Das Regionalmuseum Chüechlihus ist eines der grössten und vielfältigsten Regionalmuseen der Schweiz. Das Museum besitzt eine kulturhistorische Sammlung von gut 25 000 regional bis national bedeutsamen Objekten, die das Leben im oberen Emmental von gestern (bis heute) dokumentieren. Über Jahre hinweg haben sich dabei Hunderte Objekte angesammelt, die mehrfach vorhanden oder unvollständig sind. Die Geschichte der meisten von ihnen ist nicht dokumentiert. Diese Objekte kommen deshalb für eine Entsammlung – eine sogenannte Deakzession – infrage.
Seit letztem Jahr verfolgt das Regionalmuseum Chüechlihus ein auf drei Jahre angelegtes Entsammlungsprojekt. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf textilen Objekten, also auf Anzügen, Kleidern und Trachtenteilen, aber auch Geschirr, Regenschirmen und einigem mehr. Vieles davon stammt aus einer Schenkung ans Museum, von der aber nur ein sehr kleiner Teil überhaupt in die Sammlung passt. Auf den ersten Blick widerspricht es den Grundaufgaben eines Museums, Objekte wegzugeben. Sind die Museen doch dazu da, Kulturgut zu sammeln. «Unter den richtigen Voraussetzungen und im Rahmen gesetzlicher und ethischer Vorgaben ist das Aussondern von Museumsgegenständen aber nicht nur vertretbar, sondern für eine verantwortungsvolle Sammlungspflege auch notwendig», sagt der Projektleiter und Entsammlungsexperte Simon Schweizer. Über viele Jahre hinweg ein Tabuthema in Schweizer Museen, macht das Regionalmuseum Chüechlihus jetzt den Schritt in die Öffentlichkeit und entsammelt Teile seiner Objekte – gemeinsam mit der Bevölkerung.
Mitmachen und Wunschobjekt nach Hause nehmen
Das Regionalmuseum Chüechlihus sammelt und bewahrt das Kulturgut aus dem Oberemmental. Über Jahre hinweg haben sich dabei Hunderte Objekte angesammelt, die mehrfach vorhanden oder unvollständig sind. Die Geschichte der meisten von ihnen ist nicht dokumentiert. Diese Objekte kommen deshalb für eine Entsammlung infrage. «Da das Kulturgut der Emmentaler Bevölkerung gehört, es von hier kommt und die Geschichte der Region widerspiegelt, besitzen alle Emmentaler ein Mitspracherecht. Sie entscheiden mit, was mit den Objekten geschieht» , führt die Museumsleiterin Carmen Simon aus. Die Vorauswahl der Objekte für die Entsammlung wurde von den Museumsmitarbeitenden bestimmt.
Das Pionierprojekt hat am 5. April 2023 gestartet und damit hat die erste Abstimmungsphase begonnen, die bis zum 24. April 2023 dauern und in der gemeinsam entschieden wird, welche Gegenstände das Museum weggibt. Zwischen dem 9. Mai und 26. Juni 2023 können sich anschliessend online alle – auch Menschen und Institutionen, die nicht aus dem Emmental sind – mit einer Idee bewerben, die einem alten Gegenstand neues Leben einhauchen möchten. Vom 9. Juli bis 14. August 2023 wird nochmals abgestimmt: Die Emmentalerinnen und Emmentaler entscheiden dann, welche Ideen umgesetzt werden und damit an wen die Objekte definitiv gehen.
Objektrat #AltSuchtNeu
Begleitet wird dieses Projekt von verschiedenen Persönlichkeiten der Region, Fachpersonen und zufällig ausgelosten Vertreterinnen und Vertretern aus der Bevölkerung: Carmen Simon, Museumsleitung; Simon Schweizer, Experte für Deakzessionsprojekte; Elisabeth Zäch, Präsidentin Förderverein Emmental; Martin Lehmann, Gemeinderat Ressort Kultur Langnau i.E.; Samuel Buri, Gemeindeschreiber und Kulturbeauftragter Langnau i.E. sowie Christine Bucher,Sven Graber und Stephan Rüegsegger als Vertreterinnen und Vertreter aus der Bevölkerung. Sie alle bilden gemeinsam den neu gegründeten Objektrat #Alt-SuchtNeu. Dieses Gremium entscheidet mit, welche Objekte entsammelt werden und wer sie erhält. Die Online-Abstimmung der Bevölkerung fliesst jeweils zu einem Drittel in den Entscheid mit ein.pd/CR
www.entsammeln.ch
www.regionalmusem-langnau.ch