Nationalrat entscheidet sich für das kleinere Übel – es braucht aber eine strukturelle Reform der AHV
Und sie bewegt sich doch!
DIE MEINUNG
Diese Worte werden der Legende nach Galileo Galilei zugeschrieben. Im tiefen Mittelalter musste er öffentlich dem kopernikanischen Weltbild abschwören, worauf er beim Verlassen des Inquisitionsgerichts eben diese Worte gemurmelt haben soll. Laut Wikipedia bestand die kopernikanische Wende darin, bei der 
Erforschung der Welt ĂĽber den unmittelbaren Augenschein hinauszugehen, um durch konÂstruktive Vernunft zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Was diese historische Begebenheit mit der Berufsbildungspolitik zu tun hat? Mehr davon später.
Blenden wir zurück. Das von Bundesrat Schneider-Ammann initiierte Nationale Spitzentreffen der Berufsbildung hat beschlossen, eine Bildungsstrategie 2030 zu entwickeln. Unter Federführung des SBFI kam ein sogenannter Hintergrundbericht «Berufsbildung 2030» zustande, für teures Geld von einer externen Beratungsfirma erstellt, die sich selber in dieser Frage als nicht kompetent deklarierte. Darauf abgestützt ein vage formuliertes Leitbild. Von Strategie keine Rede.
Der Schweizerische Gewerbeverband sgv hat 
diesen Bericht von Beginn weg massiv kritisiert. Externe Gutachten der renommierten Berufsbildungsprofessoren Wolter und Backes/Renold schlugen in die gleiche Kerbe. Im Zentrum der Kritik: keine umfassende Sicht der Berufsbildung und fehlende Einordnung in die Zusammenhänge von Volksschule, Gymnasial- und Hochschulbildung. Trotz dieser fachlich fundierten AnaÂlyse tauchte das SBFI lange Zeit ab. Und ein Teil der Verbundpartner gefiel sich in Selbstgefälligkeit. So warf etwa der Vertreter der Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz (SBBK) dem sgv vor, er polemisiere und wolle sich profilieren. Das Motiv fĂĽr die VorwĂĽrfe war wohl eher ein anderes. Den Kantonen kam es offenbar gelegen, dass ein solches Leitbild in keiner Art und Weise in ihre eigene Hoheit eingriff. Aber auch der Vertreter des ArbeitÂgeberÂverbandes warf dem sgv öffentlich unkonstruktives Verhalten vor. Verständlich, denn: Wäre man auf die Kritik 
des grössten Dachverbandes der Schweizer 
WirtÂschaft eingegangen, hätte dies erhebliche Mehrarbeit bedeutet. Da ist es nachÂvollziehbar, lieber den einfacheren Weg zu wählen…
Damit sind wir wieder bei Galileo Galilei: «Und sie bewegt sich doch.» Die BerufsbildungsÂpolitik nämlich. Nachdem sich kĂĽrzlich die Kommissionen fĂĽr Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) des National- und Ständerates mit der Thematik befasst hatten, kam Bewegung in die Angelegenheit. Das Resultat der mehrmonaÂtigen Lobbyarbeit: Allgemein wird heute anerkannt, dass der HinterÂgrundÂbericht «Berufsbildung 2030» wenig brauchbar ist und fĂĽr die weiteren Arbeiten nicht als Grundlage dienen kann. In einem Zusatzbericht – richtigerweise vom 
SBFI erstellt, wo die Fachkompetenz ja auch vorhanden ist – wird das VerÂhältnis der Berufsbildung zu den ĂĽbrigen Bildungsstufen dargestellt. In anderen Worten werden die Abhängigkeiten und Ăśbergänge von Volksschule, Berufsbildung, gymnasialem und universitärem Weg bis Ende Jahr aufgezeigt. Ebenso kommt die Stärkung der Verbundpartnerschaft zur Darstellung.
Wer sich mit der Zukunft befasst, tut gut 
daran, ganzheitlich zu denken. ErfolgÂreiche Verbundpartnerschaft lässt der Kritik Raum und hört zu, statt ausÂzuÂgrenzen. Denn wie zu 
Zeiten von Galilei geht es bei der Sicherung der Berufsbildung der Zukunft darum, die 
Deutungshoheit ĂĽber die Vergangenheit aufzugeben – und auch das Undenkbare zu denken.
Medienmitteilungen
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