Publiziert am: 18.02.2022

Weltcupstrecke zu Fuss

LAUBERHORN RUN – Das Lauberhornrennen ist legendär. Aber wer weiss schon, dass es seit einigen Jahren auch einen Volkslauf auf der Abfahrtspiste vom Ziel zum Start gibt – sozusagen umgekehrt. Unser Autor Ruedi Horber war 2019 persönlich dabei – ein Erlebnisbericht.

Noch vor der Pandemie hat mir ein Kollege von einem speziellen Lauf berichtet – dem sogenannten Lauberhorn Run. Dabei wird die Original-Lauberhorn-Abfahrtsstrecke von unten nach oben auf Schnee bezwungen. Wie das geschehen soll, ist jedem Läufer selbst überlassen: Mit Laufschuhen, Spikes, Ketten, Schneeschuhen, Lauf- oder Tourenskis, mit Steigeisen oder barfuss … Die Strecke – 4,5 Kilometer und 1028 Meter Höhendifferenz – ist innerhalb von drei Stunden zu bewältigen. Das scheint doch machbar, also nichts wie los! 2019 stellte der Adelbodner Jonathan Schmid die unglaubliche Zeit von 38 Minuten 54 Sekunden auf. Zum Vergleich: Der schnellste Abfahrer ist seit 1997 der Italiener Kristian Ghedina mit knapp 2½ Minuten (2:24,23), Durchschnittsgeschwindigkeit sagenhafte 106,33 km/h.

Der Spurt um die Tausendernote

Der letzte durchgeführte Lauf vom 24. März 2019 ist mir noch in lebhafter Erinnerung. Kaiserwetter, strahlender Sonnenschein, viele Wettkämpfer, lockere Stimmung. Einige Läuferinnen und Läufer starten kostümiert, als Cowboy oder Indianer, Pilot oder Pirat, der Plausch und nicht eine Rekordzeit steht im Vordergrund. Allerdings legen einige wie die Feuerwehr los. Das hat seinen Grund: Gleich auf dem steilen Zielschusshang, 110 Meter nach der Startlinie, befindet sich für die schnellsten beiden Läufer an zwei Torstangen je eine Tausendernote zum Mitnehmen. Nachher wird es gemütlicher, einige gönnen sich auch eine Pause und schiessen Fotos.

Den vereisten Hundschopf zu Fuss bezwungen

Ich starte mit speziellen Spikes an den Turnschuhen, die sich im Nachhinein allerdings als ungenügend herausstellen. Den steilsten Abschnitt, den vereisten Hundschopf mit 41 Grad Steigung im zweiten Streckenabschnitt, schaffte ich trotz Fixseilen nur mit Mühe. Aber vielen anderen geht es nicht besser, so auch meinem Sohn, ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück. Es ist ein spezielles Gefühl, sich hier hochzukämpfen, wo sonst die weltbesten Abfahrer mit Spitzengeschwindigkeiten von über 100 km pro Stunde hinunterrasen. In 1 Stunde 36 Minuten und 37 Sekunden habe ich es geschafft und versuche noch einen kurzen Spurt ins Starthaus des Lauberhornrennens hinzulegen, wo mir die verdiente Medaille umgehängt wird. Nach zwei pandemiebedingten Ausfällen ist es am Sonntag, 3. April 2022 wieder so weit.

Ruedi Horber

Anmeldung unter:

www.LauberhornRun.ch

NACHGEFRAGT

Spassiger Wettkampf

Bei Rolf Wegmüller, OK-Präsident Lauberhorn Run

Wie und wann ist die Idee entstanden, diesen speziellen Lauf durchzufĂĽhren?

Rolf Wegmüller: Die Idee entstand Anfang 2015 auf der Suche nach einer einzigartigen Laufveranstaltung. Wir schlossen uns dann der Vertical Up Tour mit Kitzbühel zusammen und starteten erstmals am 19. März 2016.

Was steht mehr im Vordergrund: Der Wettkampfgedanke oder der Spassfaktor?

Es sind gerade beide Faktoren, die den Lauf speziell machen. Einerseits die Spitzenläufer, die jedes Jahr unglaubliche Laufzeiten aufstellen, und anderseits die Spassläufer, die einmal versuchen, die Lauberhornpiste zu bezwingen.

Welches ist das originellste KostĂĽm, das je ausgezeichnet wurde?

Es gibt viele originelle Kostüme. Persönlich bleibt mir ein Kostüm von 2019 in Erinnerung. Eine Läuferin verkleidete sich als Epidemiologin mit Schutzmaske und Anzug. Was damals noch originell und amüsant war, wurde knapp ein Jahr später leider zum Alltagsbild.

Interview: Ho

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