Publiziert am: 10.03.2017

«Wir veredeln den Bau am Ende»

Systemdecken- und Innenausbau — Die Förderung des Nachwuchses wird vom VSD mit den Ausbildungen aktiv angegangen. Die Branche ist trotz hartem Preiskampf gut positioniert.

Die Montagefirmen für Decken- und Wandsysteme sind eine kleine, überschaubare Branche. «Wir sind Spezialisten für den Innenausbau. Die Auswahl an geeigneten Firmen in der Deutschschweiz ist klar ersichtlich und äusserst spezialisiert», erklärt Patrick Wyss, Vorstandsmitglied des Verbandes Schweizerischer Unternehmen für Decken- und Innenbausysteme VSD. Der diplomierte Bauingenieur FH und stellvertretende Geschäftsführer einer Firma für Decken- und Innenbausysteme in Liebefeld und Murten kennt sich bestens in der Branche aus: «In den letzten Jahren ist das Angebot an Deckensystemen stetig gewachsen.» Allerdings seien schweizweit tätige Grossfirmen in den letzten Jahren verschwunden. Auch die Produktion von Decken- und Wandverkleidungen ist in der Schweiz rückläufig. Dazu Wyss: «Es werden leider nur noch in zwei 
Werken Metalldeckenplatten in der Schweiz fabriziert. Aber dafür drängen immer mehr ausländische Firmen als Lieferanten in die Schweiz. Dies ist ein gutes Zeichen für einen dynamischen Markt.»

«In den letzten Jahren ist das Angebot an Deckensystemen stetig gewachsen.»

Alle VSD-Mitglieder verbauen jährlich rund eine Million Quadratmeter Decken- und Wandbekleidungen. Dies entspricht rund 140 Fussballfeldern an 7140 m2 oder ca. 2,5 Prozent der gesamten Grundfläche der Schweiz. Die Deckenbekleidungen sind hauptsächlich aus Metall, Aluminium, Holz, Mineral- oder Glaswolle. Gemäss Wyss sind heute vermehrt Kühl- und Heizdecken mit aktivierten Platten im Trend. «Hier tun sich neue Märkte auf. Abklappbare Brandschutzdecken ersetzen die klassischen Gipsdecken und sind die Zukunft», sagt Wyss. Deckenplatten aus PET-Recycling, Mineralfaser oder Glaswolle erobern zudem zusehends den Markt. Ebenso vielversprechend und omnipräsent sind gemäss Wyss Nachrüstungen für eine verbesserte Raumakustik. Auch die Digitalisierung hat in der Branche Einzug gehalten. So werden vermehrt Pläne und Details digital erfasst oder in 3D dargestellt. Es bestehen Projekte, bei denen eine Gesamtkoordination mit dem Building Information Modeling BIM erprobt wird. «Ansonsten ist die Entwicklung lediglich bei den Messgeräten vorangeschritten. Die Montage der Decken ist immer noch ein solides Handwerk», betont Wyss.

Schweizer Rahmenbedingungen nicht einhalten

Zurzeit ist der Verband in den Verhandlungen für eine Verlängerung des Gesamtarbeitsvertrages. Ein Dauerthema auf der politischen Agenda ist die ausländische Konkurrenz, die mit anderen Rahmenbedingungen agiert als die Schweiz. «Gerade in diesem Bereich wird seitens der Politik leider keine wahre Unterstützung geboten. Vielfach hapert es auch bei der Durchsetzung der Vorschriften und Gesetze», ärgert sich Wyss. Eine Herausforderung ist auch der wirtschaftliche Druck. Die Folge davon sind immer weniger Festangestellte. «Die Firmen beschäftigten früher beispielsweise 30 Mitarbeitende in einer festen Anstellung, heute sind es nur noch 20 Festangestellte und acht temporär Arbeitende», so Wyss. «Das ist überhaupt nicht in unserem Interesse. Wir unterstützen unsere Mitglieder, dass der Bestand gehalten werden kann.» Um wettbewerbsfähig zu bleiben, spielt in der Branche auch die Qualität eine grosse Rolle. Mit dem sogenannten Weissbuch hat der VSD eine Art Qualitätslabel für seine Mitglieder eingerichtet: «Damit können unsere Mitglieder einem Bauherrn belegen, dass sie den GAV einhalten, alle Versicherungen und Sozialabgaben fristgerecht bezahlen und sich an die Rahmenbedingungen halten», erklärt Wyss.

