Publiziert am: 03.05.2019

Sie brauchen Chancen, nicht Schutz

ÄLTERE ARBEITNEHMENDE – Heute Freitag findet die fünfte nationale Konferenz zum Thema ältere Arbeitnehmende statt. Der Schweizerische Gewerbeverband sgv nimmt an den Sozialpartnergesprächen mit Bundesrat Guy Parmelin mit der Überzeugung teil, dass ein flexibler Arbeitsmarkt und lebenslanges Lernen die besten Rezepte sind, um nicht aus dem Arbeitsmarkt hinauszufallen.

Seit 2015 finden unter der Leitung des Departementsvorstehers WBF, von 2015 bis 2018 Bundesrat Johannes Schneider-Ammann, seit 2019 Bundesrat Guy Parmelin, im Jahresrhythmus nationale Konferenzen zum Thema ältere Arbeitnehmende statt. Die Konferenzen haben ihren Ursprung in einem vom Parlament 2014 angenommenen Postulat, das die Schwierigkeiten stellensuchender Personen ab 50 Jahren am Arbeitsmarkt thematisiert. Zielsetzung ist, älteren Arbeitnehmenden eine möglichst optimale Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Der sgv will sensibilisieren ...

Im Rahmen aller fünf Konferenzen hat der Schweizerische Gewerbeverband sgv stets die Position vertreten, dass ältere Arbeitnehmende gut in den Arbeitsmarkt integriert sind. Sie weisen eine hohe Erwerbsbeteiligung auf und sind unterdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen. Jedoch benötigen Arbeitnehmende über 50 durchschnittlich länger, um wieder eine Anstellung zu finden.

Die Bereitschaft der KMU, ältere Mitarbeitende zu beschäftigen bzw. einzustellen, ist hoch. Das Durchschnittsalter der Mitarbeitenden in KMU liegt um die 50 Jahre. Bei internationalen Grosskonzernen liegt es tiefer.

Der sgv hat sich in den vergangenen Jahren intensiv der Sensibilisierungsarbeit gewidmet und über seine Medien (Print und TV, vgl. Kasten) die Situation der älteren Arbeitnehmenden permanent thematisiert. Auch die Branchenorganisationen sind diesbezüglich sehr engagiert. Das geschieht nicht zuletzt in ihrem eigenen Interesse. Sie benötigen verlässliche und erfahrene Mitarbeitende, die auf einem aktuellen Wissensstand sind.

... andere wollen regulieren

An den vergangenen Konferenzen wurden immer wieder regulatorische Eingriffe in den Arbeitsmarkt zur Diskussion gestellt. Der Kündigungsschutz, ein Vorschlag der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe SKOS, soll Personen im Alter von 57 Jahren oder älter eine zusätzliche Unterstützung zur Wiedereingliederung bieten. Und sollte dies nicht gelingen, käme eine Absicherung in Form von Ergänzungsleistungen bis zum Pensionierungsalter zum Tragen. Der sgv hat neue regulatorische Eingriffe stets abgelehnt.

In den nächsten Jahren werden mehr Arbeitskräfte den Arbeitsmarkt verlassen als neu dazukommen. Die Babyboomer werden pensioniert. Der Mangel an Fachkräften wird zunehmen. Die Arbeitgeber investieren im eigenen Interesse in die Ausbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Direktbetroffene müssen bei der Stellenfindung in erster Linie vom Gefühl der Machtlosigkeit befreit werden. Eigenverantwortung, Selbstwertgefühl und das qualitative Netzwerk sollen gefördert werden. Arbeitssuchende sollen die Chancen wahrnehmen können, die ihnen geboten werden. Auf diese Chancen sollen sie – wenn notwendig – gezielt vorbereitet werden können.

Wertvolles Potenzial

Ältere Arbeitnehmende haben primär dann Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie Mehrfachdefizite aufweisen. Der Hebel muss dann beim Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit angesetzt werden. Lebenslanges Lernen bildet die Grundlage für eine aktive Laufbahnplanung. Dazu braucht es die Motivation und die Bereitschaft der Betroffenen, sich weiterzubilden und ihre Berufskenntnisse «à jour» zu halten. Ältere Mitarbeitende brauchen keinen stigmatisierenden Schutz, der sich als Bumerang erweisen könnte. Sie brauchen Chancen. Der sgv wird sich weiterhin in der Sensibilisierung der KMU engagieren und aufzeigen, dass ältere Arbeitnehmende ein wertvolles Potenzial darstellen.

Dieter Kläy, Ressortleiter sgv

FOKUS KMU: Ältere Arbeitnehmer

Und was tun Wirtschaft und Politik?

«Die Statistik ist nicht so schlecht», sagt Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF. «Aber die Statistik löst das Problem nicht.» Wer sich mit der Materie befasst, stellt rasch fest: Ü50 sind unterdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen. Sie benötigen aber im Schnitt auch länger, um wieder eine Stelle zu finden.

Im Rahmen der fünften nationalen Konferenz zum Thema ältere Arbeitnehmende befasst sich auch FOKUS KMU mit den «Alten» im Arbeitsmarkt. Nebst den Einschätzungen von Bundesrat Guy Parmelin, erklärt Daniel Neugart, Geschäftsführer von SAVE­50Plus, in der aktuellen Sendung die Selbststigmatisierung der älteren Arbeitnehmenden und ihre Folgen.

Im Talk 50+ kreuzen zudem Nationalrat und sgv-Vorstandsmitglied Hansjörg Brunner (FDP/TG) und Nationalrätin Mattea Meyer (SP/ZH) die Klingen.

FOKUS KMU – Die Sendung für Wirtschaft & Gesellschaft, ab Montag, 6. Mai, täglich um 17.35 Uhr auf ­TeleZüri, TeleBärn und Tele M1 und ab Montag, 13. Mai, täglich um 17.25 Uhr auf Tele Z.

www.fokus-kmu.tv

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