Publiziert am: 03.04.2020

Smart Restart statt Full Stop

CORONA-KRISE – In bloss zwei Wochen haben die vom Bund angeordneten Massnahmen zu milliardenschweren wirtschaftlichen Schäden geführt. Zeit, zu überlegen, wie es nach dem bis zum 19. April geltenden Shutdown weiter­geht. Das Beratungsunternehmen KPMG fordert: Schützen und weiter­arbeiten.

Die vom Bund verordneten Massnahmen zur Eindämmung der gesundheitlichen Folgen des Coronavirus haben massivste Folgen für die Schweizer Volkswirtschaft. Erwartet – und zum Teil schon eingetroffen – sind Einbussen in Milliardenhöhe. Davon betroffen sind nicht nur der Tourismus und der Detailhandel, sondern auch der Bau – und unzählige weitere Branchen, bis zu selbstständigen Unternehmern.

Gesundheit und Wirtschaft schützen – und weiterarbeiten

In Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern tut der Bund, was in seiner Macht steht, um die Schäden einzudämmen. Auch diese Massnahmen werden die Schweiz eine hohe zweistellige Milliardensumme kosten. Je länger der Zustand des flächendeckenden Shutdowns jedoch anhält, desto teurer wird die Corona-Krise. Zeit deshalb, sich Gedanken zu machen über das «wie weiter». Öffentlich vorgeprescht ist diese Woche die SVP: Als erste Partei fordert sie «eine klare wirtschafts- und gesundheitspolitische Strategie für die Zeit nach dem 19. April».

Doch auch hinter den Kulissen laufen Überlegungen heiss, wie die volkswirtschaftlichen Schäden nach dem aktuell geltenden Shutdown begrenzt und gleichzeitig der Schutz der Bevölkerung aufrechterhalten werden kann. Die Diskussion mitprägen will das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG. Die Idee dahinter: die enormen wirtschaftlichen Kollateralschäden des Virus begrenzen und schrittweise zu einer Art von Normalität zurück­kehren. Der kurzfristig vorgeschlagene Weg dazu: das Registrieren von Infizierten und Risikogruppen – ca. 20 Prozent –, die anschliessend etwa vom Zivilschutz oder der Spitex eng betreut werden. Für die rund 80 Prozent der restlichen Bevölkerung ist eine langsame Rückkehr ins Berufs- resp. Schulleben vorgesehen. «Wir sind daran, eine Lösung für die Registrierung zu entwickeln», sagt KPMG-Head Business Development André Güdel, «idealerweise kombiniert mit einem Antikörpertest, welcher bald zur Verfügung stehen soll.» Mittelfristig – und zur Vorbeugung einer möglichen zweiten Welle – sollen eine Teststrategie festgelegt, ein effizientes Tracking-System aufgebaut und die Versorgung mit medizinischen Produkten sichergestellt werden.

«Runden Tisch» reaktivieren

Der Schweizerische Gewerbeverband sgv begleitet diese Überlegungen mit grossem Interesse und stellt sich hinter die grundsätzlichen Überlegungen der KPMG. «Die Ideen sind unseres Erachtens absolut prüfenswert», sagt sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler und ergänzt: «Was es nun braucht, ist – wie schon zu Beginn der aktuellen Krise – ein ‹Runder Tisch›, an dem sich alle an der möglichen Lösung der Krise Beteiligten mit dem Bundesrat direkt austauschen können.» Für den sgv generell wichtig seien Bottom-up-Lösungen, basierend auf Freiwilligkeit.

Die grüne Branche macht’s vor

Aus gegebenem Anlass – der Frühling steht in schönster Blüte – aktiv geworden ist JardinSuisse, der Unternehmerverband Garten Schweiz. In Absprache mit ihrem Sozialpartner «Grüne Berufe Schweiz» fordert die grüne Branche – also der Garten- und Landschaftsbau, die gärtnerischen Produktionsbetriebe, der gärtnerische Detailhandel inkl. private Gartencenter und die Baumschulen – eine Rückkehr zur Normalität, damit die für die Branche wichtigste Jahreszeit nicht völlig den Bach runtergeht. In einem dreistufigen Plan und unter Einhaltung der Regeln bezüglich Hygiene und Abstand soll erst der Verkauf von Gemüsesetzlingen und Kräuterpflanzen in Grossverteilern, in Selbstbedienung im Freien und in Gärtnereien erlaubt werden, danach die übrigen Pflanzen in Lebensmittelläden und schliesslich weiteres Gartenmaterial – als erstes in Gärtnereien, Gartencentern und Baumschulen. «Solange Letztere nicht geöffnet werden können, sollen auch Do-it- und Baumärkte der Grossverteiler geschlossen bleiben», fordert JardinSuisse-Präsident Olivier Mark. Der sgv – wie die übrigen Sozialpartner auch – stellen sich hinter diese Forderungen. Mit rund 4000 Betrieben und einer Bruttowertschöpfung von über 3,5 Milliarden Franken ist die grüne Branche ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Schon sie allein beschäftigt über 25 000 Personen. En

www.sgv-usam.ch/smart-restart

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