Publiziert am: 19.02.2016

Trotz allem Grund zu Optimismus

LATEINAMERIKA – Brasilien und Mexiko stecken in der Flaute. Grund zur Zuversicht geben die neue argentinische Führung unter Präsident Macri und der Handelsblock Pazifik-Allianz.

Lateinamerika hat einen Wendepunkt erreicht. Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass ein Teil der Region in den kommenden Jahren erhebliche wirtschaftliche Fortschritte machen wird. Doch die beiden grössten Volkswirtschaften, Brasilien und Mexiko, stecken in einer Flaute, und ihre Politik scheint in noch schlimmerer Verfassung zu sein. Das hat Auswirkungen auf die anderen Länder.

Die schiere Grösse Brasiliens und Mexikos ist so gewaltig, dass ihre anhaltende Stagnation zu einer Belastung für die übrigen Länder Lateinamerikas werden könnte – denn damit behindern sie das Wachstum und die Chancen für die gesamte regionale Wirtschaft.

Politisch gesehen beraubt dieser in beiden Staaten herrschende Missstand die Region ihrer Führung. Angesichts der innenpolitischen Probleme, die den mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto und seine brasilianische Amtskollegin Dilma Rousseff beanspruchen, ist es unwahrscheinlich, dass die beiden ­jemals zu mächtigen Fürsprechern ihrer Region innerhalb der globalen Gemeinschaft werden können.

Gute Nachrichten: Argentinien

Doch abseits der lateinischen Giganten gibt es durchaus gute Nachrichten. Im politischen Bereich hat sich die neue Regierung Argentiniens verpflichtet, in der Innenpolitik ein gewisses Mass an Vernunft wiederherzustellen. In der Aussenpolitik will sie die internationale Ausrichtung ­ihres Landes verschieben: Weg von der Gruppe halbautoritärer, populistischer Regime, angeführt von Venezuela hin zu den liberalen Demokratien, die der Rechtssicherheit, offeneren Volkswirtschaften und den Interessen und der Politik der Vereinigten Staaten gegenüber aufgeschlossen sind.

Wirtschaftlich verspricht die marktfreundliche Politik von Präsident Mauricio Macri, Argentinien zumindest für eine gewisse Zeit zu einem attraktiven Ziel für ausländische ­Direktinvestitionen zu machen. Der Energiesektor, die Informationstechnologie und der Produktionsbereich werden die Branchen sein, die von der Öffnung der argentinischen Märkte profitieren.

Rasche Fortschritte

Zudem wird der anhaltende Erfolg des Handelsblocks Pazifik-Allianz unter seinen vier Mitgliedern Chile, Kolumbien, Mexiko und Peru eine erhebliche Zunahme des Handels und des gegenseitigen Vertrauens bewirken. Die raschen Fortschritte bei der Synchronisierung ihrer Handelssysteme machen diese Länder zu immer attraktiveren Partnern für den Handel und bei Investitionen.

In einem weiteren Impuls für diese Art der subregionalen Zusammenarbeit hat die neue Regierung Argentiniens versprochen, eine verantwortungsvollere Rolle im Mercosur zu spielen, und sie zeigte Interesse an einem Beitritt zur Pazifik-Allianz. Macri hat auch signalisiert, dass ­Argentinien das vorgeschlagene Handelsabkommen zwischen dem Mercosur und der Europäischen Union unterstützt – auch wenn hier das grösste Problem bei Europa liegt, dessen umfangreicher Schutz für die Landwirtschaft eine direkte Verletzung der Regeln der Welthandelsorganisation WTO darstellen könnte. In den ersten beiden Monaten von Macris Regierung kündigte Argentinien einen Vergleich mit einer Gruppe von Inhabern von notleidenden Anleihen an und begann Verhandlungen mit den übrigen «Verweigerern».

Und die Schweiz?

Die Schweiz ist traditionell privatwirtschaftlich mit Lateinamerika verbunden. Offiziell gibt es Freihandelsabkommen mit gewissen Ländern in den Anden und in Mittelamerika sowie mit Mexiko. Doch die Intensität der offiziellen Handelsbeziehungen ist auch «verzettelt»; dafür sind die privatwirtschaftlichen gut.

GIS

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