Publiziert am: 07.11.2014

«Ohne Zement geht gar nichts»

CEMSUISSE – Der Verband der Zementindustrie setzt ein Zeichen für den Standort Schweiz, sowohl im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit als auch in der Produktion, Bildung und Forschung. Eine Herausforderung ist die Sicherstellung der Abbaugebiete.

Zement ist ein Zivilisationsbedürfnis. Der wichtigste Baustoff unserer Gesellschaft bedeutet für uns Energie, Mobilität, Wohnen und Infrastruktur. «Ohne Zement geht nichts. Es gibt kaum einen Lebensbereich, in welchem Zement keine Rolle spielt», bringt es Georges Spicher, Direktor der cemsuisse, des Verbandes der Schweizerischen Cementindustrie und Autor des gleichnamigen Buches zur Zementgeschichte in der Schweiz, auf den Punkt. Die Nachfrage nach Zement ist in der Schweiz mit 5,1 Tonnen pro Jahr gross und wird durch den Bund, die Kantone, die Gemeinden und die privaten Bauherren bestimmt. «Die Zementindustrie sieht es als ihre Aufgabe, diese Nachfrage mit einer möglichst nachhaltigen Produktion abzudecken», betont Spicher.

«Das Ziel der Reduktion der CO2-Emission ist für uns selbstverständlich.»

So ist die Schweiz in Sachen Nachhaltigkeit eines der weltweit führenden Ländern in der Herstellung von Zement. «Die Ansprüche an den Stand der Technik in den Bereichen der Arbeitssicherheit und des Umweltschutzes sind bei uns in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen», sagt Spicher. Der effiziente Umgang mit natürlichen Ressourcen, unter anderem zur Reduktion der CO2-Emission, ist ein wichtiger Eckpfeiler der Politik der Zementbranche. Die Schweizerische Zementindustrie ist die erste Industriebranche, welche mit der Umsetzung des CO2-Gesetzes ernst gemacht und als sehr energieintensive Produzentin die Vorreiterrolle übernommen hat. «Wir haben die CO2-Emission aus dem Verbrennungsprozess von 1990 bis 2010 mehr als halbiert», so Spicher. «Beliefen sich CO2-Emissionen im Jahr 2011 noch auf 559 000 Tonnen, waren es 2013 nochmals rund zehn Prozent weniger, nämlich 506 000 Tonnen.» Somit leistet die Schweizerische Zementindustrie den grössten Inlandbeitrag zur Einhaltung der Kyoto-Verpflichtungen der Schweiz. Spicher doppelt nach: «Unter Einbezug der geogenen Emissionen beläuft sich die Gesamtreduktion des Anteils, den die Zementindustrie leistet, auf rund 1,5 Millionen Tonnen CO2.»

Grosse Prozessinnovation 
der Schweiz

Wichtige Massnahmen zur Verbesserung der CO2-Bilanz sind der Einsatz eines möglichst grossen Anteils alternativer Brennstoffe, ein optimierter Klinkeranteil im Zement sowie moderne Ofentechnologien. «Über 55 Prozent der gesamten Energie wird durch alternative Brennstoffe wie Altholz, Trockenklärschlamm, Tiermehl usw. abgedeckt», so der engagierte cemsuisse-Direktor. Der Einsatz von alternativen Brennstoffen konnte 2013 auf 322 351 Tonnen gesteigert werden. Dies setze allerdings eine grosse Prozessinnovation voraus. Hier sei die Schweizer Zementindustrie weltweit führend. Ebenso hat die Qualität des Produktes Zement immer oberste Priorität.

«Ohne Erschliessung neuer Abbaugebiete droht den Zementwerken das Aus.»

Aktiver Umweltschutz bedeutet für die Branche auch der schonende Umgang mit den Ressourcen. Hier spielen die Biodiversität und ökologische Perspektive eine wichtige Rolle. «Bei den Renaturierungen entstehen in den Steinbrüchen ökologische Nischen, in denen eine Vielfalt seltener Tier- und Pflanzenarten einen neuen Lebensraum findet.» Die Erschliessung neuer Abbaugebiete stellt die Branche vor grosse Herausforderungen, haben doch die Steinbrüche mit dem Abbau von Kalkstein und Mergel mancherorts die Grenzen des Perimeters des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) erreicht. «An einigen Standorten kann nur noch für rund zehn Jahre abgebaut werden. Ohne Erschliessung neuer Abbaugebiete droht den Zementwerken das Aus», betont Spicher. Mittels eines gemeinsamen Projektes wollen nun cemsuisse, die Standortkantone von Zementwerken sowie die zuständigen Bundesämter des UVEK eine Grundlage für eine Interessensabwägung zwischen dem Schutz der Landschaft und der Versorgung der Schweiz mit Zement schaffen.

Viel Zement für Infrastruktur

Für die nächsten Jahre rechnet cemsuisse mit einem gleichbleibenden Zementbedarf. Im Wohnungsbau dürfte sich ein leichter Rückgang bemerkbar machen, welcher aber mit der Erhöhung im Bereich Infrastruktur ausgeglichen werde. «Beim Ausbau der vom Volk beschlossenen Bahninfrastruktur im Umfang von rund 6,5 Millionen Franken und für die Umsetzung des neuen Raumplanungsgesetzes wird künftig viel Zement benötigt werden, da verdichtetes Bauen und die optimale Ausnützung des Raumes in die Tiefe und in die Höhe nur mit Zement möglich ist», stellt Spicher fest.

Corinne Remund

FAKTEN & ZAHLEN

640 Kilogramm Zement pro Kopf

In der Schweiz werden pro Jahr rund 5,1 Millionen Tonnen Zement verbraucht und 4,5 Millionen Tonnen Zement produziert. Somit wird jährlich 640 Kilogramm Zement pro Kopf in der Schweiz verbraucht. Weltweit sind es 4 Milliarden Tonnen Zement, der grösste Teil davon, 60 Prozent (2,4 Milliarden Tonnen) in China. Die sechs Zementwerke in der Schweiz produzieren 30 verschiedene Sorten Zement und haben rund 650 Beschäftigte. Insgesamt arbeiten 40 Lehrlinge in der Schweizer Zementindustrie. Der Export beträgt rund ein bis zwei Prozent. Rund 750 000 Tonnen Zement werden jährlich aus unseren Nachbarländern Deutschland, Italien und Frankreich importiert. Der Anteil des importierten Zements in Zementwaren beträgt eine Million Tonnen. Über 50 Prozent der Lieferungen im Inland erfolgen per Bahn. Somit gehört die Zementindustrie zu den grössten Bahnkunden der Schweiz.

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