Ausbildung zum Deckenbauer 
sowie diverse Kurse

Ein Kerngebiet des Verbandes ist die Aus- und Weiterbildung. «Wir bieten eine sechsmonatige Weiterbildung zum Deckenmonteur mit eidg. Fachausweis an, die nebenberuflich absolviert wird. Dazu wird eine fünfjährige Berufspraxis vorausgesetzt», erklärt Wyss. Alle zwei Jahre absolvieren ca. 15 Fachleute diese Schulung. «Häufig sind es auch Quereinsteiger oder die Leute arbeiten bereits in einem handwerklichen Beruf. Das Interesse der Betriebe ist gross, ihre Mitarbeiter bei uns im Verband ausbilden zu lassen.» Der Verband organisiert zudem regelmässig Weiterbildungen, Vorträge und sonstige Schulungen für Kadermitglieder oder auch für Monteure. «Der ganze Vorstand unterstützt die Weiterbildung aktiv. Es ist unser Hauptziel, den Nachwuchs zu fördern und so den Beruf interessant zu halten. Wir sind auf gut ausgebildete junge Monteure angewiesen», bringt es Wyss auf den Punkt.

Es sei allerdings eher schwierig, genügend Nachwuchs zu rekrutieren, denn der Bau leide generell zu Unrecht unter einem schlechten Image. «Der Innenausbau ist allerdings zu unterscheiden zum Bauhauptgewerbe. Wir arbeiten fast ausschliesslich am Schluss der Bauphase in geheizten Innenräumen mit weissen Handschuhen, um keine Fingerabdrücke auf den Deckenplatten zu hinterlassen», konkretisiert Wyss.

«Wir sind auf gut ausgebildete junge Monteure angewiesen.»

Von zentraler Bedeutung ist auch die Arbeitssicherheit. Sie wird in der Ausbildung ausgiebig geschult. «Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital. Wir haben glücklicherweise wenige Unfälle und tun alles, dass es so bleibt oder sie ganz vermieden werden können», sagt Wyss.

Konstanter Markt

Für die Zukunft ist der Fachmann und Kenner der Branche positiv gestimmt: «Wir geben mit unserer Arbeit einem Bauprojekt am Ende den letzten Schliff. Wir verdecken die ganzen Installationen und unsere Arbeit ist sicht- und hörbar. Der Trend geht unter anderem auch Richtung akustische Verbesserungen. Ich bin überzeugt, dass in unserer Branche der Markt künftig konstant bleibt, respektive er mit neuen Strömungen und frischem Wind sicher noch wachsen wird.»

Corinne Remund

Der VSD KURZ erklÄrt

Leistungsstarker und verlässlicher Partner

Der Verband Schweizerischer Unternehmen für Decken- und Innenausbausysteme war früher als sogenannte «Deckengruppe» beim ehemaligen Verband Schweizer Isoleure VSI (heute Isolsuisse) integriert. 1991 erfolgte die Abspaltung des VSI und die Unternehmen gründeten mit dem VSD ihren eigenen Verband. Der innovative Verband ist sowohl seinen Mitgliedern als auch branchenfremden Unternehmen, Lieferanten und Importeuren sowie der öffentlichen Hand ein leistungsstarker und verlässlicher Partner. Zu seinem Aufgabenbereich gehören die Berufsbildung, Sozialpartnerschaften sowie Interessensvertretungen. Diese beinhalten das Gestalten von sozialpartnerschaftlichen Rahmenbedingungen, wie der Gesamtarbeitsvertrag GAV, sowie gezielte Bildungsangebote zur Förderung des Nachwuchses.

Ebenso erarbeitet der Verband Empfehlungen, Richtlinien und Normen, die der Erhaltung und Sicherung des angestrebten Qualitätsniveaus dienen. Mit den Mitgliedern werden wichtige fachliche Informationen ausgetauscht. Der VSD vertritt die Interessen der Mitglieder gegenüber Behörden sowie der Öffentlichkeit und positioniert die Branche in der Wirtschaft. Zudem wird eine offene Kommunikation über die Tätigkeiten des Verbandes nach innen und aussen gepflegt. Der Verband engagiert sich auch für die nachhaltige Nutzung von Ressourcen sowie für umwelt-
gerechtes Verhalten.

Durchschnittlich 160 Millionen Franken Umsatz

Der Verband zählt 29 Mitglieder mit neun Filialen. Dies sind ausschliesslich KMU – klassische Deckenbaufirmen aus der Deutschschweiz, die sich darauf spezialisiert haben, abgehängte Decken- und Wandsysteme zu verbauen. Rund 550 Personen arbeiten in der Branche. Die VSD-Mitglieder generieren gesamthaft durchschnittlich pro Jahr 160 Millionen Franken.

CR

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