
Nachfolge wird zum Risiko
ERBSCHAFTSSTEUER – Die Erbschaftssteuer-Initiative, über die wir am 14. Juni abstimmen werden, ist ein brandgefährlicher Angriff auf die KMU-Wirtschaft und gefährdet unzählige Arbeitsplätze.
ERBSCHAFTSsTEUER – Für Lieni Füglistaller, Geschäftsführer von KMU Next, ist die Erbschaftssteuer-Initiative, worüber am 14. Juni abgestimmt wird, brandgefährlich. Die Konsequenzen wären für KMU fatal – ihre Existenz sowie Arbeitsplätze wären bedroht.
Schweizerische GewerbeÂzeitung: Im Hinblick auf die Volksabstimmung «Initiative zur Erbschaftssteuerreform» am 14. Juni hat die Stiftung KMU Next eine Umfrage bei ca. 12 000 Betrieben durchgefĂĽhrt. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse daraus?
n Lieni FĂĽglistaller: Das Ergebnis der Umfrage zeigt klar, dass rund 80 Prozent aller Befragten eine 20-prozentige Erbschaftssteuer aus eigenen Mitteln nicht bezahlen könnten. Auch die Aufstockung des FremdÂkapitals ist fĂĽr rund zwei Drittel der Betriebe nicht möglich. Die Erbschaftssteuer verursacht bei diesen Unternehmen einen existenzgefährdenden Liquiditätsabfluss oder fĂĽhrt zur Ăśberschuldung und schliesslich in den Ruin.
«80 Prozent aller befragten KMU können die Erbschaftssteuer nicht aus dem eigenen Sack bezahlen.»
Was beunruhigt die KMU-Inhaber am meisten an dieser Erbschaftssteuer?
n FĂĽr mehr als zwei Drittel der befragten KMU ist durch die ErbschaftsÂsteuerreform die Unternehmensnachfolge und somit die Sicherung des Fortbestandes ihrer Unternehmung in Frage gestellt. Dies hätte gravierende Auswirkungen auf die Volkswirtschaft und den Arbeitsmarkt. Es wären rund 185 000 Arbeitsplätze (Quelle: Hochrechnung CFB-HSG) betroffen.
Wie viele KMU wären denn unmittelbar von dieser Erbschaftssteuerreform betroffen?
n Zurzeit wird die Anzahl KMU in der Schweiz auf rund 313 000 geschätzt. Im Durchschnitt beschäftigt ein KMU 7,2 Personen. 78 Prozent der Betriebe sind in Familienbesitz und ĂĽber die Hälfte aller KMU streben aus heutiger Sicht eine familieninterne Nachfolge an. Wie brisant und aktuell das Thema ist, zeigt auch, dass 40 Prozent der befragten KMU innerhalb der nächsten fĂĽnf Jahre ihre Nachfolge regeln mĂĽssen. Die Studie veranschaulicht auch deutlich, dass knapp die Hälfte aller an der Umfrage teilgenommenen Unternehmen den Verkehrswert ihrer KMU auf ĂĽber zwei Millionen Franken schätzt. Knapp 75 Prozent der FamilienÂverÂmögen aller beteiligten Unternehmer/innen knacken die Zwei-Millionen-Grenze.
Wie wĂĽrde sich die Erbschaftssteuer auf Schenkungen auswirken? Diese mĂĽssen ja rĂĽckwirkend auf den 1. Januar 2012 angerechnet werden?
n Eine berechtigte Frage, welche wohl die Initianten selber nicht beantworten könnten. Hier ein Beispiel: Die Eltern ĂĽbergeben ihrer Tochter den Betrieb, respektive sie erhält 80 Prozent der Aktien. Die beiden BrĂĽder bekommen je zehn Prozent der Aktien. Da bei dieser Nahfolgereglung auch die Gerechtigkeit ein Thema ist, erhalten die beiden Söhne je 200 000 Franken als Ausgleich. Gemäss der geplanten ErbschaftsÂsteuerÂreform sind davon 180 000 Franken mit 20 Prozent zu besteuern, das heisst konkret, die schenkenden Eltern zahlen zusätzlich 72 000 Franken an den Fiskus.
«Erbschaftssteuer – eine zusätzliche Belastung, die in den Ruin führt.»
Welche Branchen wären ganz besonders von der Erbschaftssteuer betroffen?
n All diejenigen Branchen, bei welchen ein hoher Substanzwert vorhanden ist – also konkret Produktionsbetriebe, Hotels usw. Dabei muss man beachten, dass der Fiskus die Erbschaftssteuer auf dem Verkehrswert und nicht auf dem Steuerwert berechnet.
Die Schweiz wäre nebst Frankreich das einzige Land, das gleichzeitig Einkommen, Gewinn und Erbschaft versteuert. Was bedeutet diese Dreifachbelastung gerade im derzeitigen wirtschaftlichen Hintergrund mit dem starken Franken für die KMU?
n Das wäre eine neue zusätzliche Belastung, die wohl für viele KMU gerade in der jetzigen schwierigen wirtschaftlichen Situation das Aus bedeuten würde. Dabei würden viele Arbeitsplätze liquidiert.
Interview: Corinne Remund
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