Publiziert am: 20.11.2020

Unverzichtbarer Rechtsschutz

VERSICHERUNGSRATGEBER – Tragische Konkurse aufgrund Rechtsstreitigkeiten einerseits, Firmeninhaber, die von einer Rechtsschutzversicherung abraten, auf der anderen Seite: Risiko oder nicht? Ein Leser befindet sich in der Zwickmühle und fragt Laszlo Scheda um Rat.

B.W. aus B: «Als mittelständisches Unternehmen mit 14 Mitarbeitenden im Bereich Metallbau habe ich bei Mitbewerbern in den vergangenen zwei Jahren vier Konkurse miterlebt wegen Rechtsstreitigkeiten, welche die Existenz dieser Firmen zunichte gemacht haben. In Diskussionen mit anderen Firmeninhabern wird meistens von einer Rechtsschutzversicherung abgeraten. Ich frage mich, ob auf einen solchen Versicherungsschutz trotz einem allfälligen Konkursrisiko nicht eher verzichtet werden kann.»

Sehr geehrter Herr W.: Sie erklären, dass Ihre Entourage eine Rechtsschutzversicherung eher ablehnt. Anderseits verweisen Sie auf tragische Konkursfälle. Ob ein Versicherungsschutz sinnvoll ist oder nicht, hängt vom Risikoappetit eines KMU ab. Je nach Tätigkeitsumfeld spielen auch Art und Grösse des Unternehmens eine grosse Rolle für die Beurteilung der konkreten Risikolage. In der Regel dürften sich regional tätige Gewerbetreibende anders versichern als in der ganzen Schweiz tätige Firmen, weil die Risiken besser einschätzbar sind.

Allgemein wird die Tendenz festgestellt, dass bereits für kleinere Schäden Rechtsstreitigkeiten resultieren, die den Beizug von Rechtsanwälten nach sich ziehen. Diese Konstellation ist mit zusätzlichen Kosten verbunden, die schnell ausufern können, wenn gerichtliche Auseinandersetzungen mit Lieferanten, Geschäftspartnern oder Kunden anstehen.

Wozu dient der Betriebsrechtsschutz?

In der Betriebsrechtsschutzversicherung werden unter anderem das Schadenersatzrecht bei ausservertraglichen Schädigungen, Streitigkeiten im Zusammenhang mit Sozial- und Privatversicherungen, Streitigkeiten mit dem Arbeitnehmer und vieles mehr versichert. In der Betriebsrechtsschutzversicherung sind nicht automatisch alle Rechtsgebiete abgedeckt. Modulare Deckungserweiterungen gegen Mehrprämien sind aber üblich. Zum Beispiel der Verkehrsrechtsschutz oder der Vertragsrechtsschutz, der bei vertraglichen Streitigkeiten mit Kunden und Lieferanten hilft.

Die Betriebsrechtsschutzversicherung schützt Sie vor Ihren Kostenrisiken. Sie garantiert aber auch eine kompetente Rechtsvertretung. Die Rechtsschutzversicherer beschäftigen für eine «first line of action and defense» eine Heerschar von eigenen Rechtsanwälten, welche sich mit der Gegenpartei auseinandersetzen und in vielen Fällen aussergerichtliche Einigungen erwirken können. Wenn dies nicht gelingt, kann sich der Unternehmer auch von externen Anwälten vertreten lassen, die er selbst auswählen darf.

Welche Kosten deckt die Rechtsschutzversicherung?

Der Rechtsschutzvertrag garantiert die Übernahme von Gerichts- und Anwaltskosten, Expertentätigkeiten und Gutachterkosten. Oft sind auch Prozesskostenentschädigungen an die Gegenpartei eingeschlossen sowie Vorschusskautionen oder weitere Kosten, wie etwa Betreibungskosten.

Für das Gewerbe ist der Vertragsrechtsschutz besonders wichtig

Für ein KMU ist eine ausreichende Deckung für vertragsrechtliche Streitigkeiten besonders wichtig. Nur so sind explizit vertragliche Streitigkeiten mit Kunden oder Lieferanten gedeckt. Wenden Sie sich an Ihren Versicherungsberater, der Ihnen gestützt auf Ihre Risikolage weitere Deckungen empfehlen kann. Je grösser Ihr Wagenpark, desto eher sollten Sie auch über eine Verkehrsrechtsschutzversicherung nachdenken.

Rechtsstreitigkeiten können schnell richtig ins Geld gehen. Mit einer Rechtsschutzversicherung haben Sie Gewähr, zumindest deswegen keinem Konkursrisiko ausgesetzt zu sein.

laszlo.scheda@mobiliar.ch

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