Publiziert am: 02.07.2021

sgv lanciert Digitalisierungsoffensive

DIGITALISIERUNG – Sie ist auch für KMU unerlässlich und reduziert den administrativen Aufwand erheblich. Basierend auf der am Gewerbekongress 2020 verabschiedeten Charta hat der Schweizerische Gewerbeverband verschiedenen Forderungen rund um den Megatrend aufgestellt.

Die Pandemie habe nicht nur die Wichtigkeit der Digitalisierung aufgezeigt, sondern auch, wer Digitalisierung könne. «Lassen Sie mich eines klar festhalten: Der Bund ist es nicht.» Mit dieser knackigen Feststellung eröffnete sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler die Medienkonferenz zur Digitalisierungsoffensive. Die Privatwirtschaft allerdings, sie könne Digitalisierung. Und für die Weiterentwicklung der KMU sei sie unerlässlich, weil der Megatrend eine Optimierung der Prozesse auf sämtlichen Ebenen erlaube.

«Die Digitalisierung führt zu mehr Effizienz in der öffentlichen Verwaltung und reduziert den adminis­trativen Aufwand in KMU», führte ­Bigler aus. Und nicht zuletzt biete sie Chancen, unnötige Regulierungskosten in allen Bereichen zu senken.

Bemühungen des Bundes sind kein Ruhmesblatt

Mikael Huber, beim sgv verantwortlich für das Digitalisierungsdossier, erklärte vor den Medien, wie sich der grösste Dachverband der Schweizer Wirtschaft mit verschiedenen Interventionen in die parlamentarische Diskussion einbringen wird. Das sei unbedingt nötig, denn «es ist kein Geheimnis: Die bisherigen Bemühungen des Bundes sind kein Ruhmesblatt.» Konkrete Handlungsfelder sehe der sgv insbesondere bei der Flexibilisierung des Arbeitsrechts, der Senkung des administrativen Aufwands der KMU und bei der Bekämpfung der Cyberkriminalität. «Es gibt eine reiche Palette an Möglichkeiten und es geht nicht an, dass veraltete Gesetzesgrundlagen einer vollen Ausschöpfung dieses Potenzials entgegenstehen», so Huber, der damit in erster Linie das Arbeitsrecht meinte. Konkret genannt wurde aber auch das Nationale Zentrum für Cybersicherheit, welches «unbedingt auf die spezifischen Bedürfnisse der KMU eingehen muss».

Digitale Anforderungsprofile

Der Schweizerische Gewerbeverband bringt sich bei der Digitalisierung aber nicht nur in die politische Diskussion ein, sondern leistet auch ganz konkrete Projektarbeit. So bereits geschehen mit der Plattform www.anforderungsprofile.ch, ein schon jetzt breit genutztes Instrument für die Berufsbildung – einem wichtigen Dossier des sgv. «Die Wirtschaft verändert sich, neue Berufe entstehen, die Anforderungen an die Fachkräfte und die Lernenden entwickeln sich weiter», so sgv-Vizedirektorin Christine Davatz. Das sei eine grosse Herausforderung für ­alle, welche sich um den beruflichen Werdegang der Jugendlichen kümmern müssten, so die Berufsbildungsexpertin des sgv weiter. Der Schweizerische Gewerbeverband ­habe deshalb bereits vor sechs Jahren zusammen mit den Organisationen der Arbeitswelt (OdA) und der Erziehungsdirektorenkonferenz ein digitales Instrument entwickelt, welches den Übergang von der Schule in die Berufswelt erleichtere.

Ebendiese Plattform der Anforderungsprofile wurde anschliessend von Projektleiter Walter Goetze vorgestellt. Sie beinhaltet nicht nur die schulischen Profile, sondern bei rund zwei Dritteln der Berufe auch eine Anforderungsbeschreibung, also eine konkrete Beschreibung einer typischen Arbeitssituation. Im Jahr 2020 wurde die Seite 750 000 Mal aufgerufen. «Eine stolze Zahl», wie Goetze anmerkte. Dies zeige nämlich, dass die Anforderungsprofile einem grossen Bedürfnis entsprächen. Die dreisprachige Website wird landesweit genutzt und stetig weiterentwickelt.

Die Anforderungsprofile wurden zudem auf ihre Gendergerechtigkeit analysiert und die Website in dem Sinne angepasst, wie Elena Maka­rova, Professorin an der Universität Basel, mitteilte. «Pro Beruf und Anforderungsprofil gibt es zwei Arbeitsbeschreibungen mit jeweils einer weiblichen und einem männlichen Lernenden.» Durch die umgestaltete Website würden die Zielgruppen, also Lehrpersonen, Fachleute BSL-Beratung, Lernende, Eltern, Betriebe und Verbände, noch direkter angesprochen.

Digitale Gewerbestatistik

Ein weiteres konkretes Beispiel ist die Gewerbestatistik. «Nach 75 Jahren Präsentation in analoger Form ist sie nun digitalisiert», sagte der Projektverantwortliche und ehemalige Präsident des Aargauischen Gewerbeverbands, Kurt Schmid. Die Gewerbestatistik umfasse die handelsrechtlichen Zahlen der Bilanz und der Erfolgsrechnung von rund 7000 gewerblichen Unternehmen in über 80 Branchen. Die Gewerbe­statistik ermittle neben Mittelwerten nach Umsatzkategorien und Mittelwerten über die ganze Branche auch «Best in Class»-Werte. Die Gewerbestatistik sei ein gutes Beispiel, so Schmid, wie die Digitalisierung die Wirtschaft und insbesondere die KMU unterstützen könne. «Und wie Hans-Ulrich Bigler bereits erwähnt hat: Die Wirtschaft kann Digitali­sierung!»

Adrian Uhlmann

Medienkonferenz «Der Schweizerische Gewerbeverband sgv geht in die Digitalisierungsoffensive» (Website sgv)

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