleichen Parametern gemessen wie Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb.

Schwere LKW mit Wasserstoff

Der Renault Kangoo Z.E., lange der einzige Transporter mit Elektro­antrieb, wird also bald Konkurrenz erhalten. Etwa vom Mercedes-Benz eVito, der schon bald verfügbar sein soll. Später schieben die Stuttgarter auch noch den eSprinter nach. Ford macht seit längerer Zeit Feldversuche mit elektrisch betriebenen Transits. Bestimmt wird der im kommenden Jahr zu erwartende neue Opel Vivaro ebenfalls mit alternativer Technik verfügbar sein. Bei den schweren Nutzfahrzeugen nimmt ebenfalls Mercedes eine Vorreiterrolle ein, haben sie doch Lastwagen-Prototypen mit Elektroantrieb bereits in Seriennähe gebracht.

Einen etwas anderen Weg beschreitet Hyundai in der Schweiz. Das koranische Unternehmen hat mit H2 Energy, einem Schweizer Unternehmen, eine Absichtserklärung abgeschlossen, demzufolge in den kommenden fünf Jahren eintausend schwere Lastwagen mit Brennstoffzellentechnik auf die Strasse kommen sollen. H2 Energy ist auf die Produktion und Lieferung von Wasserstoff aus nachhaltiger Herstellung spezialisiert. Durch H2 Energy wird auch ein flächen­deckendes Verteilnetz aufgebaut.

Gemäss Hyundai bietet der Wasserstoff-Elektroantrieb gegenüber dem Batterie-Elektroantrieb bei grösseren Fahrzeugen wie Lastwagen oder Bussen verschiedene Vorteile. Die Brennstoffzellentechnologie spart Platz und reduziert das Gesamtgewicht, während sich auch bei den Betriebskosten eine höhere ­Effizienz ergibt, die bei steigender Fahrzeuggrösse noch optimaler ausfällt. Daher bietet die Technologie ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten im kommerziellen Transportsektor. Der von Hyundai nach europäischen Normen ­entwickelte Lastwagen soll dank acht Drucktanks zwischen Kabine und Fahrgestell eine Reichweite von rund 400 Kilometern erreichen. Die Tanks können in rund sieben Minuten aufgefüllt werden.

Warten auf Serienproduktion

Zahlreiche prominente Firmen und öffentliche Ämter in der Schweiz haben bereits elektrifizierte Lastwagen und Reinigungsmaschinen in Betrieb. Allerdings wurden diese aufwendig in Handarbeit von thermischen in elektrische Fahrzeuge umgebaut. Erst eine Serienproduktion dürfte allerdings die Investitionen in herkömmliche Fahrzeuge senken.

Um möglichst vielen Transportanforderungen gerecht zu werden und verschiedensten Branchen den Einstieg in die lokal emissionsfreie Elektromobilität zu ermöglichen, werden allerdings noch zahlreiche Hürden zu meistern sein, denn nur ein breites Angebot kann die unterschiedlichen Bedürfnisse befriedigen.

Roland Hofer

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