Publiziert am: 04.11.2016

«Vorschriften werden strenger»

BÜCHSENMACHER – Der Schweizerische Büchsenmacher- und Waffenfachhändlerverband hat sich mit seinem Kleinstberuf gut positioniert. Eine Hürde ist die Waffengesetzverschärfung der EU.

Die Geschichte der Waffen ist so alt wie die Menschheit selbst. Wie bei allen anderen Lebewesen bestand auch das Bedürfnis der Menschen darin, die eigene Existenz zu sichern. Kaum eine Industrie hat im Verlauf der Geschichte mehr Innovationen hervorgebracht als die Rüstungsindustrie, die hierfür schon sehr früh intensive Forschung auf den Gebieten der Chemie, Physik, Metallurgie, Materialkunde, Bearbeitungstechniken, Innen- und Aussenballistik etc. betrieben hat. Die Landschaft der Büchsenmacher und Waffenfachhändler hat sich gemäss Daniel Wyss, Präsident des Schweizerischen Büchsenmacher- und Waffenfachhändlerverbandes SBV-ASA, in den letzten Jahren nicht stark gewandelt. «Es gab keine gros­sen Verschiebungen, die Anzahl Betriebe hat sich plusminus gehalten.» Jedoch seien in den letzten zehn Jahren die Vorschriften immer strenger geworden. «Es gibt immer mehr Einschränkungen, Kontrollen und Regulierungen. Seit 1999 wird das eidgenössische Waffengesetz im Dreijahrestakt verschärft», erklärt Wyss. Sobald das Gesetz etabliert sei, komme wieder eine Änderung. «Auf der einen Seite sind die Verschärfungen und Regulierungen verständlich, auf der anderen Seite sind die immer neuen Vorschriften sehr hinderlich», sagt Wyss. Das Waffengesetz in der Schweiz ist denn auch sehr streng, gilt doch ein Luftgewehr bereits als Waffe.

Die massive Waffengesetzverschärfung, welche die EU plant, sieht Wyss als grosse Herausforderung für seine Branche. «Dies würde die Sturmgewehrschützen betreffen, welche sich dann gesetzesmässig jährlich einer psychologischen Abklärung unterziehen müssten. Dies würde uns und das Schützenwesen sehr beeinträchtigen», so Wyss.

Verkauf von Waffen angestiegen

1990 hat Daniel Wyss von seinem Vater das Waffenfachgeschäft Waffen Wyss in Burgdorf übernommen. Der gelernte Büchsenmacher EFZ kennt sich in seinem Metier bestens aus und kann aus dem Vollen schöpfen. 80 Prozent des Umsatzes macht er mit der Entwicklung und Produktion von Zubehör und Einzelteilen für Waffensysteme. «Seit rund zwei Jahren ist der Verkauf von Waffen in der Schweiz angestiegen. Die meisten Leute kaufen Waffen zur Selbstverteidigung, dies hat sicher mit der Unsicherheit im heutigen Weltgeschehen zu tun», erklärt Wyss. Schätzungsweise würden in der Schweiz jährlich mehrere10 000 Waffen verkauft. Dabei spürt die Branche der Waffenfachhändler zum Teil auch den starken Franken. «Vor allem die Fachhändler in der Nähe der Grenze haben damit zu kämpfen. Es kommt immer wieder vor, dass Waffen im Ausland gekauft und mit den entsprechenden Papieren in die Schweiz gebracht werden. Es ist aufwendig, aber es wird gemacht», so Wyss.

«Seit 1999 wird das eidgenössische Waffengesetz im Dreijahrestakt verschärft.»

Eine grosse Rolle in seinem Business spiele die Arbeitssicherheit. Dazu Wyss:» Wir haben mit vielen potenziell gefährlichen Dingen zu tun, sei es in der Produktion bei der Metall- und Holzbearbeitung, beim Service oder dann beim Schiessen mit scharfer Munition.» Allerdings hätte es 
seit vielen Jahren keinen Unfall in 
der Branche gegeben. «Wir schulen unsere Leute nach den EKAS-Richt-linien bzw. jetzt nach den SUVA-
Merkblättern. Das funktioniert sehr gut.»

