Publiziert am: 03.02.2023

Die Meinung

Weniger Regulierungen – im Interesse der KMU

REGULIERUNGEN - Kennen Sie Nutri-Score? Er kenn­zeichnet die Nähr­wert­qualität von Lebensmitteln mit einer farbigen Skala von A grün (ausge­wogen) bis E rot (unausgewogen). Sie finden diese beispielsweise, wenn Sie in der Migros einkaufen. Man mag denken: Toll, diese hilfreiche Angabe. Doch da fangen die Probleme bereits an.

Kennen Sie Nutri-Score? Er kenn­zeichnet die Nährwertqualität von Lebensmitteln mit einer farbigen Skala von A grün (ausgewogen) bis E rot (unausgewogen). Sie finden diese beispielsweise, wenn Sie in der Migros einkaufen. Man mag denken: Toll, diese hilfreiche Angabe. Doch da fangen die Probleme bereits an. Erstens vergleicht Nutri-Score nur ähnliche Lebensmittel. Er gibt also keine Auskünfte darüber, was produkteübergreifend gesünder ist, was verwirrlich sein kann. Zweitens kommt die Skala manchmal zu eigenartigen Ergebnissen. So erhält natürlicher Apfelsaft ein C, Wasser ein grünes A. Schorle, eine Mischung aus Apfelsaft und Wasser, erhält aber – entgegen jeglicher Erwartung – ein orangefarbenes D.

Doch schlimmer ist: Nutri-Score ist eine weitere Regulierung, welche zusätzliche, administrative Belastungen für KMU mit sich bringen wird. Dessen Einführung zeigt zudem gut, wie Regulierungen entstehen und schleichend erweitert werden. Die Skala wurde in Frankreich entwickelt und ist dort seit 2017 auf Produkten zu finden. Das Bundesamt für Lebensmittel-sicherheit und Veterinärwesen sprach sich 2019 dafür aus, die Kennzeichnung zu unterstützen. In Belgien, Deutschland und den Niederlanden empfehlen die Behörden diese ebenso.

In der Schweiz haben sich verschiedene Hersteller und Händler auf freiwilliger Basis dazu verpflichtet, diese von Konsumentenschutzorganisationen empfohlene Lebensmittelampel auf ihre Eigenmarken für die Schweizer Supermärkte zu drucken, zum Beispiel Nestlé. Die Migros will bis Ende 2025 gar sämtliche 10 000 Produkte der Eigenmarken mit der Kennzeichnung versehen. Nun zieht Nutri-Score immer weitere Kreise – auch in der Politik. So hat der Bundesrat unlängst einen Bericht dazu verabschiedet – in Erfüllung eines Postulats, welches der Nationalrat angenommen hatte. Die Regierung will den Bekanntheitsgrad erhöhen. Konkret schlägt sie zusammen mit Firmen aus der Lebensmittelindustrie eine Werbekampagne vor, um auf die Ampel aufmerksam zu machen und zu erklären, wie sie funktioniert. Kostenpunkt: Rund 130 000 Franken – Steuergeld.

Die EU diskutiert derzeit gar, ob die Skala obligatorisch werden soll. Wäre dies der Fall, würde die Schweiz die Übernahme der entsprechenden Regelungen «prüfen». Man muss kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass die neue Angabe wohl bald Pflicht sein wird. Denn regulierungswütige Politiker gibt es wie Sand am Meer. Als Nächstes wird dann die Diskussion beginnen, ob die Kennzeichnung nicht auf alle Lebensmittel ausgedehnt werden soll. Der Bäcker «darf» die Ampel dann auf seinen Brotverpackungen drucken, der Metzger auf das Lebensmittelpapier für sein Fleisch. Wetten?

Eine solche Ausdehnung gilt es zu verhindern. Regulierungen sind bereits heute ein grosses Problem für KMU. Sie fressen viel Zeit, in welcher die Firmen nicht produktiv sein können. Kleine Betriebe verfügen naturgemäss nicht über spezielle Stäbe, die sich diesem stetig wachsenden Papierkram widmen können. Die Konsumenten sindausserdem erwachsene Menschen mit Eigenverantwortung. Bereits jetzt sind Lebensmittel mit zig Angaben – notabene alles ebenso aufwendige Regulierungen – versehen, um Transparenz über deren Inhalt zu schaffen. Die vielen Angaben scheinen nun wiederum zu kompliziert. Also «braucht» es etwas Einfacheres: Und schwupps, kommt in Form von Nutri-Score eine weitere Regulierung oben drauf. Diese neue Ampelist nur ein Beispiel in einem ganzen Dschungel an Regulierungen. Das Beispiel zeigt auf, dass diese Regulierungskaskade durchbrochen werden muss – vor allem auch im Interesse der KMU.

Weiterführende Artikel

Meist Gelesen