Publiziert am: 28.04.2023

Viele kleine Banken

BANKENPLATZ SCHWEIZ – In der Sondersession zur Credit Suisse standen die CS und die UBS im Mittelpunkt. Was aber schnell vergessen geht: Der Schweizer Bankenplatz besteht aus vielen kleinen Banken – welche tipptopp arbeiten. Mehr kleinere Banken bedeutet mehr Auswahl, mehr Wettbewerb – und damit kleinere Risiken.

Banken erfüllen wichtige wirtschaftliche Funktionen – in der Schweiz und anderswo: Sie sorgen für den Zahlungsverkehr, ermöglichen Investitionen und verwalten Vermögen. Zudem verbinden sie das Land mit der Aussenwelt. Das machen alle Banken – und nicht nur die Grossen, von denen dieser Tage so viel die Rede ist. Gerade deshalb gibt es um die 240 Banken in der Schweiz. Man denke etwa an Raiffeisen, Kantonalbanken, Privatbankiers oder Regionalbanken.

Zusammen mit den anderen Finanzdienstleistern und Versicherern machen alle diese Banken etwa neun Prozent des Bruttoinlandprodukts BIP aus. Das sind zwar um die 70 Milliarden Franken pro Jahr, was keineswegs wenig ist. Doch andere wirtschaftliche Aktivitäten haben einen grösseren Anteil an der Schweizer Wertschöpfung. Auf den Handel gehen etwa 15 Prozent des BIP zurück; auf das verarbeitende Gewerbe und die Industrie fast 20 Prozent.

Risiken akzeptieren

Es herrscht die Vorstellung, man könne Risiken, die von einigen Banken ausgehen, mit Regulierung minimieren. Gerade das Beispiel der Credit Suisse zeigt die Grenzen dieser Idee auf. Denn in den letzten 15 Jahren hat die Schweiz immerfort an der «Too big to fail»-Regulierung gearbeitet.

Diese stützt sich auf zwei Säulen: Die Prävention will die volkswirtschaftlichen Risiken, die von den Grossbanken ausgehen, minimieren. Die Abwicklung will, dass im Fall des Eintritts solcher Risiken die Bank geordnet liquidiert oder redimensioniert werden kann.

Der Fall der CS zeigt es auf: Die Prävention hat nicht gewirkt. Die Grossbank blieb systemrelevant und musste gerettet werden. Auch die Abwicklung hat nicht funktioniert. Denn kein Gesetz schafft es, einem betrieblichen Vertrauensverlust und damit einem Bank-Run entgegenzuwirken.

Wettbewerb reduziert Risiken

Risiken werden immer eintreffen. Also muss man sich damit abfinden. Man kann sich nur gegen Risiken immunisieren, indem man, wenn sie schon eintreffen, ĂĽber genĂĽgend Alternativen verfĂĽgt. Der Volksmund hat also Recht, wenn er behauptet, man solle nicht alle Eier in einen Korb legen.

Was heisst das fĂĽr die Banken? Ihre Anzahl, ihre Diversifizierung und ihre Differenzierung ist eine Ressource. Die Vielfalt des Bankenplatzes fĂĽhrt zu mehr Wettbewerb, und dieser Wettbewerb fĂĽhrt zu einer Reduktion der Risiken. Denn dank einem funktionierenden Wettbewerb wird keine Bank so gross, dass sie zum volkswirtschaftlichen Klumpen wird.

Umso wichtiger ist es, die Regulierungen für jene etwa 240 Banken, die gut arbeiten, nicht zu verschärfen. Denn mehr Regulierung bedeutet weniger Vielfalt, weniger Wettbewerb – und damit mehr Risiko. Im Übrigen: Deshalb ist es auch wichtig, die wettbewerblichen Auswirkungen der neuen Mega-UBS genau zu überprüfen.

Dezentral ist Trumpf

Es ist auch wichtig, genau abzuklären, was genau am «Too big to fail»-System nicht funktioniert hat. Warum blieb die CS systemrelevant? Warum hat die Aufsicht nicht früher eingegriffen? Wie genau hängen andere Banken von der CS ab?

Und damit sind wir wieder beim Anfang. Die Übernahme der CS durch die UBS ist ein Notfallplan, der vermutlich sogar funktioniert. Aber um von solchen Übungen abzukommen und um das Problem der Banken zu lösen, die zu gross sind, um bankrott zu gehen, muss man auf Wettbewerb und Dezentralisierung setzen. Mehr kleinere Banken bedeutet mehr Auswahl, mehr Wettbewerb – und damit kleinere Risiken.

Henrique Schneider,

Stv. Direktor sgv

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