Publiziert am: 19.03.2021

Versteckte Wanzen?

LAUSCHABWEHR – Der Verlust von vertraulichen oder geheimen Informationen kann unabsehbare Folgen für ein Unternehmen haben. Neben dem eigentlichen Reputationsverlust, dem Geschäftsrisiko und einem finanziellen Schaden können sich Betroffene mit rechtlichen Vorwürfen konfrontiert sehen.

Um an Informationen, Daten, Akten und Personenangaben zu gelangen, verwendet die Gegenseite – zum Beispiel in- und ausländische Konkurrenz – unerlaubte Hilfsmittel und Methoden. Auch in der Schweiz.

Der Einsatz der immer kleineren sowie preisgünstigeren Elektronik ermöglicht versteckte Ton- und Bildaufnahmen, wodurch schützenswerte Informationen gezielt zu Unberechtigten gelangen können.

Sweeping

Um diesen Bedrohungen präventiv sowie reaktiv entgegenzuwirken, wird seit geraumer Zeit das forensische Mittel Sweeping eingesetzt. Die Untersuchung der Infrastruktur und Technik von Entscheidungsträgern bzw. deren Gesprächspartnern ist ein geeignetes und zielgerichtetes Gegen- und Abwehrmittel. Geschäftsgebäude – vom Rohbau bis zum fertigen Zustand –, Sitzungsräume, Vortragssäle, Büros, private Wohnobjekte sowie Fahr- und Flugzeuge werden systematisch untersucht, verdächtige Gegenstände entfernt. Folgendes Vorgehen findet Anwendung:

• Detaillierte physische Durchsuchung der Gebäudeinfrastruktur und des Mobiliars

• Erstellen thermischer Aufnahmen

• Durchführen von Frequenzmessungen, Schallmessungen an Fensterfronten

• Röntgen von portablen Gegenständen und Gerätschaften

• Beratung und Dokumentation von Sofort- und Gegenmassnahmen zur Prävention und Abwehr von Lauschangriffen sowie zugunsten der Informationssicherheit

Untersuchungshandlungen

In der Schweiz haben Unternehmen grundsätzlich keinen Anspruch auf behördliche Unterstützung in Form von solchen Untersuchungshandlungen. Sehr wenige spezialisierte Firmen führen gezielte Sweeping-Einsätze durch. Die Untersuchungshandlungen vor Ort sind meist ­personal- sowie zeitintensiv. Die Auftragsausführung findet oft ausserhalb der Bürozeiten und unter hoher Vertraulichkeit statt. Ausgewiesene und eingespielte Teams mit Elektronikern, Informatikern, Technikern und Kriminalisten erledigen in Absprache mit dem Auftraggeber die konzentrierte Arbeit. Allfällig gefundene Bugs oder Wanzen bzw. Überreste davon werden dokumentiert, entfernt und isoliert. Zugleich werden auf Wunsch offensichtliche Schwachstellen der Informationssicherheit dokumentiert.

Fazit Lauschabwehr

Der heutige Unternehmensschutz muss sich mit allen Disziplinen der Integralen Sicherheit befassen. Die Risiken für Unternehmen werden immer vielfältiger und komplexer. Cyberattacken, Wirtschaftskriminalität, Industriespionage, Sabotage und Social-Engineering-Angriffe finden mit einer deutlich höheren Kadenz und kaum durchschaubarer Verflechtung statt. Sweeping oder grundsätzlich die Lauschabwehr ist eine Abwehrmassnahme von vielen, präventiv wie reaktiv. Ein erfolgversprechendes Gegenmittel für Angriffe jedweder Art ist immer noch die Prävention. Zugeschnittene Awareness für alle Mitarbeitenden in Ihrem Unternehmen, z. B. Schulung in Informationssicherheit, ist bestens geeignet, um personelle und materielle Schäden, Betriebsstillstände sowie Reputationsverluste zu verhindern.Chris Eckert

DER AUTOR

Chris Eckert

Autor Chris Eckert ist Founding Partner der Swiss Business Protection AG und verfügt über mehr als 30 Jahre kriminalistische Erfahrung, erworben bei der Kantonspolizei Zürich und der Bundeskriminalpolizei. Er ist seit über 12 Jahren selbstständig. Zudem ist er als Dozent in den Fachbereichen Social Engineering, Informationssicherheit und Wirtschaftsschutz tätig.

www.fh-hwz.ch

Meist Gelesen