Publiziert am: 10.06.2016

Wenn Arbeit gesund macht

Swiss LIFE – Das längere, selbstbestimmte Leben: Solange wir jung und fit sind, halten wir dies für selbstverständlich. Um aber bis ins hohe Alter von gesunden Lebensjahren zu profitieren, braucht es gesundheitsgerechte Rahmenbedingungen und Eigenverantwortung.

Die durchschnittliche Lebenserwartung in Europa lag im Jahr 1900 bei etwa 45 Jahren; 50 Jahre später waren es bereits fast 70 Jahre. Fortschritte im Gesundheitswesen, bei Ernährung, Bildung, Hygiene und Medizin sowie höhere Einkommen führen dazu, dass die Lebenserwartung kontinuierlich steigt. Aktuell liegt die Schweiz in diesem Punkt weltweit auf dem ersten Rang. Laut Bundesamt für Statistik (BFS)1 werden Schweizer Männer mit Jahrgang 1960, die 2025 das 65igste Lebensjahr erreichen, durchschnittlich 87,8 Jahre alt. Jeder Zweite wird über 88 und fast jeder Zehnte über 100 Jahre 
alt – Tendenz steigend. Bei Frauen mit demselben Jahrgang und Alter im Jahr 2025 zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Sie werden durchschnittlich 90,5 Jahre alt, jede Zweite wird über 91 und gar jede Siebte über 100 Jahre alt.1.1

«jeder Zehnte wird über 100 Jahre alt.»

Die zunehmende Langlebigkeit und die damit verbundenen Auswirkungen stellen für die staatliche Altersvorsorge (AHV) eine grosse Herausforderung dar: Immer weniger Erwerbstätige finanzieren immer mehr Pensionierte. Heute fallen gemäss Bundesamt für Sozialversicherung (BSV)2 auf einen Pensionierten 3,5 Arbeitstätige. Bis ins Jahr 2050 sollen es, je nach Bevölkerungsszenario, sogar nur noch zwei Arbeitstätige sein. Was sind die Folgen, wenn diese Erwerbstätigen ausfallen?

Krankheitsbedingte Ausfälle
haben Folgen

In einer sich schnell verändernden Arbeitswelt mit zunehmender Flexibilisierung, Beschleunigung sowie Entgrenzung von Arbeit und Freizeit ist – zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens – ein besonderes Augenmerk auf den Erhalt der Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden gefordert. Denn wie eine Analyse des SECO (2014)3 zeigt, sind arbeitsbezogene Gesundheitsprobleme häufig. Hochgerechnet sind 1,1 Millionen der lohnabhängigen Erwerbstätigen in der Schweiz betroffen. Alleine die Kosten aufgrund von Rückenschmerzen, die in Absenzen und reduzierter Leistungsfähigkeit münden, belaufen sich nach einer Studie von Wieser et al. (2011)4 für einen Schweizer Betrieb auf 1020 Franken pro betroffene Person; total fielen im Jahr 2005 alleine für arbeitsbezogene Rückenschmerzen Kosten von 800 Millionen Franken an.

Psychische Erkrankungen 
auf dem Vormarsch

Psychische Beeinträchtigungen spielen eine immer wichtigere Rolle; inzwischen werden 40 Prozent aller Invaliden-Neurenten (IV) aufgrund psychischer Störungen gesprochen3. Wie aus einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) über die «psychische Gesundheit und Beschäftigung: Schweiz, 2014»5 hervorgeht, belasten psychische Krankheiten die Schweizer Volkswirtschaft mit schätzungsweise 19 Mrd. Franken pro Jahr; 10 Mrd. Franken davon aufgrund von Depressionen bei Personen zwischen 18 und 65 Jahren. Auf die Arbeitswelt bezogen, ist anhaltender Stress am Arbeitsplatz ein wesentlicher Faktor für das Auftreten von depressiven Verstimmungen.

Psychosoziale Belastungen 
und Stress

Ein herausfordernder Arbeitsalltag ist für viele Berufstätige heutzutage Standard, darf aber nicht mit Stress verwechselt werden. Grundsätzlich ist Stress ein intensiver, unangenehmer Zustand, der langfristig negative Auswirkungen auf Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Produktivität hat. Stress entsteht dann, wenn die Anforderungen an eine Person nicht den Ressourcen entsprechen, die zur Bewältigung zur Verfügung stehen. Es ist oft schwierig, die ersten Anzeichen von Stress auch als solche zu erkennen. Meist klagen Betroffene über körperliche Anspannung, die Unmöglichkeit, abends abzuschalten, Kopf- oder Rückenschmerzen, erhöhten Puls sowie Schlafstörungen.

«total fielen 2005 für arbeitsbezogene Rückenschmerzen Kosten von 800 millionen Franken an.»

Physikalische Bedingungen wie Lärm, niedrige Luftfeuchtigkeit und unzureichende Beleuchtung am Arbeitsplatz können genauso als ­Auslöser ausgemacht werden wie Nachtschichtarbeit oder häufige Zeitzonenwechsel. Ungeplante Unterbrechungen von Arbeitsaufgaben, Arbeitsüberlastung und Termindruck sorgen dafür, dass sich immer mehr Mitarbeitende den an sie gestellten beruflichen Aufgaben nicht mehr gewachsen fühlen. Genauso können aber auch Unterforderung, Eintönigkeit, fehlende Kommunikation und Mangel an Informationen stressauslösend wirken.

