Publiziert am: 03.02.2023

«Elf Prozent der Unternehmen dabei»

EASYGOV – Der One-Stop-Shop von Bund, Kantonen und Gemeinden für Unternehmen trägt zur Aufwertung der Digitalisierung im Verhältnis zwischen KMU und Behörden bei. Martin Godel, Leiter Ressort KMU-Politik im SECO, zu den Chancen des vielseitigen Portals – und zu seinem künftigen Ausbau.

Im Rahmen der Standortförderung will der Bundesrat die «Digitalisierung» weiter aufwerten. Ein Schwerpunkt liegt im Ausbau von EasyGov.swiss, des One-Stop-Shops von Bund, Kantonen und Gemeinden für Unternehmen. Dieser kann wesentlich zur administrativen Entlastung der Unternehmen beitragen. In der Periode 2024–2027 soll der Leistungsumfang von EasyGov weiter ausgebaut werden, um dem Bedürfnis der Unternehmen nach weiteren elektronischen Behördenleistungen gerecht zu werden. Martin Godel, Leiter Ressort KMU-Politik im Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, äussert sich zum vielseitigen Nutzen, den die «digitale Eintrittstür» für KMU bringt.

Schweizerische Gewerbezeitung: Warum ist EasyGov.swiss für KMU wichtig?

Martin Godel: EasyGov entlastet Firmen administrativ bei ihren Behördenkontakten. Das Behördenportal wurde als «One-Stop-Shop» konzipiert. Das heisst: Unternehmerinnen und Unternehmer können alle darauf angebotenen Behördendienstleistungen über einen einzigen Account abwickeln.

Auch private Dienstleister wie Treuhänder oder Notare können im Mandat eines Unternehmens Aufträge erledigen. Kenntnisse von Zuständigkeiten und Abläufen der jeweiligen Verwaltung sind nicht erforderlich. Die Kunden werden digital durch das Portal geführt.

Die Möglichkeit zur Wiederverwendung bereits eingegebener Daten verringert den Aufwand bei der Abwicklung eines Geschäfts («Once-Only-Prinzip»). Alle Transaktionen können über ein Portal (24h, 365 Tage im Jahr) abgewickelt werden.

EasyGov macht die Behördengänge einfach, schnell und effizient. Die sichere und zuverlässige Plattform ermöglicht Unternehmen das elektronische Abwickeln von Bewilligungs-, Antrags- und Meldeverfahren an einem einzigen Ort. EasyGov entlastet und spart Kosten – bei den Unternehmen und bei den Behörden.

Welche Dienstleistungen werden derzeit auf EasyGov angeboten?

Das Angebot auf EasyGov richtet sich an bestehende Unternehmen, Startups sowie Gründerinnen und Gründer. Letztere können ihre Firma direkt für das Handelsregister, die AHV, die Mehrwertsteuer oder die Unfallversicherung anmelden. Bestehende Unternehmen können sich unter Eingabe der UID-Nummer einfach mit EasyGov verbinden und Behördenleistungen wie zum Beispiel Betreibungsgeschäfte oder Arbeitszeitbewilligungen abwickeln. Der aktuelle Funktionsumfang ist auf der Seite EasyGov.swiss – der Online-Schalter für Unternehmen ersichtlich. Alle Behördenleistungen sind auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch verfügbar.

Wie lange dauert es, sich dort zu registrieren und die Schnittstelle zu nutzen?

Die Registrierung und Anmeldung auf EasyGov.swiss erfolgt per CH-LOGIN. Das CH-LOGIN ist ein durch den Standarddienst eIAM der Bundesverwaltung bereitgestelltes Login-Verfahren mit Zwei-Faktor-Authentifizierung (mTAN-Versand via SMS oder Authenticator App). Das CH-LOGIN ist kostenlos und in nur fünf Minuten erstellt.

Für bestehende Unternehmen dauert das anschliessende Onboardingverfahren drei bis fünf Tage, da zur Sicherheit der Unternehmen ein Vollmachtsprozess (heute noch) auf dem Papierweg nötig ist.

Wer leitet den Dienst von Easy.Gov? Sind KMU an seiner Entwicklung beteiligt?

Die Leitung und der Betrieb von EasyGov liegt beim Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. Das Hosting wird durch den internen Leistungserbringer des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF, dem Information-Service-Center WBF ISCeco, erbracht. Sämtliche Daten sind in der Schweiz gespeichert.

