Publiziert am: 07.09.2018

Stirbt das Bewerbungsschreiben?

BEWERBUNGEN – Lebenslauf und Leistungsnachweise gehören in jedes Bewerbungs-
dossier. Doch wie sieht es mit einem zusätzlichen Schreiben aus? Im Zeitalter der 
Digitalisierung scheiden sich bei den Personaldienstleistern die Geister über dessen Nutzen.

Für die einen ist es die Chance, sich von der Konkurrenz abzuheben. Für die anderen ein notwendiges und mühsames Übel. Das Bewerbungsschreiben. Schon seit geraumer Zeit wird es totgesagt. Digitalisierung und Apps zur Stellenvermittlung 
tragen das ihrige dazu bei. Aber Totgesagte leben scheinbar doch länger, zumindest bei uns in der Schweiz.

Eine persönliche Note

Das Bewerbungsschreiben sei für viele Unternehmen weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Bewerbung: «Während viele Lebensläufe heute standardisiert sind, sind Bewerbungsschreiben nach wie vor sehr unterschiedlich in Stil, Inhalt und Tonalität – und entsprechend eine gute Möglichkeit, die Persönlichkeit eines Kandidaten zu erkennen», sagt Renato Profico, CEO von JobCloud. Kaum ein Unternehmen sei momentan bereit, auf das Motivationsschreiben zu verzichten. Es stimme jedoch, dass «das Motivationsschreiben mit der Verlagerung der Bewerbung auf mobile Geräte an Gewicht verlieren wird», so Profico weiter. Zudem gibt es viele Alternativen, mit welcher die Motivation der Kandidaten ebenfalls überprüft werden könne. Profico nennt dafür Skype als ein Beispiel.

Man ist sich nicht einig

Beim Personaldienstleister Robert Half tönt es weit weniger optimistisch für das Bewerbungsschreiben. Fast die Hälfte der Personalentscheider würde Bewerbungen auch ohne Anschreiben berücksichtigen. Dies zeige eine im letzten Jahr durchgeführte Arbeitsmarktstudie, für die 200 Schweizer Manager befragt wurden. «HR-Entscheider erwarten, von einem Bewerbungsschreiben ein umfassenderes Bild vom Kandidaten sowie die persönlichen Stärken und die Motivation demonstriert zu bekommen», erklärt Yeng Chow, Senior Manager bei Robert Half. «Aus unserer Erfahrung heraus ist das Vorstellungsgespräch dafür besser geeignet.»

Der Personaldienstleister liefert aber auch Gründe für das Bewerbungsschreiben: Die Befürworter aus der Studie bestätigen, dass mit einem Schreiben ein umfassenderes Bild der Bewerber vermittelt wird. Auch die Demonstration der Kreativität und erkennbares Interesse und Motivation für die ausgeschriebene Stelle gingen daraus hervor.

Gemäss Yeng Chow sei es wichtig, dass ein Bewerbungsschreiben den Lebenslauf nicht repetiert, sondern diesen ergänzt. «Referenzen ehemaliger Arbeitgeber werden zudem sehr gern gesehen.»uhl

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