Publiziert am: 02.10.2020

Wandern in einer (noch) heilen Welt

HERBSTWANDERUNG – Der bekannte Geologe Albert Heim soll den Alpstein als das schönste Gebirge der Welt bezeichnet haben. Wenn man auf dem Gipfel des Hohen Kastens seine Blicke in die Weite schweifen lässt, kann man seine Einschätzung nachvollziehen.

Der Alpstein in der Nordostschweiz ist eines der beliebtesten Wandergebiete der Schweiz. Entsprechend überlaufen sind die klassischen Routen bei schönem Wetter an Wochenenden – und dies besonders in Corona-Zeiten. Gründe dafür gibt es viele: Gut unterhaltene kürzere und längere Wanderrouten in allen Schwierigkeitsgraden; fast um jede Ecke eine gemütliche Beiz; rasche Erreichbarkeit mit dem Auto, ÖV und Luftseilbahnen; sprichwörtliche Gastfreundschaft der Appenzeller; reges kulturelles und kulinarisches Alternativprogramm bei schlechtem Wetter in Appenzell. Also nichts wie auf in den bodenständigen Kanton Appenzell Innerrhoden, wo alles überschaubar ist, – und bisher kein einziger Corona-Toter zu beklagen ist.

Königstour und Säntis

Drei Bergketten, 84 Kilometer, 5166 Höhenmeter über Stock und Stein: Das ist die Königstour im Alpstein, die auf einer reizvollen Strecke zu den bekannten Attraktionen dieses Gebirges führt. Die Wanderzeit beträgt gut 30 Stunden. Überall gibt es Gasthäuser zum Übernachten, aber Abschnitte können auch ausgelassen oder mit einer Luftseilbahn überbrückt werden. Ambitionierte Trailrunner werden die ganze Strecke in einem Stück in einem Tag absolvieren, aber sie dürften das schöne ­Panorama kaum geniessen können.

Die höchste Erhebung des Alpsteins ist ein besonderer Berg. Obwohl nur 2502 m hoch, hat der König der Ostschweiz ein Klima wie ein Viertausender. Die exponierte Lage sorgt für extreme Wetterverhältnisse; mit Schnee muss in allen Monaten gerechnet werden. Der Säntis kann von allen Seiten auf sehr schönen, teilweise durchaus alpinen Routen bestiegen werden. Besonders attraktiv ist der gut vierstündige Aufstieg von der Ebenalp über das Wildkirchli und den Schäfler bis zum Gipfel. Den Abstieg kann man sich ersparen, da nimmt man an besten die Luftseilbahn zur Schwägalp.

Hoher Kasten und Hundwiler Höhe

Ganz besonders angetan hat es dem Autor auch der Hohe Kasten, die Rigi der Ostschweiz. Nicht nur, weil er seit 2012 Aktionär der «Hoher Kasten Drehrestaurant und Seilbahn AG» ist, sondern auch wegen der fantastischen Aussicht und den schönen Wandermöglichkeiten. So die klassische fünfstündige Wanderung vom Hohen Kasten zur Stau­bernkanzel, Saxer Lücke, dem wildromantischen Fälensee und Sämtisersee zurück nach Brülisau. Oder dann die direkte Route von Brülisau auf den Gipfel, sei es gemütlich in ­2½ Stunden oder auf Tempo in einer guten Stunde, eine super Trainingsstrecke.

Wer es gerne gemütlich nimmt, ohne allzu viele Höhenmeter, dem sei die 1306 m hohe Hundwiler Höhe empfohlen, ein beliebtes Wanderziel mit schöner Aussicht an der Grenze zwischen den beiden Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden mit einem gemütlichen Bergrestaurant. Fünf Wege führen zum Ziel: Der längste von Appenzell in 2¾ Stunden, zwischen 1¼ und 2 Stunden benötigt man von Gonten, Zürchersmühle, Hundwil und Gontenbad.

Ruedi Horber

www.appenzell.ch

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