Durch repräsentative Befragungen werden die Bedürfnisse der Unternehmen erhoben. Die am meisten nachgefragten Behördenleistungen für die Wirtschaft wurden in der Nationalen E-Government-Studie 2018 und 2022 der Geschäftsstelle Digitale Verwaltung Schweiz in Zusammenarbeit mit dem SECO abgefragt. Zudem haben die EasyGov-User nach jeder abgeschlossenen Behördenleistung die Möglichkeit, den Prozess zu bewerten und ein Feedback zu hinterlassen. Diese User-Feedbacks fliessen nach Möglichkeit in die Optimierung der Behördenprozesse ein.

Und nicht zuletzt besteht die Begleitgruppe Wirtschaft, wo die Bedürfnisse der Unternehmen diskutiert und Priorisierungen besprochen werden. Der Schweizerische Gewerbeverband ist in der Begleitgruppe durch sgv-Vorstandsmitglied Jacqueline Montandon-la-Longe Moser vertreten. Zudem nehmen economie-suisse und der Schweizerische Treuhänderverband TREUHAND|SUISSE Einsitz.

Ist EasyGov sicher für die Datenübertragung?

EasyGov soll im Bereich Datenschutz und Datensicherheit höchsten Anforderungen genügen. Die Datenübertragung erfolgt verschlüsselt. Sämtliche hinterlegten Daten werden in der Schweiz gespeichert und sind durch aktuellste Technologien vor Missbrauch geschützt. Regelmässige externe Tests – wo von aussen versucht wird, in das System einzudringen – erlauben es, allfällige Schwachstellen im System zu erkennen und Lücken in der Anwendung sofort zu schliessen.

Wie sehen die Entwicklungsperspektiven von EasyGov aus?

Aktuell stehen über 50 Behördenleistungen auf EasyGov zur Verfügung. In den kommenden Jahren wird das Angebot kontinuierlich ausgebaut, sodass den Unternehmen bis Ende 2027 die gefragtesten Behördengänge zur Verfügung stehen.

Ein weiterer Ausbau steht für die Ausländerrechtlichen Arbeitsbewilligungen auf EasyGov an. Zudem sollen der Unternehmensumzug und die Firmenlöschung auf EasyGov möglich sein. Weitere Vorhaben sind die laufende Optimierung der bestehenden Services sowie die Verbesserung der Usability. Auch in den kommenden Jahren sollen die angebotenen Behördenleistungen stark ausgebaut werden.

Mit dem Unternehmensentlastungsgesetz (UEG) und einem beschleunigten Ausbau der Plattform EasyGov setzt der Bundesrat die notwendigen Akzente, damit der Nutzen von EasyGov als zentrales Portal für Behördendienstleistungen weiter steigen wird.

Zur Weiterentwicklung der digitalen Behördendienstleistungen hat der Bundesrat darüber hinaus zusätzliche Massnahmen eingeleitet. Dazu gehören das Projekt Nationale Datenbewirtschaftung sowie die geplante elektronische Identität (E-ID).

Wie viel kostet EasyGov die KMU und die Steuerzahler?

Die Benutzung von EasyGov ist für die Unternehmen kostenfrei. Es können aber Folgekosten entstehen, z.B. Eintragungsgebühren beim Handelsregisteramt oder Gebühren für einen Auszug aus dem Betreibungsregister.

Die Weiterentwicklung des Portals kostete durchschnittlich über die letzten drei Jahre jährlich rund 4,4 Millionen Franken, und die Betriebskosten rund 1,5 Millionen. In Anbetracht der über 50 Behördenleistungen bedeutet dies einen sehr kosteneffizienten Ansatz, da zahlreiche Behörden sich diese Plattform teilen.

Bei der Entwicklung von EasyGov wird ein agiler Prozess längerfristig verfolgt. Es wurde bewusst mit einem kleineren Leistungsumfang gestartet, und die Plattform wird schrittweise ausgebaut. Dadurch können grössere Projektrisiken vermieden und die Akzeptanz seitens der Unternehmen und Steuerzahler sichergestellt werden.

Welche Fragen werden Ihnen von KMU in Bezug auf EasyGov am häufigsten gestellt?

Was ist EasyGov? Und was kann man damit machen? In Sachen Bekanntheitsgrad hat der Online-Schalter für die Unternehmen durchaus noch Luft nach oben. Immerhin: Bis Ende 2022 haben sich auf EasyGov rund 70 000 Unternehmen registriert. Dies entspricht über elf Prozent aller Schweizer Unternehmen.Interview: sgz

www.easygov.swiss

Weiterführende Artikel

Meist Gelesen