Der Beruf Büchsenmacher EFZ
ist sehr beliebt

Ein zentrales Thema im Verband ist die Aus- und Weiterbildung. «Wir waren gerade in diesem Jahr intensiv damit beschäftigt, die neue Bildungsverordnung umzusetzen, die Einfluss auf die Lehrabschlussprüfungen 2017 hat», sagt Wyss. Jährlich schliessen drei bis sechs Lernende ihre Lehre 
als Büchsenmacher EFZ ab. Dieser Kleinstberuf ist sehr gefragt. «Wir können der grossen Nachfrage nach Ausbildungsplätzen nicht immer nachkommen, da wir nur 17 Ausbildungsbetriebe haben und es schwierig ist, danach eine Anstellung zu finden», hält Wyss fest und ergänzt: «Oft wird der vielfältige Beruf als Basis benutzt, um dann zum Militär, zur Polizei oder in die Industrie zu wechseln.» Leider gibt es bis jetzt in diesem Beruf mangels zeitlicher und finanzieller Ressourcen keine Meisterprüfung.

«Oft wird der vielfältige Beruf als Basis benutzt, um dann zum Militär, zur Polizei oder in die Indus­trie zu wechseln.»

Die Branche wurde bis jetzt auch schon von der Digitalisierung gestreift. «Wir spüren die neuen Technologien in gewissen Bereichen unseres Metiers. So gibt es nur ganz wenige Waffensysteme, die mit Elektronik ausgestattet sind», sagt Wyss. In der Produktion ermögliche die Digitalisierung mit CNC-gesteuerten Maschinen das präzise Herstellen von komplizierten Teilchen. Die Zukunft der Branche sieht Wyss als zweischneidiges Schwert: «Wir erwarten für nächstes Jahr einerseits eine gros­se Nachfrage in den Bereichen Schiesssport, Jagd und Selbstverteidigung, andererseits könnte es durch die massiven Einschränkungen des verschärften Waffengesetzes zu Einbrüchen kommen.» Corinne Remund

DER SBV-ASA – KURZ ERKlÄRT

Ein breites Netzwerk pflegen und fördern

Der Schweizerische Büchsenmacher- und Waffenhändlerverband SBV-ASA
ist vor 104 Jahren in Huttwil gegründet worden. Damals schlossen sich 15 Büchsenmacher zusammen. Hauptgrund war, gemeinsam die 
Beziehung zu den Armeebehörden zu verbessern und so den Munitions- und Materialbezug zu optimieren. Der Verband koordiniert die Waffengüterkontrollen, informiert seine 
Mitglieder über Vorschriften, sei es bei der Jagd oder im Schiesssport und liefert professionelles Fachwissen. Weiter pflegt er den Kontakt 
zu Partnerorganisationen, wie beispielsweise dem Schweizerischen Schiesssportverband oder dem Schweizerischen Jägerverband, und fördert ein loyales Verhalten im 
Wettbewerb. Er wahrt die beruflichen, sozialen und wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder. Ein Kerngebiet des Verbandes ist die Berufsbildung, wo er das Lehrlingswesen koordiniert (Blockkurse, neue Reglemente etc.). Der Verband zählt rund 100 Mitglieder – alles KMU. Diese setzen sich einerseits aus Herstellern und Importeuren und andererseits aus Detaillisten, Grossisten und Handwerkern zusammen. Die Branche generiert jährlich einige 100 Millionen Franken Umsatz. CR

Frauenpower bei den BüchsenmacherN

«Vor allem die Technik fasziniert mich extrem.»

Das Business der Büchsenmacher und Waffenfachhändler ist nach wie vor fest in männlichen Händen. Allerdings interessieren sich dafür immer mehr auch Frauen. Dazu Daniel Wyss: «Vor zehn Jahren liess sich die erste Frau zur Büchsenmacherin ausbilden.» Auch in seinem Unternehmen hat die Frauenpower Einzug gehalten, ist doch seine jetzige Lernende die erste Frau, die er in diesem Metier ausbildet. «Elena Raio ist gesamtschweizerisch die dritte Frau, die den Beruf des Büchsenmachers lernt.» Sie mache ihre Sache sehr gut und sei, verglichen mit ihren Vorgängern, deutlich über dem Durchschnitt, freut sich Wyss. «Ich wollte immer schon einen handwerklichen Beruf erlernen. Als ich dann schnupperte und den Beruf des Büchsenmachers entdeckte, war es für mich klar», sagt die engagierte junge Frau. Besonders der Waffen-
service und das Reparieren der Waffen mache ihr Spass: «Die Technik fasziniert mich.» Sie werde von ihren männlichen Kollegen gut akzeptiert. «In der Schule musste ich mich am Anfang bei einigen Mitschülern etwas durchsetzen, aber danach war dies 
geklärt», so die passionierte Sportschützin. Sie möchte allerdings nach ihrer Ausbildung nicht auf dem Beruf bleiben, sondern zur Polizei gehen. «Die Ausbildung des Büchsenmachers ist dafür eine gute Basis», erklärt Raio. CR

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