Publiziert am: 04.09.2020

Trotz Corona unverzichtbar

«SwissSKILLS championships 2020» – Die nationalen Berufsmeisterschaften sind ein unabdingbares Schaufenster

für die Schweizer Berufsbildung. Deshalb zeigen in den nächsten Wochen rund 700 Berufsfachkräfte ihr Können. Auch die

MEM-Branche hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihrem Nachwuchs diese wichtige Plattform zu ermöglichen.

Es kommt immer anders als man denkt – vor allem, wenn Corona im Spiel ist. So können die ursprünglich zentral ausgetragenen Schweizer Berufsmeisterschaften «Swiss Skills» in Bern nicht wie geplant durchgeführt werden. Die Alternative ist ein geschrumpftes, dezentrales Corona-Ersatzformat. 700 junge Berufsleute in 60 Lehrberufen messen sich in den kommenden Herbstwochen an den sogenannten «SwissSkills Championships 2020».

Am Start sind 24 Kandidatinnen und Kandidaten von Swissmechanic. Für den Verband der Maschinenindustrie war es klar, den jungen Berufstalenten trotz Corona ein Schaufenster zu bieten, wo sie ihre Leidenschaft für den Lehrberuf und ihre beruflichen Exzellenzen unter Beweis stellen können. Zeitlich wie finanziell war es jedoch eine grosse Herausforderung für den engagierten Verband. «Es war eine komplette Umorganisation. Wir mussten ursprünglichen Maschinensponsoren absagen und einen neuen Austragungsort finden. Wir haben nun eine komplett andere Infrastruktur als geplant», erklärt Jürg Marti, Direktor von Swissmechanic. Die Schweizer Meisterschaften der drei Polymechaniker-Disziplinen CNC Drehen, CNC Fräsen und Automation finden im Kurszentrum der Swissmechanic Sektion Bern/Bienne in Münchenbuchsee/ BE statt – notabene unter strenger Einhaltung des Schutzkonzeptes. Doch trotz Pandemie war das Interesse der jungen Berufsleute dieses Jahr gross. «Wir haben bei den Anmeldungen eine Steigerung von 46 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren», freut sich Marti.

Neue Infrastruktur am Wettkampf

Auch Tamara Schöpfer stellt in der Disziplin CNC Fräsen ihr berufliches Können unter Beweis. Die 21-Jährige hat in der B. Braun Medical AG – Tochtergesellschaft des weltweit führenden Herstellers von medizintechnischen und pharmazeuti-schen Produkten – im luzernischen Escholzmatt sowohl ihre Lehre als Polymechanikerin EFZ absolviert als auch ihre ersten Berufserfahrungen gesammelt. Sie steckt mitten im Training. Der Countdown läuft, denn am 28. September beginnen die Wettkämpfe. «Die Vorbereitungen sind sehr aufwändig und zeitintensiv. Ich musste neben der Arbeit noch schulische Prüfungen absolvieren.» Neben dem Training gilt es auch das Tagesgeschäft im Betrieb zu bewältigen. «Die Zeit drängt, deshalb bleibe ich oft am Abend länger oder übe am Wochenende am Arbeitsplatz.» Sie ist ihrem grosszügigen Arbeitgeber dankbar für Infrastruktur und Arbeitszeit, die er ihr zur Verfügung stellt. Tamara Schöpfer ist nicht die erste Kandidatin im Betrieb. «Wir motivieren unseren Nachwuchs, an Berufswettbewerben teilzunehmen, und unterstützen die Teilnehmen-den entsprechend», erklärt Philipp Schöpfer, Leiter Berufsbildung der B. Braun Escholzmatt. Das Training sei auch für das Unternehmen mit einem Mehraufwand verbunden, der sich aber auf jeden Fall lohne. «Nationale wie auch internationale Berufsmeisterschaften sind eine ideale Plattform für die jungen Berufsleute, ihre Topleistungen dem Rest der Welt zeigen zu dürfen», freut sich Philipp Schöpfer. Grösste Herausforderung für die junge Berufsfrau stellt die neue, ungewohnte Infrastruktur dar. «Corona-bedingt muss ich mich am Austragungsort innerhalb von vier Tagen mit einer neuen Maschine vertraut machen», stellt Tamara Schöpfer fest. Dabei ist sie gezwungen, weniger auf Routine als vielmehr auf Know-how und Flexibilität zurückzugreifen. Wer weiss – vielleicht reicht es trotz erschwerten Rahmenbedingungen für das Ticket an die WorldSkills 2021 in Shanghai.

Corinne Remund

www.swissmechanic.ch

www.swiss-skills.ch

DIE POSITION DES SGV

Berufsmessen stehen im Fokus

Für den Schweizerischen Gewerbeverband sgv zählt die berufsbildungspolitische Sicht. Dabei stehen die Berufswahlvorbereitung und die Berufsorientierung im Vordergrund. Die Institutionalisierung eines geordneten Berufswahlprozesses muss vorangetrieben werden. Die regionalen Berufsmessen sollen so vermehrt gefördert werden. Die SwissSkills sind Talentförderung und Marketinginstrument zugleich. Sie dienen einerseits der Durchführung von Berufsmeisterschaften und zur Selektion für die Teilnahme an internationalen Meisterschaften. Andererseits sind sie ein optimales Schaufenster für die besten jungen Berufsleute in den diversen Berufen. Der Durchführungsrhythmus muss jedoch auf die Bedürfnisse der Berufsverbände abgestimmt werden. Eine Evaluation nach 2022 und 2024 wird zeigen, ob sich der Zweijahres- oder Vierjahresrhythmus durchsetzt.

Sc

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