Eine Mischform
Schweizer Kapitalismus – Charakteristika eines Landes zwischen den Polen.
wirtschaftsgeschichte – Entscheidend für den Erfolg der Schweiz ist die Offenheit 
ihrer Volkswirtschaft gegenüber ausländischen Märkten, aber auch gegenüber neuen Einflüssen. 
Dies zeigt das Buch «Wirtschaftsgeschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert» deutlich auf.
Was macht die Schweiz zum Sonderfall? Es ist eine Mischung aus wirtschaftlicher Öffnung, strukturellem Konservatismus und Laissez-faire-Politik. Sie bilden die Basis für den Wohlstand und die Lebensqualität des Landes. Das ist nicht neu. Aber in einer Zeit, in der der Freihandel im Kreuzfeuer steht, lohnt es sich, dem nachzugehen.
Offenheit als Erfolgsgarant
In ihrer gelungenen «Wirtschaftsgeschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert» (Schwabe-Verlag 2012, ISBN 978-3-7965-2815-6) zeichnet ein Autorenteam eine nuancierte Historie der Schweizer Wirtschaft. Eine ihrer zentralen Erkenntnisse lautet: Entscheidend für den Erfolg der Schweiz ist Offenheit der Volkswirtschaft gegenüber ausländischen Märkten, aber auch gegenüber neuen Einflüssen.
Statt Branchen und Strukturen zu schützen, akzeptiert die Schweiz den Wandel und versucht (meist) nicht, ihn aufzuhalten. Aber das geschieht nicht unkritisch. Es sind die Institute der Wirtschaft selbst – etwa Gewerkschaften oder Verbände, 
Organe der Selbstregulierung oder 
sogar Kartelle –, welche Transmissionsriemen und Puffer gleichermassen spielen. Die Autoren machen den Punkt ganz klar. Ja, die Schweiz ist offen für Fremdes und Neues; 
erfolgreich ist sie jedoch nur dann, wenn sie selber bestimmt, wie damit umgegangen wird.
Vifer Aussenhandel
In ihrer Wirtschaftsgeschichte zeigen die Autoren, dass die offene Volkswirtschaft der Schweiz immer wieder zu Erfolg verhalf. Sei dies in der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg; in der Hochkonjunktur der 60er- und 70er-Jahre und am Ende des 20. Jahrhunderts. Von der Offenheit profitiert nicht nur der Aussenhandel; sie führt ebenso zu mehr Innovation und Wettbewerb im Binnenmarkt und damit zu einem gewaltigen Produktivitätswachstum.
Schon frĂĽh wurde die Schweiz einer Vielzahl von strukturellen Veränderungen ausgesetzt – und setzte sich diesen auch bewusst aus. Etwa 1870 setzte dieser Trend ein. Die 
damals dominierende Textilindustrie reduzierte Arbeitsplätze zwischen 1890 und 1910, behielt aber ihren Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP), was durch Produktivitätsgewinne zu erklären ist. Diese frei gewordenen Arbeitskräfte wurden dann durch «moderne», im Export tätige IndusÂtrien wie die Maschinen- oder die chemische Industrie eingesetzt.
Aussen- und Binnen-
markt wichtig
Doch um diese «modernen» IndusÂtrien zu finanzieren, entstand eine neue, anfänglich rein binnenorientierte Branche: der Bankenplatz. 
Diese Branche fing sogar als Kartell an, weil nur die Kooperation Skaleneffekte und ProduktivitätsschĂĽbe ermöglichte. Daran wird gezeigt, wie sich Aussen- und Binnenmarkt positiv beeinflussen.
Und diese Entwicklung ist immer noch in vollem Gange. Brachen wie etwa die Umwelttechnik sind entstanden, während andere, wie etwa die Metallherstellung, untergingen. Der rasante Aufstieg der Bio- und Informationstechnologie von heute ist nur die Fortsetzung dieser Geschichte.
Generell sind die EinflĂĽsse klar auszumachen: Je offener die Schweiz, desto schneller und positiver geschehen diese Prozesse.
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UnterstĂĽtzende Strukturen
Das Autorenteam zeichnet noch eine andere Wechselbeziehung nach: Die Offenheit der Schweizer Volkswirtschaft war keineswegs unumstritten. Immer wieder waren protektionistische Pakete notwendig, um innere Anspruchsgruppen zu befriedigen. Schon früh, 1878, begann sich ein Mechanismus zu etablieren, der bis heute anhält: Subventionen als Hebel für mehr Bundeskompetenzen.
Zwar war die freiheitliche Marktordnung «in der liberalen Schweiz» schon immer die Grundlage für den Erfolg, aber sie stiess auch immer auf grossen Widerstand. Umso wichtiger ist die Rolle der Institutionen (Zentralbank, politische Parteien, Verbände) als Korrektiv: Einerseits verhelfen sie der freiheitlichen Marktordung zum Durchbruch; andererseits kanalisieren sie diese 
Ordnung – nicht ganz ohne Eigennutz.
Die Schweiz ist also ein Land, das seit mindestens 1870 von ihrer wirtschaftlichen Offenheit profitiert. Diese Öffnung wirkt sich positiv sowohl auf die Export- als auch auf die 
Binnensektoren aus. Damit das aber der Fall ist, muss sie von Schweizer Institutionen begleitet werden.
Und die Politik? Am besten ist, wenn sie die Institutionen der Wirtschaft gewähren lässt. Was historisch gewachsen ist, wirkt heute noch am besten.
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Henrique Schneider, 
stv. Direktor sgv
Die Langeweile kann 
auch ein Kapital sein
Ein interessanter Befund im Buch «Wirtschaftsgeschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert» hält fest, dass die Sicherheit zu den wesentlichen Erklärungsfaktoren für den Erfolg der Schweiz zählt. Sicherheit ist dabei eine auf Stabilität ausgerichtete Wirtschaftspolitik, welche auf Förderung bestimmter Branchen oder Unternehmen gänzlich verzichtet. 
Sicherheit bedeutet auch die bedingungslose Garantie der Eigentumsrechte, der Schutz von Investitionen, einfache rechtliche Prozesse und die Möglichkeit der Selbstbestimmung. Ein wichtiger Aspekt der Sicherheit war lange die Neutralität in aussenpolitischen Fragen, denn sie ermöglichte der Schweiz, in allen Richtungen offen zu sein.
Langeweile in der Wirtschaftspolitik ist also das Kapital der Schweiz. Kein Wunder: Für das Wohlergehen der Wirtschaft ist nicht der Staat zuständig – es sind die Unternehmen. Sc
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