Publiziert am: 05.04.2019

Verstärkte Eintrübung

KMU-Barometer – Das Barometer der kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) sank von Oktober 2018 bis Januar 2019 von 1,29 auf 1,09 Punkte – das der Grossunternehmen im selben Zeitraum von 1,03 auf 0,76 Punkte.

Die Unsicherheiten über den weiteren Wirtschaftsverlauf, vor allem in der Eurozone, aber auch die politischen Turbulenzen, beispielsweise rund um den Brexit-Ausgang, dürften gross sein. Dies widerspiegelt der Abwärtstrend der beiden Barometer (für die KMU wie auch für die Grossunternehmen), der auch im Januar nicht gestoppt werden konnte. Die Ungewissheit bezüglich der Wirtschaftsentwicklung beeinträchtigte nicht nur Industrieunternehmen, sondern auch binnenorientierte Firmen.

Bei den KMU waren vor allem die Unternehmen im Gross- und Detailhandel und der Industrie verantwortlich für den Rückgang des Barometers, bei den Grossunternehmen vor allem der Dienstleistungssektor und der Grosshandel.

Industrie

Die Geschäftslage bei den KMU wie auch bei den Grossunternehmen verbesserte sich leicht zwischen Oktober und Januar. Bei beiden Unternehmensgrössen verschlechterten sich allerdings sowohl die Bestellungseingänge zum Vorjahr wie auch die Erträge gegenüber dem Vorquartal. Optimistisch sind die Unternehmen für die zukünftige Preis­entwicklung.

Dienstleistungen

Während sich die Geschäftslage der Grossunternehmen zwischen Oktober und Januar leicht verschlechterte, hat sich diese bei den KMU leicht verbessert. Mit diesen Werten liegen die Beurteilungen der wirtschaftlichen Lage bei den Dienstleistungsunternehmen nur noch leicht über denjenigen der Industrie.

Baugewerbe

Zwar verschlechterte sich die Geschäftslage der KMU und der Grossunternehmen im Baugewerbe wieder leicht, der Aufwärtstrend der KMU hält nun aber seit Mitte 2016 an – wir gehen nicht von einer Trendwende aus. Bei den KMU und den Grossunternehmen verschlechterte sich im Januar die Nachfrage sowie die Bautätigkeit und auch die Auftragsbestände waren tiefer als im Oktober. Bei den KMU waren diese Rückgänge noch ausgeprägter als bei den Grossunternehmen.

Architektur- und Ingenieurbüros

Obwohl die Geschäftslage der Architektur- und Ingenieurbüros in den letzten Jahren kontinuierlich schlechter bewertet wurde, beurteilten sie die wirtschaftliche Lage immer noch besser als alle anderen Branchen, und die Lagebeurteilung verbesserte sich jüngst noch einmal leicht. Zwar ging bei den Grossunternehmen die Nachfrage etwas zurück und die Auftragsbestände waren im Januar tiefer als noch im Oktober, jedoch verbesserte sich die Ertragslage und die Bausumme erhöhte sich in allen Segmenten. Bei den KMU verbesserte sich vor allem die Ertragslage und die Nachfrage stieg im Januar leicht.

Detailhandel

Im Detailhandel verschlechterte sich die Geschäftslage der KMU erneut. Obwohl bei einigen Indikatoren der Abwärtstrend leicht verlangsamt werden konnte, gingen die meisten Indikatoren weiter zurück. Besonders ausgeprägt war dies bei der Ertragslage, beim Umsatz und der Kundenfrequenz. Bei den Grossunternehmen sah die Situation leicht besser aus. Nicht nur verbesserte sich die Geschäftslage, auch der Umsatz, die Kundenfrequenz und die Erträge waren höher, wenn auch die Dynamik jüngst schon wieder etwas nachliess. Wir gehen wegen der leicht tieferen Inflation im laufenden Jahr von leichten Reallohnsteigerungen aus, was den Privatkonsum in der Schweiz ankurbeln und unterstützend für den Detailhandel wirken dürfte.

Grosshandel

Die Geschäftslage im Grosshandel verschlechterte sich bei den Grossunternehmen wie auch bei den KMU: Bei den Grossunternehmen war jedoch erfreulich, dass sich die Ertragslage verbesserte. Die Grossunternehmen gehen zudem von steigenden Preisen im nächsten Quartal aus. Die meisten anderen Indikatoren verschlechterten sich, beispielsweise die Nachfrage und der mengenmässige Warenverkauf. Bei den KMU war das Bild düsterer.

Tourismus

Der seit dem vierten Quartal 2016 anhaltende Aufwärtstrend der Geschäftslage bei den KMU wurde im Januar gestoppt. Die KMU gehen denn auch von sinkenden Erträgen und Preisen sowie einer tieferen Nachfrage aus. Bei den Grossunternehmen hingegen erhöhte sich die Dynamik im Januar wieder leicht und die Geschäftslage verbesserte sich entsprechend.

Wir rechnen in den nächsten zwölf Monaten mit einem EUR/CHF-Wechselkurs von 1.20, was die Nachfrage und die Auslastung weiter erhöhen dürfte.

KOMMENTAR

Wie Walzer

Mark Skousen, ein prononciert-liberaler Ökonom in den USA, wiederholt sich gerne: Ökonomie ist wie Walzer. Es wird erst dann lebhaft, wenn man meint, das Stück wäre schon fertig.

Mit diesem Vergleich macht Skousen auf etwas aufmerksam, was in vielen Zyklen passiert. Nach einem langen Aufschwung schwächelt die Wirtschaft, doch sie bäumt sich wieder auf, kurz bevor der Abschwung einsetzt. Skousen meint auch beobachtet zu haben, dass dieses letzte Aufbäumen vor allem bei den Grossunternehmen geschieht. Die KMU ihrerseits können den nahenden Abschwung besser voraussehen und passen sich entsprechend an.

Die Parallele von Ökonomie und Walzer zieht Skousen aus einem zusätz­lichen Grund. Er baut eine Brücke zur sogenannten österreichischen Schule in der Ökonomie. Denn sie führt Auf- und Abschwungzyklen auf die Über- und Unterinvestitionen von Unternehmen zurück. Es wird zu viel investiert, wenn das Geld billig ist. Zu wenig wird investiert, wenn das Geld zu teuer ist. Auch die österreichische Schule behauptet, dass die Entscheide für die Fehlinvestitionen eher aus Grossunternehmen kommen – denn für die KMU ist das Geld immer teurer.

Befindet sich die Schweiz in dieser endenden Aufschwungphase? Schwer zu sagen. Einerseits gibt der Barometer diese Signale: sich aufbäumende Grossunternehmen und eher skeptische KMU. Andererseits hat sich der Aufschwung allen Unkenrufen zum Trotz bisher gut gehalten. Vermutlich hat er noch einige Monate Walzer vor sich.

Henrique Schneider,Stv. Direktor sgv

neue Berechnungsart

Ein besseres Bild

Erstmals stützt sich die Berechnung des Barometers für die KMU wie auch die Grossunternehmen nicht nur auf die Industrie, sondern auch auf die Dienstleistungsbranchen ab. Mit dieser neuen Berechnung beleuchten die beiden Barometer nicht nur einen Teilaspekt der Schweizer Wirtschaft, sondern die Gesamtwirtschaft und geben somit ein besseres Bild über den Verlauf der hiesigen Wirtschaft und der beiden Grössenklassen ab.

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