
Mehr als 7000 Inseln
Philippinen – Vielen ist der Archipel weitgehend unbekannt. Noch weniger macht das Land von sich als Wirtschaftsstandort reden. Und trotzdem ist es einer der derzeit stärksten Emerging Markets.
Asien – Nach Jahrzehnten der Euphorie scheint nun Ernüchterung bezüglich China einzukehren. Dafür wird Indien angepriesen. Dieses Land ist gleichzeitig besser und schlechter als sein Ruf.
Gemäss Wirtschaftsprognosen sollte Indien bis etwa 2030 zur drittgrössten Volkswirtschaft der Welt avancieren. S&P Global, der Wirtschaftsberatungsdienst, geht von einem jährlichen Wirtschaftswachstum von etwa 6,3 Prozent bis 2030 aus. Auch Morgan Stanley schätzt, dass sich das indische Bruttoinlandprodukt (BIP) bis 2031 gegenüber dem derzeitigen Stand mehr als verdoppeln wird.
«Indien verfügt über die Voraussetzungen für einen Wirtschaftsboom, der durch Offshoring, Investitionen in die Fertigung, die Energiewende und die fortschrittliche digitale Infrastruktur des Landes angeheizt wird.» So schätzen die Analysten von Morgan Stanley die Zukunft ein.
Die indische Regierung hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Drehscheibe für ausländische Investoren zu werden. Dies soll laut S&P-Analysten vor allem durch das Production Linked Incentive Scheme (PLIS) geschehen, das die Produktion und den Export ankurbeln soll. Das sogenannte PLIS, das 2020 eingeführt wurde, bietet sowohl inländischen als auch ausländischen Investoren Anreize in Form von Steuernachlässen und Lizenzfreigaben – neben weiteren Anreizen.
«Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Regierung auf PLIS als Instrument setzt, um die indische Wirtschaft exportorientierter zu machen und stärker in die globalen Lieferketten einzubinden», schreiben die S&P-Analysten. Das Ziel der Regierung ist, den heutigen Anteil des industriellen Sektors von 15 auf 21 Prozent des BIP zu steigern.
Trotz aller Begeisterung bleiben die Risiken. Heute schon exportiert Indien etwa 20 Prozent seines Outputs. Eine weltweite Rezession, ob sie in der EU, den USA oder in China ihren Anfang nimmt, trifft Indien direkt. In diesem Falle würden sich diese Aussichten nicht verwirklichen.
Weitere Risikofaktoren sind das prekäre Angebot an qualifizierten Arbeitskräften, ungünstige geopolitische Ereignisse und politische Fehler, die durch die Wahl einer «schwächeren Regierung» entstehen könnten. So sieht es Morgan Stanley. Volkswirtschaftlich gesehen sind diese Risiken sogar noch klein, wenn man sie mit anderen Indikatoren vergleicht.
«Indien verfügt über die Voraussetzungen für einen Wirtschaftsboom.»
Der Anteil nicht zurückbezahlter Kredite beträgt um die sechs Prozent und je nach Jahr über elf Prozent. Der Anstieg der Produktivität ist mit demjenigen in Europa vergleichbar: Er ist also schwach. Das sind viel grössere wirtschaftliche Risiken als eine diffuse geopolitische Lage.
Indien war schon in den letzten Jahrzehnten ein Markt mit vielen Chancen. Die Entwicklung, die dort stattfindet, ist eine andere als in China. Doch auch sie ist beeindruckend und auch sie birgt Risiken. Vermutlich sind sämtliche euphorischen Ausblicke auf Indien übertrieben. Doch abschreiben sollte man das Land, das sich selbst als unglaublich bezeichnet, nicht. Indien ist das, was es vorgibt zu sein: ein Emerging Market.
Henrique Schneider,
Stv. Direktor sgv
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