Publiziert am: 22.09.2017

«Zwei Welten treffen aufeinander»

Innovation – Der Action-Designer Raffael Dickreuter bringt als Mitinhaber der Schweizer Firma Emotional Experience Technologien aus den USA in die Schweiz.

Der Action-Designer Raffael Dickreuter arbeitet seit über zehn Jahren in Hollywood. Vermehrt besinnt sich der in Bern aufgewachsene Unternehmer auf seine Wurzeln und mischt als Mitinhaber der Schweizer Firma Emotional Experience die Schweizer Innovationskultur auf. «Wir setzen Virtual Reality- und Augmented Reality-Konzepte um, und arbeiten mit Technologien, die ich aus den USA in die Schweiz mitbringe», erklärt Dickreuter. Neben der Filmbranche in Hollywood entwickelt sich in Los Angeles auch der Silicon Beach, eine Verschmelzung von Silicon Valley und der Unterhaltungsindustrie. Es entstehen dadurch Innovationen gerade im Bereich Soziale Medien, Augmented und Virtual Reality. Doch wie entsteht Raum für neuartige Denkweisen, kreative Methoden und mutige Designs? Dazu Dickreuter: «Beim Entwerfen für Actionszenen für Hollywoodfilme geht es in erster Linie darum, eine grosse Idee erstmals sichtbar zu machen. Ein wichtiges Instrument ist dabei die 3D-Computergrafik. Damit können Kosten und Risiken besser beurteilt und bereits erste Änderungen vorgenommen werden, bevor es richtig teuer wird.» Diese Methode erlaube ein mutigeres Arbeiten und ermögliche, die Weichen frühzeitig richtig zu stellen. «Damit ersparen wir uns ein grosses Experiment mit Hunderten von Leuten. Die finale Umsetzung eines Hollywood­streifens braucht dennoch drei bis vier Jahre.»

Bürokratie als Innovationskiller

Kreativität lasse sich nicht in feste Rahmen wie beispielsweise eine 40-
Stunden-Woche hineinpressen. Dazu Dickreuter: «Die guten Ideen kommen meistens in der Freizeit, wenn man frei denken kann und nicht mit Deadlines konfrontiert ist. Ich arbeite gerne interdisziplinär. Das Wissen einer Branche kann so übergreifend angewendet werden», erklärt Dickreuter. Manchmal sei es einfach auch nur eine zufällige Gelegenheit, die sich biete und die man dann ergreifen müsse. Ein Beispiel dafür ist das virtuelle Kamerasystem, das Dickreuter entwickelt hat. «Aus Kostengründen suchten wir für den Film «Green Lantern» eine einfachere und günstigere Variante. Ich entwickelte dafür ein eigenes virtuelles Kamerasystem, obwohl ich damals überhaupt nicht sicher war, ob das denn auch klappen würde», so Dickreuter.

Der Experte für Virtual Reality warnt aber davor, sich in der Innovation zu verlieren. «Nur weil es innovativ ist, heisst dies noch nicht, dass dies wirklich so ist und die Erneuerung auch notwendig ist.» Und er betont: «Wichtig ist, den Puls der Zeit zu fühlen und zu spüren, ob der Markt reif für die besagte Innovation ist.» CR

 

Blick von aussen auf Schweizer Innovation

«Wenn was entwickelt wird, hat es Bestand»

Die Schweiz erlebt Raffael Dickreuter als sehr innovativ. Es gebe sehr gut ausgebildete Leute, Kapital und gute Ideen in der Schweiz. Zudem schätze er die Zuverlässigkeit der Leute. Dazu der Experte für Virtual Reality: «Gegenüber den USA fällt mir auf, dass man in der Schweiz sehr risikoscheu ist und sich das offenbar auch leisten kann.» Falle eine Firma in den USA ins Hintertreffen, gingen dort bald die Lichter aus. «In der Schweiz hat man viel mehr Zeit und den Luxus, sich zu überlegen, ob das nun eine gute Idee ist oder ob man noch abwarten will.» Aus der Perspektive des Auslands stehe die Schweiz für Qualität und Zuverlässigkeit. «Wenn was entwickelt wird, dann hat es auch Bestand», stellt Dickreuter fest.

Er rät den KMU bezüglich Innovations- und Kreativitätssteigerung, sich auf neue Einflüsse und Ideen einzulassen. «Wenn man Know-how aus anderen Branchen und Kulturen herbeizieht, erfährt man, dass deren Denken ganz anders ist. Man muss sich anpassen und ist damit gezwungen, weiter zu denken respektive neue Wege zu gehen», erklärt Dickreuter.

CR

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