Der sgv spricht sich vehement gegen die Erhöhung der Lohnprozente aus
Ruf des Geldes oder sicherer Hafen
FACHKRÄFTE – Seit Beginn der Coronakrise steigt die Sorge, hoch qualifizierte Mitarbeiter nicht ans Unternehmen binden zu können.
Durch die Coronakrise sorgen sich die Unternehmen vermehrt, dass sie Mitarbeiter mit wertvollen Schlüsselqualifikationen verlieren. Das vermeldet der Personaldienstleister Robert Half und liefert Zahlen nach. 86 Prozent der internationalen Führungskräfte weltweit sind besorgt, Fachkräfte nicht langfristig an das Unternehmen binden zu können. Dies aufgrund von Corona-bedingten Gehaltskürzungen und fehlenden Perspektiven auf Gehaltserhöhungen. Fast die Hälfte der befragten Personalverantwortlichen habe dieses Jahr nämlich keine Veränderungen am Gehalt vorgenommen, immerhin 26 Prozent jedoch haben die Gehälter erhöht. Und: Corona lässt die Boni schrumpfen: 38 Prozent zahlen weniger Boni aus als im Jahr 2019. «Die Verunsicherung am Arbeitsmarkt ist gross», sagt Zerrin Azeri, Associate Director bei Robert Half. Es gebe aber auch gute Nachrichten: «Die Gehälter bleiben trotz Corona weitgehend stabil. Viele Unternehmen haben darüber hinaus neue Benefits eingeführt, die ihre Mitarbeiter hauptsächlich bei Remote Work unterstützen sollen.»
Benefits fĂĽrs Home-Office
Bei der eingangs erwähnten Situation, wonach die Personalverantwortlichen um ihre besten Mitarbeiter fĂĽrchten, weil finanzielle Perspektiven fehlen, drängen sich unweigerlich zwei Fragen auf: Geht es nicht den meisten Unternehmen gleich und die Fachkräfte sollten in erster Linie nicht dem grossen Geld nachrennen, sondern sich ĂĽber Âeinen sicheren Arbeitsplatz freuen? Und zweitens: Wird nicht gerade in der heutigen Zeit stets betont, dass andere Faktoren einen ebenso grossen Einfluss auf die Zufriedenheit der Angestellten haben? Tatsächlich haben laut Robert Half viele Unternehmen reagiert und bieten seit der Coronakrise zusätzliche Benefits an. Darunter fallen ZuschĂĽsse fĂĽr die BĂĽroausstattung, UnterstĂĽtzung im Bereich der psychischen Gesundheit, zusätzlicher Urlaub oder UnterÂstĂĽtzung im Bereich der externen Kinderbetreuung.
Auch ist entscheidend, in welchen Branchen man tätig ist. Azeri: «Trotz der aktuellen Arbeitsplatzverluste werden Schweizer Unternehmen auch 2021 neue Mitarbeiter einstellen. Es besteht eine grosse Nachfrage nach neuen Talenten, vor allem im Finance-, IT- und Office-Bereich.» Da Fachkräfte nach wie vor schwer zu finden seien, müssten Arbeitgeber auch weiterhin wettbewerbsfähige Gehälter und Zusatzleistungen anbieten. Und tatsächlich gebe es auch eine deutliche Verschiebung bei den Softskills, so Azeri weiter. «Agilität, Kreativität und Kommunikation haben an Bedeutung gewonnen, da sie Belastbarkeit und Flexibilität der Mitarbeiter unter Beweis stellen.»
Es bleibt also abzuwarten, ob der Ruf des Geldes auch in Zeiten von Corona so laut ist, um in diesen Âunsicheren Zeiten tatsächlich die grosse Fachkräftewanderung auszulösen. Oder ob die Ruhe des Âsicheren Arbeitsplatzes nicht doch als der sicherere Hafen angesehen wird. Wissen wird man das wohl erst, wenn die Coronakrise vorbei ist. Und damit wohl noch nicht so bald.
uhl
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