Publiziert am: 03.03.2023

Auftakt zu einem letzten Aufbäumen

Neuheiten 2023 – Elektro ist weiterhin Trumpf, sowohl bei den Personenwagenwie auch bei den leichten Nutzfahrzeugen. Doch noch gibt es auch zahlreiche spannende Neuerscheinungen mit Verbrennungsmotor.

Beim Blick auf die Auto-Neuheiten 2023 fällt auf: Anders als in den vergangenen zwei Jahren sind nicht fast alle der neuen Modelle rein elektrisch, es sind auch wieder vermehrt Neuerscheinungen mit Verbrennungsmotor angekündigt. Darin ist nicht etwa ein Trendwechsel zu erkennen – es ist der Auftakt zu einem letzten Aufbäumen vor dem Verbot von neuen Modellen mit Verbrennungsmotor, das die EU (und somit auch die Schweiz) ab 2035 durchziehen will. Doch schon zehn Jahre davor, wenn die neue Abgasnorm Euro7 in Kraft treten soll, werden es Autos mit rein thermischem Antrieb schwer haben. Zu aufwendig und damit zu teuer wird es dann für die Hersteller, solche Modelle zu homologieren – neue Autos ohne elektrische Unterstützung wird es ab dann kaum mehr geben.

Ob der aufgezwungene Batterieantrieb als alleinige Antriebsform wirklich Sinn macht, oder ob es für die Umwelt nicht doch besser wäre, wenn spannenden Alternativen wie E-Fuel oder Wasserstoff ebenfalls eine Chance gegeben würde, darüber sind sich die Protagonisten uneinig – die europäische Politik scheint ersteres zu bevorzugen, Fachleute tendieren zur zweiten Variante.

Und die Industrie? Gerade die Autohersteller müssen opportunistisch bleiben, müssen als börsen-kotierte Unternehmen den für sie Erfolg versprechendsten Weg gehen und dabei gute Miene zum verwirrenden Spiel machen. Den politischen Schranken müssen sie sich ohnehin unterwerfen – da tut man nach aussen lieber so, als würde man den aufgezwungenen Wandel aus freien Stücken vollziehen.

Emotionen mit Benzingeruch

Sei’s drum, noch sind weder Euro7 noch Verbrennerverbot in Stein gemeisselt, noch dürfen die Hersteller Modelle mit thermischem Antrieb lancieren. BMW gibt 2023 diesbezüglich Gas und bringt mit der neuen Generation des M2 sowie dem riesigen Power-SUV XM zwei hochpotente Modelle, die den Puls der Fans nach oben treiben werden. Der M2 wird von einem 3-Liter-Reihensechszylinder-Biturbobenziner mit 338 kW/460 PS angetrieben und spurtet damit in 4,1 Sekunden auf Tempo 100. Am anderen Ende der M-Skala dehnt der XM die Grenzen von BMWs Sporttochter weiter aus: Dank Plug-in-Hybridantrieb bringt der 5,10 Meter lange und 2,7 Tonnen schwere Koloss eine Leistung von 480 kW/653 PS auf die Räder.

Die wichtigste Neuheit bei VW, die Neuauflage des Tiguan, ist ebenfalls kein Stromer. Der SUV war im vergangenen Jahr das zweitmeist verkaufte Auto der Welt und dürfte einem Angebot aus Vierzylinder-Mildhybriden und einer PHEV-Variante auch weiterhin viel Geld in die Kasse der Wolfsburger spülen. Auch Ford setzt noch einmal auf Benzin: Zunächst startet mit dem neuen Ranger Raptor ein muskelbepackter Pick-up mit einem doppeltaufgeladenen Dreiliter-V6 in den Markt, später im Jahr wird die neue Generation der Sportwagenlegende Mustang erwartet – natürlich traditionell mit grossem V8.

Mazda wird gegen Ende des Jahres den CX-80 lancieren, ein grosser SUV mit Sechszylinder-Reihenmotor. Ebenfalls auf Emotionen mit Benzingeruch setzt Honda bei der komplett neuen Variante ihres Hot Hatchbacks Civic Type-R, der fortan mit 242 kW/329 PS die eingeschworene Fangemeinde begeistern soll und in 5,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h stürmt. Hyundai bringt den neuen Kona, der neben einer Elektrovariante weiterhin auch mit Benzin- und Hybridantrieb erhältlich sein wird. Und auch Mercedes setzt bei der nächsten Generation der E-Klasse auf Verbrenner, gespickt mit spannenden Plug-in-Varianten.

Stromer quer durch die Segmente

Selbstverständlich werden aber auch in diesem Jahr viele neue Modelle mit reinem Elektroantrieb auf den Markt kommen. Audi beispielsweise lanciert mit dem Q6 e-tron einen luxuriösen E-SUV auf Basis einer komplett neuen Plattform, die zusammen mit Porsche entwickelt wurde. Porsche bringt darauf den vollelektrischen Macan – ob der es allerdings noch 2023 zu den Händlern schafft, ist ungewiss.

Cupra lanciert mit dem Tavascan einen schnittigen SUV, der technisch auf dem VW ID.5 basiert und gegen Ende Jahr mit bis zu 225 kW/306 PS und 450 Kilometern Reichweite erwartet wird. VW selbst wird die E-Limousine ID.7 auf die Strasse bringen, mit einer Normreichweite von bis zu 700 Kilometern. Vom ID.Buzz kommt zudem eine Variante mit längerem Radstand. Polestar stellt die dritte Modellreihe, den lange erwartete SUV Polestar 3, zu den Händlern. Und bei Hyundai wartet man ungeduldig auf die Ankunft des Ioniq 6, der mit Normreichweiten von bis zu 614 Kilometern und ul-traschnellem Laden (350 kW) bald bei den Händlern eintrudeln sollte.

Auch im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge ist Strom weiterhin angesagt. Die neuen Elektro-Hochdachkombis Nissan Townstar EV, Renault Kangoo E-Tech und Mercedes EQT sind fĂĽr Familien und fĂĽrs Gewerbe gleichermassen spannend, auch wenn ihre Normreichweiten zwischen 280 und 300 Kilometer nicht zu grossen SprĂĽngen einladen. Und auch bei den Kastenwagen geht die Elektrifizierung munter weiter: Mit dem Ford E-Transit Custom und dem Renault Trafic E-Tech kommen 2023 weitere Transporter mit reinem Elektroantrieb auf den Markt, die sich besonders fĂĽr den Einsatz auf der sogenannten Letzten Meile empfehlen.

Dave Schneider

Meist Gelesen