Publiziert am: 21.09.2018

Schweizer KMU werden immer internationaler

Die Meinung

Anfang September besuchte Bundesrat Johann Schneider-Ammann China. Seine Entourage bestand aus zirka 50 Vertreterinnen und Vertretern aus Gross­unter­nehmen, Wissenschaft und Medien. Zur gleichen Zeit begab sich eine viel kleinere Delegation von Schweizer KMU in die viel kleinere Stadt Guiyang. Dort ist kein Glanz oder Glamour zu finden, gross bejubelt wird man auch nicht. Aber dort findet das schnellste Wirtschaftswachstum Chinas statt – und dort sind Schweizer KMU schon aktiv.

Beide Geschichten illustrieren die Schweizer Aussenwirtschaft. Einerseits ist es wichtig, das Gesicht zu zeigen. Schliesslich geniesst die Schweiz in China ein hohes Ansehen. Die Reise des Bundesrats samt Entourage trägt dazu bei, diese Position zu verbessern. Das kommt allen Unternehmen zugute. Andererseits ist es notwendig, Wirkung im Ziel zu entfalten. Das können nur Unternehmen. Abseits des Rampen­lichts sehen sie die Chancen und tragen die Risiken – ob Grossunternehmen oder KMU.

Die Auslandsaktivität unserer KMU wird in der Schweiz unterschätzt. Die öffentliche Aufmerksamkeit ist stark auf Weltkonzerne wie Nestlé und UBS fokussiert. Doch KMU können genauso international sein. Schätzungen sagen nämlich, dass etwa ein Drittel der Schweizer KMU mehr als 50 Prozent seiner Umsätze in Auslandsmärkten macht; ein weiteres Drittel verdient weniger als die Hälfte des Gelds im Ausland; nur ein Drittel soll gar keine Auslandskontakte haben. Viele von KMU geprägte Branchen sind stark im Export: Tourismus, Finanz­dienst­leistungen, Farbenherstellung, Plastikindustrie, mechanische Industrie, Umwelt­technologie.

Die Credit Suisse nennt dazu Zahlen: «Das mit Abstand wichtigste Land für Schweizer Exporteure ist Deutschland. Für über 41 Milliarden Franken wurden 2017 Güter ins Nachbarland exportiert. Das zeigt die Aussenhandelsstatistik der Schweiz. Zweitwichtigstes Exportland sind die USA, wohin immer noch Waren im Wert von 33,7 Milliarden Franken exportiert werden.» Und die CS weiter: «Spannend ist zu sehen, welche Exportmärkte besonders stark wachsen. Auch hier sind im Vergleich zum Vorjahr Deutschland (Zunahme um CHF 1,6 Mia. bzw. 4 Prozent) und die USA (Zunahme um CHF 2,2 Mia. bzw. 7 Prozent) die wichtigsten Märkte. Allerdings holt auch China auf. Bereits 11,4 Milliarden Franken beträgt das Volumen der Schweizer Exporte ins Reich der Mitte. Im Vergleich zu 2016 ist das ein Plus von 1,5 Milliarden Franken respektive eine Steigerung um 15,6 Prozent.» Dieses Resultat platziert China als drittwichtigstes Exportland für Schweizer KMU!

Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich und Switzerland Global Enterprise erstellten eine Liste der interessantesten Exportmärkte für Schweizer KMU. China führt sie an. Die USA folgen auf Rang 2. Südkorea, Singapur und das Vereinigte Königreich schliessen die Top 5 ab. In dieser Untersuchung wurden nicht nur Grösse und Wirtschaftswachstum, sondern auch die Einfachheit der Geschäftsabwicklung und die Wirtschaftsfreiheit für KMU bewertet. Alle diese Schätzungen, Zahlen und Studien zeigen, dass Schweizer KMU ihre Vorteile insbesondere in den Auslands­märkten ausspielen können und ihre Chancen in den globalen Märkten sehen. Sie zeigen, dass Schweizer KMU stark in der Aussenwirtschaft sind. Das mag ohne Glanz und Glamour geschehen – dafür ist es umso realer.

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