Publiziert am: 03.09.2021

Stellenerhalt dank starkem Mix

ÄLTERE ARBEITNEHMER – Wie lassen sich Stellenverluste angesichts der älter werdenden Bevölkerung und des Fachkräftemangels vermeiden? Das kantonale Arbeitsamt Schaffhausen hat mit seinem Pionierprojekt «Der starke Mix» schon vor der Pandemie einen interessanten Ansatz gefunden.

Eine Arbeitslosigkeit ist für Stellensuchende ein einschneidendes Ereignis. Gegenwärtig sinkt landesweit die Zahl der Arbeitslosen wieder – aber viele, besonders ältere Menschen, sind seit längerer Zeit auf Stellensuche. Sie verlieren zwar weniger häufig ihre Stelle als jüngere, benötigen aber in der Regel länger, bis sie nach einem Stellenverlust im Arbeitsmarkt wieder Fuss fassen können. Seit dem 1. Juli 2021 gibt es ein Auffangnetz für ältere Arbeitslose, die nach einem langen Erwerbsleben keine Stelle mehr finden: Überbrückungsleistungen sollen die Existenz von Personen, die kurz vor dem Erreichen des Rentenalters ihre Erwerbsarbeit verloren haben, sichern.

Das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum Schaffhausen stellte sich ­bereits vor einigen Jahren die Frage: «Wie können wir beraten und unterstützen, damit Arbeitsplätze und Einsatzmöglichkeiten erhalten bleiben?» Denn angesichts der älter werdenden Bevölkerung und des Fachkräftemangels ist es wichtig, dass es gar nicht zum Stellenverlust kommt.

Der Bundesrat hat im Mai 2019 ein Massnahmenpaket zur Förderung des inländischen Arbeitskräftepotenzials beschlossen. Der Arbeitslosenversicherung stehen für die Jahre 2020 bis 2024 zusätzliche Mittel zur Verfügung, um ältere Stellensuchende sowie Stellensuchende, deren Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erschwert ist, verstärkt zu unterstützen. Im Rahmen dieses Impulsprogramms wurden auch zwei Projekte für individuelle Massnahmen im Kanton Schaffhausen zugunsten von älteren Personen ­bewilligt.

Pionierprogramm soll präventive Wirkung entfalten

Seit vergangenem Sommer können sich Schaffhauser Firmen präventiv ans Arbeitsamt wenden. Es geht darum, Arbeitsplätze in der Region zu sichern, bevor sie verloren ­gehen. «Der starke Mix» heisst das Pionierprogramm. Dieser starke Mix aus Beratung, Assessments und Finanzierungsmöglichkeiten, beispielsweise für Weiterbildungen, steht zur Verfügung, um Arbeitsplätze von älteren Arbeitnehmenden zu erhalten.

Wenn im Zuge von Reorganisationen oder Umstrukturierungen Kündigungen von Mitarbeitenden über 50 erwogen werden, können, ja sollen die Zuständigen der jeweiligen Unternehmen ans RAV gelangen, um im Dialog mit den Betroffenen Lösungen zu finden, die es ermöglichen, das Arbeitsverhältnis fortzusetzen – etwa durch Coachings, Zielvereinbarungen oder Weiterbildungen, deren Kosten grösstenteils das Arbeitsamt trägt.

Vorteile für die Arbeitgeber: Das Know-how bleibt erhalten, die versteckten Kosten einer Kündigung fallen weg, altersmässig durchmischte Teams sind produktiver. Und: Erfahrene Mitarbeitende sind ideale Mentoren für die jüngere Generation.

Kampagne «Der starke Mix»

Pandemiebedingt konnte dieses Pionierprojekt noch nicht ganz die volle Wirkung entfalten. Doch es haben sich bereits verschiedene KMU beim Arbeitsamt gemeldet. Gemeinsam mit den betroffenen Arbeitnehmenden wurden Lösungen gesucht und gefunden.

Das RAV arbeitet sowohl mit dem Städtischen als auch mit dem ­Kantonalen Gewerbeverband Schaff­hausen und mit der Industrievereinigung Schaffhausen, kurz IVS, zusammen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, möglichst viele Arbeitgeber in der Region zu erreichen. Dies mittels der handfesten Postkarten-Kampa­gne «Der starke Mix». Online ist das Projekt ebenfalls präsent unter www.derstarkemix.ch.

Intensivere Betreuung und Beratung

Das zweite Teilprojekt entfaltet schon grosse Wirkung. Darin wird in die Beratung und Vermittlung älterer Arbeitsloser investiert. Die Personalberatenden – die sogenannten Job-Coaches – betreuen eine geringere Zahl laufender Fälle und können sich dadurch deutlich mehr Zeit für die einzelnen Stellensuchenden nehmen. Spezielle Unterstützungsmassnahmen wurden entwickelt, um beispielsweise das Sichtbarmachen der Kompetenzen und Stärken zu fördern und dadurch die ­Reintegration von erfahrenen Berufsleuten in den Arbeitsmarkt zu beschleunigen. Auch die Nutzung der herkömmlichen arbeitsmarktlichen Massnahmen ist in grösserem Umfang möglich.

Erfolgsmeldungen gibt es Monat für Monat, die Zahl der Abmeldungen ist aktuell grösser als die der Zugänge.

Jeannette Vogel, Arbeitsamt Kanton Schaffhausen

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