Gesundheitsförderung als 
Managementaufgabe

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Umgang mit einer älter werdenden Belegschaft und die damit verbundene alternsgerechte Arbeitsgestaltung werden immer wichtiger und stellen Unternehmen auf den Prüfstand. Dabei Stress zu vermeiden, ist eine anspruchsvolle Führungsaufgabe; gerade auch, weil Vorgesetzte selbst davon betroffen sein können. Wenn Mitarbeitende oder Vorgesetzte Stresssymptome aufweisen oder offen darüber klagen, muss erst geklärt werden, wofür der Arbeitgeber verantwortlich ist (Verhältnisse) und was der Arbeitnehmer sich selbst zuzuschreiben hat (Verhalten). Meistens gründet Stress auf einer komplexen Kombination diverser Ursachen.

Gute Vorsätze alleine genügen nicht, um den Ursachen von Stress entgegenzutreten – es sind konkrete und systematische Vorgehensweisen gefragt. Verhaltensorientierte Massnahmen – wie beispielsweise die Weiterentwicklung der individuellen Kompetenzen, mit psychosozialen Pro­blemen umzugehen – alleine greifen jedoch zu kurz. Essenziell ist, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Arbeit eine Quelle von Gesundheit und nicht von Krankheit ist. Für Vorgesetzte bedeutet dies, dass sie Dauerleistungen und besonderes Engagement ihrer Mitarbeitenden vermehrt wertschätzen, mit ihnen konkrete und realistische Ziele vereinbaren, sie regelmässig kommunizieren, transparent informieren und ihnen in sozialer und fachlicher Hinsicht jederzeit Unterstützung anbieten.

«Psychische Beeinträchtigungen 
spielen eine immer wichtigere Rolle.»

Die Ursachen von Stress durch gezielte Massnahmen so weit wie möglich zu eliminieren, lohnt sich alleine schon aus wirtschaftlicher Sicht. Schliesslich kosten die Folgen sinkender Arbeitsleistung, steigender Fehlerquoten, mangelnder Konzentration und vermehrter Absenzen das Unternehmen schnell sehr viel Geld.

Maurus Huber

Swiss Life Schweiz, Geschäftsbereich 
Unternehmenskunden, Leiter Claims und Business Services

1 http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/
 de/index/themen/01/06/blank/dos/
 la_mortalite_en_suisse/tabl04.html

1.1 Berechnungen basierend auf den 
 Kohortensterbetafeln des Bundesamtes 
 für Statistik, Stand September 2015. Die 
 vorgestellten Zahlen stellen eine 
 Einschätzung dar, die nicht der eintreten-
 den Realität entsprechen muss.

2 Bundesamt für Sozialversicherung: 
 AHV-Statistik 2014 (http://www.bsv.
 admin.ch/dokumentation/
 zahlen/00095/00440/)

3 SECO (2014), «Gesundheitskosten hoher 
 Arbeitsbelastungen – Analyse der Daten 
 der Europäischen Erhebung über die 
 Arbeitsbedingungen und Gesundheit 
 Schweizer Arbeitnehmerinnen und 
 Arbeitnehmer».

4 Wieser, Simon, et al. «Cost of low back 
 pain in Switzerland in 2005.» The 
 European Journal of Health Economics 
 12.5 (2011): 455–467.

5 OECD (2014), «Mental Health and Work: 
 Switzerland»

Grafik:OECD (2010), OECD Health Data 2010, OECD Publishing, Paris (www.oecd.org/health/healthdata), 
und OECD Income Distribution and Poverty Database (www.oecd.org/els/social/inequality)

BETRIEBLICHES GESUNDHEITSMANAGEMENT

«Sorg für dich und deine Mitarbeitenden»

Betriebliches Gesundheitsmanagement führt zu einem offenen und konstruktiven Umgang mit dem Thema Gesundheit und schliesslich zu höherer Arbeitszufriedenheit. Ausserdem werden durch entsprechende Massnahmen Produktivität und Wertschöpfung gefördert sowie die Identifika­tion mit dem Betrieb gestärkt.

Massnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements haben also das Ziel, betriebliche Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse dahingehend zu entwickeln, dass Arbeit und Organisation gesundheitsförderlich gestaltet werden. Darüber hinaus werden die Mitarbeitenden zur Stärkung ihrer Gesundheit befähigt. Solche Massnahmen beinhalten die Analyse der Arbeitssituation, die Entwicklung zielgerichteter Interventionen und die Evaluation der Wirksamkeit. Innerhalb des betrieblichen Gesundheitsmanagements wird die Gesundheit der Beschäftigten als strategischer Faktor betrachtet, der Einfluss auf die Leistungsfähigkeit, die Kultur und das Image der Organisation hat.

Care Management für 
Unternehmenskunden

Swiss Life arbeitet im Bereich Care Management eng mit Aviga AG (www.aviga.ch; eine rechtlich unabhängige Tochtergesellschaft von Helsana und Swiss Life) zusammen und bietet Betroffenen in schwierigen Situationen bedarfsgerechte und koordinierte Hilfe. Vorgesetzte werden bei der Führung von Mitarbeitenden in schwierigen Situationen, wie beispielsweise bei gesundheitlichen Problemen, Konflikten oder psychosozialen Belastungen, unterstützt und der Mitarbeitende je nach Problemstellung professionell beraten. Die Massnahmen entlasten somit sowohl Arbeitgebende und Arbeitnehmende. Gesundheit zahlt sich aus: Erfolgreiches Care Management kann die Lebensqualität der betroffenen Person erhöhen, die Leistungsfähigkeit erhalten und Arbeitsausfälle vermeiden.

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