Die Nutzfahrzeugmessen in diesem Herbst haben es deutlich gezeigt: Alternative Antriebe sind in aller Munde. Weil StĂĽckgut durch Lastwagen und Transporter oft in Innenstädte geliefert werden muss, macht dies Sinn. Solange jedoch das Ladestellennetz nicht entsprechend ausgebaut ist, muss die notwendige Reichweite durch den Einsatz von grossen und schweren BatterieÂpaketen erzielt werden.
Daneben werden die folgenden Punkte gezielt vorangetrieben: ÂEffizienz, Wirtschaftlichkeit, Flexibilität und Verlässlichkeit. Denn auch batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge werden im Betriebsalltag eines Fuhrparks an den Âgleichen Parametern gemessen wie Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb.
Schwere LKW mit Wasserstoff
Der Renault Kangoo Z.E., lange der einzige Transporter mit ElektroÂantrieb, wird also bald Konkurrenz erhalten. Etwa vom Mercedes-Benz eVito, der schon bald verfĂĽgbar sein soll. Später schieben die Stuttgarter auch noch den eSprinter nach. Ford macht seit längerer Zeit Feldversuche mit elektrisch betriebenen Transits. Bestimmt wird der im kommenden Jahr zu erwartende neue Opel Vivaro ebenfalls mit alternativer Technik verfĂĽgbar sein. Bei den schweren Nutzfahrzeugen nimmt ebenfalls Mercedes eine Vorreiterrolle ein, haben sie doch Lastwagen-Prototypen mit Elektroantrieb bereits in Seriennähe gebracht.
Einen etwas anderen Weg beschreitet Hyundai in der Schweiz. Das koranische Unternehmen hat mit H2 Energy, einem Schweizer Unternehmen, eine Absichtserklärung abgeschlossen, demzufolge in den kommenden fĂĽnf Jahren eintausend schwere Lastwagen mit Brennstoffzellentechnik auf die Strasse kommen sollen. H2 Energy ist auf die Produktion und Lieferung von Wasserstoff aus nachhaltiger Herstellung spezialisiert. Durch H2 Energy wird auch ein flächenÂdeckendes Verteilnetz aufgebaut.
Gemäss Hyundai bietet der Wasserstoff-Elektroantrieb gegenĂĽber dem Batterie-Elektroantrieb bei grösseren Fahrzeugen wie Lastwagen oder Bussen verschiedene Vorteile. Die Brennstoffzellentechnologie spart Platz und reduziert das Gesamtgewicht, während sich auch bei den Betriebskosten eine höhere ÂEffizienz ergibt, die bei steigender Fahrzeuggrösse noch optimaler ausfällt. Daher bietet die Technologie ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten im kommerziellen Transportsektor. Der von Hyundai nach europäischen Normen Âentwickelte Lastwagen soll dank acht Drucktanks zwischen Kabine und Fahrgestell eine Reichweite von rund 400 Kilometern erreichen. Die Tanks können in rund sieben Minuten aufgefĂĽllt werden.
Warten auf Serienproduktion
Zahlreiche prominente Firmen und öffentliche Ämter in der Schweiz haben bereits elektrifizierte Lastwagen und Reinigungsmaschinen in Betrieb. Allerdings wurden diese aufwendig in Handarbeit von thermischen in elektrische Fahrzeuge umgebaut. Erst eine Serienproduktion dürfte allerdings die Investitionen in herkömmliche Fahrzeuge senken.
Um möglichst vielen Transportanforderungen gerecht zu werden und verschiedensten Branchen den Einstieg in die lokal emissionsfreie Elektromobilität zu ermöglichen, werden allerdings noch zahlreiche Hürden zu meistern sein, denn nur ein breites Angebot kann die unterschiedlichen Bedürfnisse befriedigen.
Roland Hofer