Publiziert am: 06.11.2020

Sie sind die Unbekannten

WIEDEREINGLIEDERUNG NLB – Eine von fünf bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum gemeldeten Personen erhält keine Arbeitslosenentschädigung. Eine Studie im Auftrag des Bundes untersuchte die Situation dieser Nichtleistungsbeziehenden (NLB) genauer.

Der Auftrag der öffentlichen Arbeitsvermittlung liegt darin, alle Personen, die sich im Rahmen ihrer Stellensuche bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) melden, zu registrieren und bei der Stellensuche zu unterstützen. Darunter fallen auch Stellensuchende, die zeitweise keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld geltend machen können. Diese Gruppe wird als Nichtleistungsbeziehende (NLB) bezeichnet. Doch wer sind diese NLB? Wie können sie besser unterstützt werden? Um diese Fragen zu beantworten, hat der Bund eine Studie in Auftrag gegeben. Das Resultat: Fast ein Fünftel aller bei den RAV gemeldeten Stellensuchenden gehört zur Gruppe der NLB.

Abmelden dank neuem

Job – oder aus Frustration

Den grössten Teil der NLB machen Personen aus, die sich in einer Kündigung befinden. Die kleinste Gruppe stellen die Ausgesteuerten dar. Allerdings variieren die Gruppen deutlich zwischen den Kantonen, was mit kantonalen Regelungen in Verbindung gebracht wird.

Viele NLB sind gemäss Studie nur während zwei bis drei Monaten als Stellensuchende ohne Leistungsbezug beim RAV gemeldet. Danach melden sich die einen vom RAV ab, da sie eine Stelle antreten, andere gehen nach einer kürzeren Phase in den Leistungsbezug über. Abmeldungen ohne erfolgreichen Stellenantritt treten am häufigsten in Fällen auf, in denen kein Taggeldanspruch besteht. Auch Frustration und Unzufriedenheit würden hier eine Rolle spielen, attestiert die Studie.

Deutlich zufriedener sind Stellensuchende in Kündigung. Sie weisen im Hinblick auf Alter, Geschlecht und Ausbildung ein ähnliches Profil aus wie Leistungsbeziehende. Auf diese Personen sind die RAV sehr gut ausgerichtet und können sie gezielt unterstützen.

Die Richtung stimmt

NLB, die nicht in gekündigter Stellung sind und nicht ausgesteuert wurden sind eher jünger, stammen häufiger aus Drittstaaten und weisen vergleichsweise häufig keine nachobligatorische Ausbildung auf. Was passiert mit ihnen? Denn nur 17 Prozent melden sich innert einem Jahr wieder an. Dies sei darauf zurückzuführen, dass diese NLB eine langfristige Lösung finden, sich komplett aus der Erwerbstätigkeit zurückziehen oder aber bei der Stellensuche auf die Unterstützung durch die RAV verzichten. Hier gibt es gemäss Autoren noch Nachholbedarf, um die NLB bei der Wiedereingliederung gezielter unterstützen zu können.

Trotzdem: Das Angebot seitens der RAV habe ich sich im Laufe der Zeit vor allem für NLB stark verbessert. Diese würden heute weitgehend gleich behandelt wie Leistungsbeziehende, meint die Studie. Insbesondere könnten sie von denselben Leistungen in Bezug auf Beratung und Vermittlung profitieren. Abstriche gebe es teilweise noch beim Besuch von arbeitsmarktlichen Massnahmen (AMM), also Kursen oder Praktika, um ­Berufserfahrung zu sammeln oder die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln.

Auch soziale Hürden

Die Beratung wird seitens der NLB häufig als nicht oder wenig hilfreich beurteilt. Gemäss Studie besteht «in einigen Fällen die Vermutung, dass dies nicht auf die Qualität, sondern auf fehlende Beratungszeit zurückzuführen sein könnte». Es wird zudem vermutet, dass sich NLB hinsichtlich ihrer Lebenssituation systematisch von Leistungsbeziehenden unterscheiden. So lägen bei NLB öfter gesundheitliche Probleme vor, auch schwierige soziale Situationen seien häufiger anzutreffen. Der Abbau der Frustration und der Aufbau des Selbstvertrauens seien in diesen Fällen «teilweise die vordringlichsten Themen der Beratung».

Um die Wiedereingliederung der NLB weiter zu verbessern, wurden im Rahmen der Studie verschiedene Empfehlungen ausgearbeitet. Diese reichen von einem verbesserten ­Zugang zu den Arbeitsmarktlichen Massnahmen bis zur Abklärung der Taggeldansprüche ohne Involvierung der RAV, also zum Beispiel direkt mit der Arbeitslosenkasse.

uhl

Die Studie finden Sie unter: www.seco.admin.ch

Meist Gelesen