Publiziert am: 01.07.2022

Subventionsjäger züchten?

INNOVATIONSFONDS FÜR JUNGFIRMEN– In der Schweiz gibt es circa 600000 Unternehmen. Die Anzahl von Gründungen ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Niemand würde hier auf die Idee kommen, staatlich einzugreifen. Niemand – ausser dem Bundesrat.

Unternehmen heissen so, weil sie sich aufmachen, etwas Neues zu tun. Das Neue, das sie unternehmen, ist eine kalkulierte Wette. Das Neue kann ein Produkt, eine Dienstleistung, eine Plattform oder irgendein Geschäftsmodell sein. Die kalkulierte Wette ist das Risiko, das man eingeht.

Wetten auf den Erfolg deseigenen Geschäftsmodells

Kalkulieren heisst nämlich bewerten. Die Unternehmerin finanziert heute ihr Geschäftsmodell, das vielleicht in Zukunft Gewinn abwirft. Ob es sich lohnt, ist eine Frage der unternehmerischen Bewertung der Chancen. Die Unternehmerin versetzt sich dafür in die Köpfe der Kunden und Partner. Sie überlegt, was sie wollen könnten, wie viel sie davon wollen und was sie zu bezahlen bereit wären. Auch das ist eine Bewertung.

Diese Bewertungen machen jedes Geschäftsmodell zu einer Wette. Keine Unternehmerin kann exakt wissen, was Kunden und Partner wollen. Geschweige denn, was sie zu bezahlen bereit sind. Und das erst recht nicht in der Zukunft. Deshalb gibt es auch keine Erfolgsgarantie für ein Geschäftsmodell. Unternehmen sind also Wetten auf den Erfolg des eigenen Geschäftsmodells.

Was eine Person zur Unternehmerin macht: Sie ist bereit, diese Wette auf den Erfolg des eigenen Geschäftsmodells einzugehen. Sie setzt auf sich.

Der Fonds setzt falsche Anreize

Das wissen offenbar alle – ausser der Bundesrat. Der hat nämlich beschlossen, die Gründung eines staatliches Fonds für Unternehmensgründungen zu prüfen. Das ist eine Wette gegen die Unternehmerinnen in der Schweiz. Denn ein solcher Fonds schaltet die wichtigste Eigenschaft des Unternehmertums aus: Das Eingehen von Risiken, um Chancen umzusetzen. Werden die Risiken ausgeschaltet, verringert sich der Wert der Chancen. Damit ändert sich die Bewertung – zuungunsten der Unternehmerin und ihrer Anreize, überhaupt ein Geschäftsmodell umzusetzen.

«ES BESTEHT KEIN HANDLUNGSBEDARF. die Schweiz kennt eine der höchsten Quoten von Unternehmen pro Kopf in Europa – und weltweit.»

Aber der Fonds setzt Anreize: Er wird Leute anziehen, die Expertise darin haben, staatliche Gelder abzuholen. Diese Leute werden keine Geschäftsmodelle mit Nutzen für Kunden und Partner entwickeln. Sie werden stattdessen Strategien umsetzen, welche ihnen die grösstmögliche Subvention in Aussicht stellen. Damit züchtet der Staat nichts anderes als Subventionsjäger. Eines lässt sich heute schon sagen: Der vom Bundesrat ausgedachte «Innovationsfonds» wird immer neuere Formen der Subventionierungen befördern.

Kein Handlungsbedarf

Dabei gibt es keinen Handlungsbedarf. Denn die Schweiz kennt eine der höchsten Quoten von Unternehmen pro Kopf in Europa – und weltweit. Es gibt immer mehr Unternehmensgründungen. Die Leute werden via Berufsbildung auf die Unternehmensgründung vorbereitet. Und Finanzierungsquellen gibt es auch. Wo der Bundesrat hier noch Handlungsbedarf sieht, weiss niemand. Auf jeden Fall keine Unternehmerin und kein Unternehmer.

Henrique Schneider, stv. Direktor sgv

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